Chancen und Herausforderungen zunehmender Diversität
Der Arbeitswelt wird vielfältiger. Strukturen und Wertschöpfungsprozesse der Betriebe differenzieren sich weiter aus. Gleichzeitig kommt der Diversität von Belegschaften eine wachsende Bedeutung zu. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersucht Chancen und Herausforderungen dieser Entwicklung und ermittelt Erfolgsfaktoren von Vielfalt und Teilhabe verschiedener Erwerbstätigengruppen im Betrieb.
Vielfalt im Betrieb kann häufig erstmal als "Störfaktor" wahrgenommen werden, der "Reibungsverluste" in den betrieblichen Abläufen erzeugt. Beispielsweise wenn Beschäftigte aufgrund von Sprachschwierigkeiten die Arbeitsaufgabe nicht richtig verstehen, Ältere nicht mehr die volle körperliche Leistung bringen können, oder Teambesprechungen aufgrund der flexiblen Arbeitszeitmodelle kaum noch möglich sind.
Arbeit menschengerecht gestalten
Die BAuA forscht zu Fragen der differenziellen Arbeitsgestaltung. Durch diese sollen Personen gefördert werden, die ohne entsprechende Unterstützung bestimmte Tätigkeiten nicht ausüben könnten. Insbesondere assistive Technologien ermöglichen Beschäftigten mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oder Behinderungen neue Tätigkeiten.
Je nach Ausgestaltung können innovative Technologien der Inklusion neue Chancen eröffnen oder auch eine Barriere darstellen. Die Erwerbsquote von Menschen mit Behinderungen liegt bislang deutlich unter der Quote der Gesamtbevölkerung. Daher werden die Arbeitssituation von Menschen mit Behinderungen beleuchtet und die Faktoren erfolgreicher Inklusion ermittelt.
Forschung für die Vielfalt
Die BAuA untersucht außerdem den Zusammenhang von Arbeitsbedingungen und Gesundheit in verschiedenen Erwerbstätigengruppen. Diese werden anhand bestimmter Merkmale unterschieden, etwa nach Alter, Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, ethnischer Herkunft, Nationalität, Religion, persönlicher Werte, Weltanschauung, sozialer Herkunft sowie unterschiedlicher körperlicher und geistiger Fähigkeiten. Ziel ist es, Bedürfnisse und Vulnerabilitäten von spezifischen Erwerbstätigengruppen besser zu verstehen und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu fördern.
In der kontextsensiblen Forschung wird Diversität in ihrer Wechselwirkung mit Arbeitsbedingungen, betrieblichen Faktoren und gesellschaftlichen Dynamiken betrachtet. Beispielsweise beeinflusst die betriebswirtschaftliche Orientierung der Krankenhäuser an Fallpauschalen die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals.
Video: Forschung konkret
BAuA-Wissenschaftlerin JProf. Dr. Lena Hünefeld beantwortet drei Fragen zum Thema "Vielfalt und Förderung beruflicher Teilhabe".
3 Fragen zum Thema "Vielfalt und Förderung beruflicher Teilhabe"
Return-to-Work und Wiedereingliederung
Ein weiterer Fokus wird auf die Prozesse der Wiedereingliederung (BEM) und die Wirksamkeit von Return-to-Work (RTW)-Maßnahmen gelegt. In der Forschungslinie „Betriebliches Eingliederungsmanagement stärken und Return-to-Work fördern“ geht es um die Beschreibung und Analyse des Wiedereingliederungsgeschehens, der aktuellen Praxis der stufenweisen Wiedereingliederung und der Wirksamkeit von RTW-Maßnahmen, beispielsweise der intensivierten Nachsorge in psychiatrischen Institutsambulanzen.
Demografischer Wandel
Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt. Alternde Belegschaften und Fachkräftemangel machen es notwendig, Arbeitsbedingungen sowohl altersgerecht als auch alternsgerecht zu gestalten, damit die Beschäftigten ihre Tätigkeit lange und gesund ausüben können.