- Projektnummer: F 2452
- Projektdurchführung: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
- Status: Abgeschlossenes Projekt
Projektbeschreibung:
Das Projekt ist Teil der „Arbeitszeitberichterstattung für Deutschland“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Kern der Arbeitszeitberichterstattung ist die Durchführung der BAuA-Arbeitszeitbefragung als Panelbefragung. Ziel der Arbeitszeitberichterstattung ist die auf den Daten der BAuA-Arbeitszeitbefragung basierende Publikation und Kommunikation von Erkenntnissen zu Arbeitszeit und arbeitszeitnahen Aspekten in Deutschland für verschiedene Zielgruppen (Wissenschaft, Politik, Sozialpartner, Fachöffentlichkeit etc.).
Im Rahmen des Projekts „Arbeitszeitberichterstattung für Deutschland: Durchführung, wissenschaftliche Aufbereitung und Verwertung der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2019“ wurde im Jahr 2019 die dritte Welle der als Panelbefragung angelegten Befragung durchgeführt. Es konnten etwa 7400 Beschäftigte wiederbefragt werden, die bereits an einer früheren Befragungswelle in 2015 bzw. 2017 teilgenommen hatten. Darüber hinaus wurden über 3000 bisher nicht befragte Beschäftigte interviewt. Alle Befragten sind Beschäftigte in Deutschland, die einer Erwerbstätigkeit von mindestens 10 Stunden in der Woche nachgehen. In einem computergestützten telefonischen Interview gaben die Befragten unter anderem Auskunft zu ihrer Erwerbssituation, Aspekten der Arbeitszeit, weiteren Arbeitsbedingungen sowie Gesundheit und Wohlbefinden.
Im Projekt wurden die Daten der drei vorliegenden Wellen von 2015, 2017 und 2019 der BAuA-Arbeitszeitbefragung analysiert und für Publikationen und Präsentationen genutzt. Die Ergebnisse wurden im Hinblick auf die drei Forschungsschwerpunkte „sozialstrukturelle Merkmale und Arbeitszeitformen“, „Arbeitszeitgestaltung und Gesundheit“ sowie „Work-Life Balance und Entgrenzung“ untersucht.
Sozialstrukturelle Merkmale und Arbeitszeitgestaltung
Die Analysen der BAuA-Arbeitszeitbefragung geben einen Überblick darüber, wie die Arbeitszeit in verschiedenen Beschäftigtengruppen gestaltet ist. Der Bericht „BAuA-Arbeitszeitbefragung: Vergleich 2015 - 2017 – 2019“ zeigt, wie sich Länge, Lage und Flexibilität von Arbeitszeit bis kurz vor der Covid-19-Pandemie in verschiedenen Beschäftigtengruppen entwickelt haben. Unter anderem zeigt sich, dass sich viele Arbeitszeitbedingungen in dem Zeitraum von 2015 bis 2019 kaum verändert haben. Immer mehr Vollzeitbeschäftigte wünschen sich jedoch kürzere Arbeitszeiten und es ist eine Zunahme der zeitlichen Handlungsspielräume sowie von Telearbeit bzw. Homeoffice zu beobachten. Der Bericht gibt auch einen Einblick in die eher ungünstigen Arbeitszeitmuster der Beschäftigten in versorgungsrelevanten Berufen. Im Bericht „BAuA-Arbeitszeitbefragung: Pendeln, Telearbeit, Dienstreisen, wechselnde und mobile Arbeitsorte“ werden verschiedene Formen arbeitsbezogener räumlicher Mobilität adressiert. Die Analysen geben einen Überblick darüber, welche Formen der Mobilität bei welchen Beschäftigtengruppen verbreitet sind. Unter anderem zeigt sich, dass bestimmte Merkmale (Männer, mit Partner/Partnerin, Vollzeitbeschäftigung, hohe Qualifikation / geistige Tätigkeiten, Büroarbeitsplatz, große Unternehmen) häufiger in Zusammenhang mit arbeitsbezogener Mobilität stehen.
Arbeitszeit und Gesundheit
In Bezug auf die Rolle der Arbeitszeitgestaltung für die Gesundheit von Beschäftigten zeigen die Analysen erwartungsgemäß, dass höhere Arbeitszeitanforderungen in Bezug auf Dauer (z. B. Überstunden, überlange Arbeitszeiten), Lage (Schichtarbeit, Sonntagsarbeit) und Flexibilität (z. B. verkürzte Ruhezeiten, ständige Erreichbarkeit) häufig mit schlechterer Work-Life-Balance, Erholung und Gesundheit einhergehen, während zeitliche Handlungsspielräume eher als Ressource wirksam werden und mit positiven Beanspruchungsfolgen assoziiert werden können. Unter anderem zeigen die Analysen im Projekt, dass bestimmte Konstellationen von Arbeitszeitbedingungen hier eine Rolle spielen. Zum Beispiel gehen Arbeitszeitkonstellationen, die durch niedrige Handlungsspielräume und höhere Arbeitszeitanforderungen wie Schichtarbeit und Überstunden gekennzeichnet sind, eher mit schlechterer Gesundheit einher. Auch Erreichbarkeitserwartungen gehen eher mit negativen Beanspruchungsfolgen einher – vor allem, wenn die Erreichbarkeit als illegitim, also unnötig oder unzumutbar, angesehen wird. Darüber hinaus zeigen die Analysen, dass es bei den verschiedenen Formen arbeitsbezogener Mobilität vor allem auf die damit einhergehenden Konstellationen aus Stressoren (z. B. zeitliche Entgrenzung) und Ressourcen (z. B. Handlungsspielräume) ankommt, die für die Beanspruchungsfolgen entscheidend sind.
Work-Life-Balance und Entgrenzung
Die Projektergebnisse zeigen, dass es für die Work-Life-Balance von Beschäftigten weniger darauf ankommt, dass die Arbeitszeitbedingungen genau ihren Präferenzen entsprechen, als dass die tatsächliche Arbeitszeit nicht über die gewünschte hinausgehen sollte, Beschäftigte ein gewisses Maß an zeitlichem Handlungsspielraum haben sollten, und dass die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben nicht verschwimmen. Die Präferenzen in Bezug auf die Trennung von Arbeit und Privatleben spielen im Vergleich zu arbeitszeitlichen Flexibilitätsanforderungen und -möglichkeiten nur eine untergeordnete Rolle für die Work-Life-Balance. Die Passung von tatsächlichen und gewünschten Arbeitszeiten ist unter anderem auch für den gewünschten Ruhestandseintritt von Belang. Weiterhin zeigen Analysen im Projekt, dass hohe Mobilitätsanforderungen (Fernpendeln, ungeregelte Arbeit von zuhause, Arbeit an wechselnden oder mobilen Arbeitsorten, Auswärtsübernachtungen) mit höherer Unzufriedenheit mit der Work-Life-Balance einhergehen. Vielfach ist dies auf erhöhte zeitliche Entgrenzung zurückzuführen.