Arbeit, Kritik, Stigma - Zum Wandel der (Un-)Sagbarkeiten in den Diskursen um Burn-out und Depression
Vortrag von
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Frau Christina Meyn, TU Dortmund/Sozialforschungsstelle
In dem Wissenschaftlichen Seminar werden Ergebnisse aus einem Promotionsprojekt vorgestellt, das den Wandel der öffentlichen Diskurse um Burn-out und Depression zwischen den Jahren 1974 und 2019 beleuchtet. In diesem Rahmen wurden Arbeitsverhältnisse und der gesellschaftliche Stellenwert von Arbeit als mögliche Ursachen des Anstiegs von psychischen Erkrankungen mediopolitisch debattiert. Insbesondere vor dem Hintergrund der Arbeitsunfähigkeitsstatistiken von Krankenversicherungen wurde eine Diskursarena eröffnet, in der nicht nur (soziale) Fragen von Arbeit, sondern zugleich auch vielfältige Aspekte in Bezug auf psychische Gesundheit und Krankheit, wie u.a. Stigmatisierung, Behandlung und Versorgung öffentlich verhandelt werden konnten.
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich innerhalb dieser (Un-)Sagbarkeitsräume spezifische Themenstränge verknüpft und (wieder) getrennt, bestimmte Deutungsmuster in Form von Problembeschreibungen, Ursachenzuschreibungen und Handlungsaufforderungen kamen auf und verschwanden wieder. Insbesondere die Verknüpfung von Burn-out-Diskursen mit der Depression als (stigmatisierte) psychische Erkrankung erzeugte dabei diskursive Effekte mit weitreichender Wirkung auf Fach- und Alltagswissen.
Es kann gezeigt werden, dass Burn-out als Diskursphänomen gesellschaftliche (Ent-)Stigmatisierungs- sowie Normalisierungsprozesse in Bezug auf psychische Erkrankungen (in der Arbeitswelt) in Gang gesetzt hat, die auch gegenwärtig für die Forschung über Arbeit und Gesundheit von hoher Relevanz und Aktualität sind.