Industrie 4.0: Normungs- und Regulierungslandkarte

Übersicht über Dokumente und Arbeiten der Normungsorganisationen

Aufgrund der enormen Vielzahl von konkreten Technologien im Bereich der weiter oben beschriebenen Industrie 4.0 Entwicklungslinien konzentriert sich die nachfolgende Übersicht zunächst auf den Aspekt der künstlichen Intelligenz (KI). KI ist eine Querschnittstechnologie mit weitreichenden Auswirkungen auf die Produktsicherheit und den technischen Arbeitsschutz.

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen Dokumente von Normungsorganisationen, welche definitionsgemäß nicht alle unter den Begriff "Norm" fallen (z. B. gemäß DIN EN 45020) oder von den veröffentlichenden Institutionen als Norm eingestuft werden, aber die in einem weiteren Sinne als allgemein anerkannte technische Regeln angesehen werden können. Dazu gehören beispielsweise auch Technical Reports und Guides. Aufgenommen wurden Dokumente, die aus Sicht der Produktsicherheit und des technischen Arbeitsschutzes als relevant bewertet wurden. Einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben die nachfolgenden Abbildungen nicht.

Bestehende Software-Normen

Da es sich bei KI-Technologien in erster Linie um Software handelt, soll hier zunächst ein Überblick über bestehende Software-Normen gegeben werden.

Allgemeine, branchenunabhängige Normen, wie die DIN IEC ISO 25000-er Reihe, behandeln Software- und Datenqualitätsanforderungen. Das Testen von Software wird beispielsweise in der ISO IEC IEEE 29119 und der ISO IEC 33063 behandelt. Für den Produktsicherheitsbereich besonders relevant sind außerdem Normen, die das Thema "Funktionale Sicherheit" behandeln. Hier sind insbesondere die DIN EN IEC 61508 als grundlegende Norm (blau umrandet) und deren branchenspezifische Ausführungen zu nennen. Die ISO PAS 21448 führt die "Sicherheit der Sollfunktion" ein und betrachtet Unzulänglichkeiten der gewollten Funktionalität, welche auch der Umgebung und der Kommunikation zugeordnet werden können. Des Weiteren existieren Normen beispielsweise zu Big Data, ITRisiko und Software-Validierung.

Bei der Neuentwicklung von Normen und technischen Regeln sollte eine Berücksichtigung der bestehenden Dokumente erfolgen und die neuen Herausforderungen durch KI, die in den bestehenden Normen nicht erfasst sind, benannt werden.

Abbildung 5. Übersicht Normung: Bestehende Software-Normen/Standards © Silvia Vock, BAuA; Taras Holoyad, BNetzA

Aktueller Stand der KI-Normung

In Abbildung 6 werden aktuelle Normungsdokumente mit direktem Bezug zu KI zusammengefasst. Die Dokumente beziehen sich beispielsweise auf allgemeine Eigenschaften von KI, wie Robustheit (z.B. ISO IEC 24029-1) und Vertrauenswürdigkeit (z.B. ISO IEC TR 24028), oder behandeln branchenspezifische KI-Aspekte, wie beispielsweise Fragen der Sicherheit von Erdbaumaschinen (z.B. ISO 17757).

Diese Übersicht zeigt eine Momentaufnahme, da die KI-Normungslandschaft derzeit von einem stetigen Zuwachs geprägt ist.

Abbildung 6. Übersicht Normung: KI-Normen/Standards © Silvia Vock, BAuA; Taras Holoyad, BNetzA

Auf allen Normungsebenen arbeiten zahlreiche Gremien an der Erstellung weiterer KI-Normen. Einen Überblick über diese Gremien zeigt die letzte Abbildung. Die Normungsgremien adressieren sowohl horizontale, branchenübergreifende, als auch vertikale, branchenspezifische Anforderungen und Kriterien für KI-Anwendungen. Gremien, in denen die BAuA aktiv ist, sind grün markiert.

Abbildung 7. Übersicht Normung: Gremien, die sich mit KI beschäftigen © Silvia Vock, BAuA; Taras Holoyad, BNetzA

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