Schutz der Beschäftigten im Umgang mit Chemikalien
Voraussetzung für einen sicheren Umgang mit Chemikalien am Arbeitsplatz ist die Beschreibung, Bewertung und das Management von Risiken. Hierbei unterstützt die "Bewertungsstelle für Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten" (kurz "REACH - Bewertungsstelle Arbeitsschutz") das Chemikalienmanagement mit den Verfahren der europäischen REACH Verordnung.
Die Basis für ein solches Chemikalienmanagement bilden Daten zur Toxikologie, Exposition und Arbeitsmedizin von Stoffen. Diese Daten münden in eine Risikobeschreibung, welche die Grundlage für eine Risikobewertung darstellt. Im Anschluss wird ein zielführendes regulatorisches Risikomanagement entwickelt. Im Rahmen der REACH Verordnung zählen hierzu insbesondere das Zulassungs- und Beschränkungsverfahren.
Ein Beispiel für ein Risikomanagement unter der REACH-Verordnung ist die durch die BAuA angestoßene REACH-Beschränkung der Stoffgruppe der Diisocyanate (DII). Diisocyanate sind eine wichtige Substanzklasse in der Industrie, die bei der Herstellung von polyurethanhaltigen Materialien (z. B. Lacke, Schaumstoffe) verwendet werden. Diisocyanate können zu Atemwegs- und Hauterkrankungen führen, die schlimmste Folge ist Asthma. Die 2020 in Kraft getretene REACH-Beschränkung enthält unter anderem eine Schulungspflicht der Diisocyanat-Beschäftigten. Seit dem 24. August 2023 müssen Anwender den Besuch einer Schulung zum sicheren Umgang mit Diisocyanaten vorweisen. Ohne Trainingsnachweis besteht ein Verwendungsverbot.
Als Ressortforschungseinrichtung untersucht die BAuA auch die Auswirkungen ihrer regulatorischen Maßnahmen auf die Verbesserung des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmenden.
Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Marktrecherche „Herstellung, Import und Verwendung diisocyanathaltiger Produkte mit Schwerpunkt in der Baubranche in der EU.“ Die Marktrecherche zielte darauf ab, die aktuelle Marktsituation darzustellen. Dazu wurde die Entwicklung des Diisocyanat-Gehalts in Produkten analysiert und die Effektivität von Risikominderungsmaßnahmen mittels neuer und verbesserter Produktdesigns untersucht. Der Bericht zur Marktrecherche wurde Ende 2023 veröffentlicht.
Ein weiteres Beispiel ist ein aktuelles Kooperationsprojekt mit Beteiligung der Fachgruppe "Toxikologie" der BAuA, bei dem seit Frühjahr 2023 Betriebe besucht werden. In der deutschlandweiten Studie werden die DII-Exposition und die gesundheitlichen Effekte der Beschränkung auf Betriebsebene im Längsschnitt verfolgt und gleichzeitig die Wirksamkeit der vorgegebenen Schulungsmaßnahmen überprüft. Ein ausführlicher Artikel dazu findet sich in der BAUA: AKTUELL - AUSGABE 3/2024 auf Seite 10.