Job-Expositions-Matrix (JEM) zur Abschätzung der circadian wirksamen Lichtexposition ausgewählter Berufe basierend auf objektiven Messungen
- Projektnummer: F 2449
- Projektdurchführung: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
- Status: Abgeschlossenes Projekt
Projektbeschreibung:
Licht ist der wichtigste Zeitgeber für die Synchronisation circadianer Prozesse im menschlichen Körper mit dem 24-stündigen Tag-Nacht-Rhythmus der Erde. Zu viel Licht in der Nacht – bei der Nachtschichtarbeit – sowie zu wenig Licht am Tag – verursacht durch überwiegende Tätigkeiten in Innenräumen – kann zu einer Desynchronisation circadianer Prozesse führen. Diese Desynchronisation wird mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht.
Im Rahmen des Projekts wurde zwischen Winter 2020 und Frühjahr 2023 die circadian wirksame Lichtexposition von 160 Beschäftigten aus unterschiedlichen Berufen untersucht. Dabei handelte es sich um nachtschichtarbeitende Beschäftigte (zwei Berufe), um tagarbeitende Beschäftigte in Innenräumen (elf Berufe), sowie um Beschäftigte im Freien, bei denen eine ausreichende Tageslichtexposition angenommen werden kann (vier Berufe). Die Probandinnen und Probanden haben die Lichtexposition jeweils über eine Arbeitswoche hinweg während und außerhalb der Arbeitszeit, im Winter und im Frühling/Sommer gemessen.
Die circadian wirksame Lichtexposition wurde als melanopische tageslichtäquivalente Beleuchtungsstärke (MEDI) quantifiziert. MEDI beschreibt die Menge an Tageslicht, die für eine vergleichbare Anregung der adressierten Photorezeptoren im Auge benötigt würde. Unter Berücksichtigung der neuen Empfehlungen für die Höhe der MEDI in Innenräumen wurde die Expositionsdauer innerhalb bestimmter MEDI-Bereiche für die untersuchten Berufe und die Jahreszeiten analysiert. Bezüglich der wissenschaftlichen Empfehlung für einen minimalen MEDI-Wert tagsüber in Innenräumen von 250 lx lässt sich Folgendes feststellen: Sowohl bei nachtschichtarbeitenden Beschäftigten als auch bei tagarbeitenden Beschäftigten in Innenräumen sind die MEDI-Werte im Frühling/Sommer über mehrere Stunden hinweg höher als 250 lx. Während bei nachtschichtarbeitenden Beschäftigten im Winter der MEDI-Wert von 250 lx kaum erreicht wird, ist er bei tagarbeitenden Beschäftigten in Innenräumen meistens für 1,5 bis 2 Stunden höher als 250 lx.
Des Weiteren wurde die circadian wirksame Lichtexposition als 24-stündige melanopische tageslichtäquivalente Dosis, d. h. als Produkt des MEDI-Werts und der Expositionsdauer, analysiert. Ebenfalls wurde der prozentuale Anteil der Dosis, bezogen auf die jeweiligen Dosis-Werte von Gärtnerinnen und Gärtnern, dargestellt. Die Dosis bei nachtschichtarbeitenden Beschäftigten beträgt weniger als 10 % im Winter und etwa 20 % im Frühling/Sommer, bezogen auf die jeweilige Dosis bei den Gärtnerinnen und Gärtnern. Die entsprechenden Werte bei tagarbeitenden Beschäftigten in Innenräumen liegen durchschnittlich bei 19 % im Winter und 23 % im Frühling/Sommer. Die melanopische tageslichtäquivalente Dosis bei nachtschichtarbeitenden Beschäftigten sowie bei tagarbeitenden Beschäftigten in Innenräumen ist also deutlich niedriger im Vergleich zu der bei Beschäftigten im Freien. Schließlich wurden dreidimensionale Job-Expositions-Matrizes erstellt, die die melanopische tageslichtäquivalente Dosis, die saisonale Abhängigkeit und die untersuchten Berufe beinhalten.
Eine Job-Expositions-Matrix kann als Werkzeug der arbeitsmedizinischen Forschung dazu beitragen, Dosis-Wirkungs-Beziehungen bzw. expositionsabhängige Gesundheitsrisiken abzuschätzen, auch wenn keine unmittelbaren Expositionsdaten für eine epidemiologische Studie zur Verfügung stehen.