Handlungshilfen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Zeitarbeitsbranche
Trotz sinkender Unfallzahlen in den letzten Jahren ist der Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Zeitarbeit immer noch defizitär. Unfallhäufigkeit und Krankenstand liegen in der Zeitarbeit deutlich über dem Niveau anderer Branchen.
Die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in der Leiharbeitsbranche führen zu einem vergleichsweise hohen Gefährdungs- und Belastungspotenzial: Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer sind unter anderem aufgrund kurzzyklischer und proportional häufiger Einsätze im Produktions- und Hilfssektor an wechselnden Arbeitsplätzen verstärkt der Gefahr von Arbeitsunfällen ausgesetzt. Oft fehlen auch die vorgeschriebenen Unterweisungen.
Körperliche und seelische Gefährdungen der Zeitarbeitnehmer
Die Gefährdungen sind allerdings nicht nur physischer, sondern verstärkt emotionaler und psychischer Art. Alles deutet darauf hin, dass sich die Kombination aus physischen und psychischen Belastungen beim Arbeitseinsatz vorwiegend in seelisch-körperlichen Fehlbeanspruchungen (zum Beispiel Muskel-Skelett-Erkrankungen) äußert.
Bei der Überlassung von Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern entsteht eine Beziehung zwischen Zeitarbeitsfirma, Einsatzbetrieb bzw. Kundenbetrieb und den Beschäftigten in Zeitarbeit. Die Arbeitsverhältnisse sind häufig nur von kurzer Dauer, die eigentlichen Arbeitseinsätze in den Kundenbetrieben können noch kürzer sein. Das bedeutet für die Beschäftigten besondere Herausforderungen:
- Ständig wechselnde Arbeitsplätze mit unterschiedlichen Arbeitsanforderungen
- Häufige Anpassung an neue Arbeitsabläufe
- Unterschiedliche Organisationsstrukturen und betriebliche Kommunikationswege
- Veränderte Umgebungseinflüsse
Weitere Probleme in der Zeitarbeit ergeben sich häufig aus dem unzureichenden Austausch von Informationen bezüglich der Anforderungsprofile und Einsatzbedingungen, die für den sicheren und gesundheitsgerechten Einsatz zwischen Zeitarbeitsunternehmen und Kundenbetrieb erforderlich wären. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer oft in prekären Arbeitsverhältnissen befinden.
Kommunikation und Absprachen zwischen den Beteiligten
Im Dreieck zwischen Zeitarbeitsunternehmen, Einsatzbetrieb und Zeitarbeitnehmer profitieren alle Beteiligten von einer engen Kommunikation und klaren Absprachen. Das zeigen die Ergebnisse des von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fachlich begleiteten Projekts GEZA zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Leiharbeit. Alle Aktivitäten wurden im Rahmen des Modellprogramms zur Bekämpfung arbeitsbedingter Erkrankungen vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und von der BAuA fachlich begleitet.
GEZA: gesunde Zeitarbeit mit System
Das Projekt "Gesunde Zeitarbeit - Arbeits- und Gesundheitsschutz mit System. Entwicklung und Erprobung eines integrierten Gesundheitsmanagements für die Zeitarbeitsbranche" (GEZA) befasste sich mit der Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements in Zeitarbeitsunternehmen. Zudem führte es Gesundheitsgespräche mit Zeitarbeitnehmern durch. Die Kooperation mit einer Krankenkasse wurde erprobt und die sogenannte Hattersheimer Deklaration erarbeitet, die Informationswege und -pflichten zwischen Zeitarbeitsunternehmen und Entleihunternehmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement festlegt. Zum Abschluss wurden Entscheidungs- und Handlungshilfen veröffentlicht.
Online-Lernprogramm: Gesundheitsgespräche in der Personaldienstleistung
INQA-Handlungshilfen Gesundheitsmanagement in Zeitarbeitsunternehmen