Interaktionseffekte von psychosozialen Faktoren in der Arbeit auf die psychische Gesundheit: Querschnittsanalysen mit den S-MGA-Daten und Längsschnittanalysen mit den lidA-Daten

  • Projektnummer: F 2407
  • Projektdurchführung: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
  • Status: Abgeschlossenes Projekt

Projektbeschreibung:

Nach den Planungen in 2016 verfolgte F 2407 das Ziel, Wechselwirkungen von psychosozialen Anforderungen und Ressourcen auf Zielgrößen der mentalen Gesundheit (Burnout, depressive Symptomatik) bei zwei Beschäftigtengruppen zu untersuchen.

Theoriegeleitet wurde erwartet dass - bei manuellen Berufen - die Anforderung "Arbeitstempo" auf der einen Seite und die Ressourcen Einflussmöglichkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten auf der anderen Seite als Einflussfaktoren auf Burnout und depressive Symptome interagieren; d.h. bei hohen Einflussmöglichkeiten bzw. Entwicklungsmöglichkeiten würden die negativen Gesundheitseffekten von hohem Arbeitstempo abgemildert. Für Büroangestellte lautet die Hypothese, dass die Anforderung "große Arbeitsmenge" auf der einen Seite und die Ressourcen "soziale Unterstützung durch Kollegen" und "Führungsqualität" auf der anderen Seite interagieren; d.h. bei hoher Unterstützung bzw. Führungsqualität würden die negativen Gesundheitseffekte von großer Arbeitsmenge abgemildert.

Die Hypothesen wurden teilweise bestätigt. Es wurde im Querschnitt - bei manuellen Berufen - gefunden, dass die Ressource Einflussmöglichkeiten den Effekt von Arbeitstempo auf Burnout und depressiver Symptomatik moderierten; d.h. bei hohen Einflussmöglichkeiten war der Effekt von Arbeitstempo auf Burnout und depressiver Symptomatik geringer als bei niedrigen Einflussmöglichkeiten, Auch im Querschnitt - bei Büroangestellten - wurde gefunden, dass die Ressource soziale Unterstützung von Kollegen den Effekt von Arbeitsmenge auf Burnout moderierte; d.h. bei hoher sozialen Unterstützung war der Effekt von Arbeitsmenge auf Burnout geringer als bei niedriger sozialen Unterstützung. Im Längsschnitt - bei Büroangestellten - wurde gefunden, dass die Ressource Führungsqualität den Effekt von Arbeitsmenge auf depressiver Symptomatik moderierte; d.h. bei guter Führungsqualität war der Effekt von Arbeitsmenge auf depressive Symptomatik geringer als bei schlechter Führungsqualität.

Die Ergebnisse - insbesondere aus den Querschnittsuntersuchungen - zeigen, dass nicht nur die Einzelwirkungen von spezifischen Anforderungen und Ressourcen auf die mentale Gesundheit zu berücksichtigen sind, sondern zusätzlich auch Kombinationseffekte der jeweiligen Einflussfaktoren zu erwarten sind, die sich zudem beim Vergleich verschiedener Tätigkeiten unterscheiden können. Nach dem bisherigen Forschungsstand lassen sich diese Befunde bei Längsschnittuntersuchungen nicht eindeutig replizieren, so dass hier ein Forschungsbedarf für weitere Überprüfungen besteht.

Die Ergebnisse deuten daran hin, dass Gesundheitseffekte von bestimmten Anforderungen davon abhängen, ob bestimmte Ressourcen in der Arbeit vorliegen. Der Forschungsstand - basierend auf dem vorliegenden Projekt und sehr wenigen anderen internationalen Studien - lässt noch nicht zu, spezifische Empfehlungen für die Praxis zu formulieren. Für den Arbeitsschutz wäre es von Interesse, den Wissensstand weitgehend zu verbessern durch Daten aus neuen Längsschnittstudien im In- und Ausland. Solche neue Studien könnten - wie die Studien im Projekt 2407 - gezielt untersuchen, ob es in bestimmen Berufsgruppen Interaktionen zwischen Anforderungen und Ressourcen gibt.

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Fachgruppe 3.2 "Psychische Belastung und Mentale Gesundheit"

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