Ziel der Untersuchungen war, im Tiermodell zwei Azopigmente nach Aufnahme über die Atemwege auf die Bioverfügbarkeit von 3,3"-Dichlorbenzidin zu untersuchen. Ratten wurden durch intratracheale Instillation in je zwei Dosierungen (10 und 20 mg) mit Pigment Yellow 17 oder mit Pigment Yellow 83 behandelt. Während fünfmaliger Behandlung innerhalb von 4 Wochen und einer zusätzlichen Nachbeobachtungszeit von 4 Wochen wurde das hydrolysierbare 3,3"-Dichlorbenzidin in Urin, Faeces und Hämoglobin mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie mit negativer chemischer Ionisation bestimmt. Zum Vergleich wurden Daten nach Behandlung mit 3,3"-Dichlorbenzidin, mit einem löslichen Farbstoff (Direct Red 46) und dem Trägerstoff erhoben.

Die wichtigsten Ergebnisse waren:

(1) Der Pigmentgehalt der Lungen betrug an Tag 31 im Mittel zwischen 50 % und 75 % der applizierten Menge; er nahm während der Nachbeobachtungszeit nicht ab.

(2) Bei den mit Pigment Yellow 17 behandelten Tieren wurden in Urin, Faeces und in der Bindung an Hämoglobin kein 3,3"-Dichlorbenzidin nachgewiesen. Die Bioverfügbarkeit von 3,3"-Dichlorbenzidin war, auf den Pigmentgehalt der Lungen bezogen, im Mittel geringer als 0.00008 Mol% pro 24h.

(3) Nach intratrachealer Instillation von Pigment Yellow 83 wurden während der Behandlungsphase im Urin geringe Mengen 3,3"-Dichlorbenzidin gemessen, bei einigen Tieren auch in den Faeces und in der Bindung an Hämoglobin. Trotzdem ergab sich kein eindeutiger Nachweis der Bioverfügbarkeit dieses Pigments, weil während der Nachbeobachtungsphase kein 3,3"-Dichlorbenzidin mehr ausgeschieden wurde, obwohl der Pigmentgehalt der Lungen nicht abnahm.

(4) Hinsichtlich Direct Red 46 wurde eine signifikante Bioverfügbarkeit von 3,3"-Dichlorbenzidin gefunden, aus der sich ergibt, dass die Anwendungsbeschränkungen für diese Farbstoffklasse zu recht bestehen.