Psychosoziale Arbeitsbedingungen und Burnout im Längsschnitt der "Studie zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA)"

Hintergrund: Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung bei der Arbeit kann als Instrument nur wirksam werden, wenn zum einen die Prädiktoren gesundheitlicher Zielgrößen bekannt sind und zum anderen belegt ist, dass bei einer Änderung der Arbeitsbedingungen hin zu einer günstigen Ausprägung diese gesundheitlichen Zielgrößen zum Positiven veränderbar sind.

Fragestellung: Am Beispiel des Burnout wird in einer Längsschnittanalyse untersucht, ob Änderungen der Arbeitsbedingungen mit entsprechenden Änderungen in der Ausprägung von Burnout einhergehen.

Material und Methoden: In der "Studie zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA)" wurden die psychosozialen Arbeitsbedingungen mit dem Copenhagen Psychosocial Questionnaire (COPSOQ), Burnout mit dem Oldenburger Burnout-Inventar (OLBI) erfasst. Die Daten der Erwerbstätigen beider Erhebungswellen (n = 2005) wurden zu einem Längsschnittdatensatz zusammengefügt. Um den Einfluss der Änderung der COPSOQ-Skalenwerte im Fünf-Jahres-Beobachtungszeitraum auf den Burnout-Score zu ermitteln, wurden Regressionsmodelle mit COPSOQ-Differenzvariablen und den COPSOQ-Ausgangswerten unter Berücksichtigung von möglichen Confoundern angepasst.

Ergebnisse: Die Analyse zeigt, dass der Burnout-Score über einen Zeitraum von 5 Jahren sowohl vom Ausgangsniveau der Anforderungen und Ressourcen als auch von deren Veränderungen abhängt, d. h. sinkende Werte bei den Anforderungen und steigende Werte bei den Ressourcen führen zu sinkenden Burnout-Scores. Die stärksten Effekte in allen Modellen, auch bei gegenseitiger Adjustierung der COPSOQ-Skalen, weist die Arbeitsmenge auf. Ebenso weist die Arbeitsplatzunsicherheit stets signifikante Effekte auf. Anders ist dies bei den Ressourcen, die einzeln im Modell jeweils signifikant sind, bei gegenseitiger Adjustierung der COPSOQ-Skalen jedoch im Effekt nachlassen und teilweise ihre Signifikanz verlieren. Eine Ursache dafür sind die hohen paarweisen Korrelationen der Ressourcen.

Diskussion: Die Analyse zeigt, dass der Burnout-Score im Fünf-Jahres-Längsschnitt sowohl von den Ausgangswerten der Anforderungen und Ressourcen als auch deren Änderungen abhängig ist, also sinkende Anforderungen und steigende Ressourcen zu einem verringerten Burnout-Score führen. Folglich sollten Arbeitsgestaltungsmaßnahmen, die an diesen Arbeitsbedingungen ansetzen, zu einer Verringerung von Burnout beitragen.

Dieser Artikel ist im "Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie" (2022) erschienen.

First Online: 29. September 2021

Bibliografische Angaben

Titel:  Psychosoziale Arbeitsbedingungen und Burnout im Längsschnitt der "Studie zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA)". Implikationen für den Arbeitsschutz

Verfasst von:  N. Kersten, M. Formazin

in: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie, Volume 72, Ausgabe 1, 2022.  Seiten: 1-12, Projektnummer: F 2460, DOI: 10.1007/s40664-021-00444-8

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Forschungs­projekte

ProjektnummerF 2460 StatusLaufendes Projekt Projektbündel: Längsschnittstudie zur mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA II) - Projekt­komponente 2: Beziehungen zwischen Arbeits- und Beschäftigungs­bedingungen, Burnout und depressiver Symptomatik im Längsschnitt

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