Prävention und Umgang im Betrieb
Mobbingerfahrungen können psychische Beschwerden begünstigen, bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen oder Betroffene zur Kündigung veranlassen. Damit Mobbing im Betrieb keine Chance hat, muss im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ein besonderes Augenmerk auf das psychosoziale Arbeitsumfeld gelegt werden.
Mobbing ist ein Prozess, bei dem Betroffene wiederkehrenden und anhaltenden, schädigenden Verhaltensweisen ausgesetzt sind, wie Anfeindung, Belästigung, Ausgrenzung, Schikane und Bloßstellung. In den Betroffenen löst Mobbing ein Gefühl der Hilflosigkeit und Wehrlosigkeit aus. Am Arbeitsplatz kann es in alle hierarchischen Richtungen stattfinden, unabhängig von objektiven Machtverhältnissen.
Laut aktuellem Stand der Wissenschaft begünstigen Mobbingerfahrungen u.a. depressive Symptomatiken, Angststörungen und weitere psychische Beschwerden wie emotionale Erschöpfung. Auswertungen der Studie zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) zeigen, dass die Auswirkungen von Mobbing bis hin zur Arbeitsunfähigkeit oder Kündigung der Betroffenen führen. Der S-MGA zufolge schätzen wir, dass etwa 5-7 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland von Mobbing betroffen sind.
Präventive Arbeitsgestaltung
Wir betrachten Mobbing systemisch als Ausdruck/Symptom einer ungünstigen psychosozialen Arbeitsumgebung. Analysen der S-MGA zeigen, dass Mobbingfälle häufig in Zusammenhang mit betrieblichen Umstrukturierungen, hoher Arbeitsgeschwindigkeit, hoher Arbeitsmenge, geringen Einflussmöglichkeiten bei der Arbeit sowie Mängeln in der Führungsqualität standen.
Im Fokus der Prävention steht daher die Gestaltung eines psychosozialen Arbeitsumfeldes, in der schädigende Verhaltensweisen (wie Anfeindung, Belästigung, Ausgrenzung, Schikane und Bloßstellung) weder zugelassen noch begünstigt werden. Neben einem entsprechenden Verhaltenskodex, einer wertschätzenden und mitarbeiterorientierten Führung und der Vermeidung von arbeitsbedingtem Stress gehören dazu auch betriebliche Vorkehrungen, um mögliche Fälle von Mobbing am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen und zu unterbinden (z.B. Sensibilisierung und Schulung von Beschäftigten und Führungskräften, Meldestellen, sowie klare Regelungen von Prozessen und Verantwortlichkeiten im Umgang mit Anzeigen oder Beobachtungen von Mobbingfällen).
Wesentliche Grundlage hierfür ist die Gefährdungsbeurteilung. Sinnvoll und empfehlenswert kann zudem die sozialpartnerschaftliche Vereinbarung von Vorkehrungen und Maßnahmen zum Umgang mit Fällen von Mobbing in Betriebs- oder Dienstvereinbarungen sein.