Zwischen Forschung und Praxis: BAuA-Workshop im Zeichen der inklusiven Gestaltung von Arbeit

In Kooperation mit der Technischen Universität Dortmund fand am 24. Oktober 2023 im CampusTreff der TU ein Workshop statt, zu dem sich Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Institutionen zusammenfanden. Im Fokus stand die Arbeitssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen, die häufig noch von unnötigen Barrieren gesäumt ist.

Der Workshop ist Teil des Forschungsprojektes "Qualität der Teilhabe am Erwerbsleben - Die Arbeitssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen erfassen, beschreiben und gestalten", das seit 2022 in Kooperation mit dem Fachgebiet "Arbeit, Inklusion & Technologie" der TU Dortmund durchgeführt wird. Neben der Reflektion von Forschungsergebnissen durch Akteurinnen und Akteure aus der Praxis diente der Workshop einem wichtigen Teilziel des Projekts: dem Austausch mit Expertinnen und Experten in eigener Sache.

Nach der Eröffnung durch Dr. Tomke Gerdes von der TU Dortmund stellten Juniorprofessorin Dr. Lena Hünefeld und Sophie Teborg erste Ergebnisse des Forschungsprojekts vor. Die Wissenschaftlerinnen der BAuA nahmen einerseits die bisherige Datenlage zur Arbeitssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen in Deutschland in den Blick und andererseits die internationale Forschungslandschaft zu den Arbeitsbedingungen von Menschen mit Beeinträchtigungen.

Hiernach folgten die Vorträge der eingeladenen Expertinnen und Experten. Thomas Richter (Kölner Verein für Rehabilitation e.V.) referierte über die noch immerwährende Stigmatisierung psychischer Erkrankungen, die in Folge auftretende Selbststigmatisierung und den Umgang mit dem Druck, erwerbstätig zu sein. Gleichzeitig hob er das Potential von Genesungsbegleiterinnen und -begleitern hervor, die andere Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen auf Augenhöhe unterstützen und gleichzeitig in Betrieben über das Thema aufklären können.

Corinna Elling-Audersch (Deutsche Rheuma-Liga e.V.) beleuchtete die Arbeitssituation von Menschen mit chronischen Erkrankungen und betonte, dass gesetzliche Fördermöglichkeiten für Hilfsmittel bei der Arbeit oder Arbeitsanpassungen noch immer zu wenig genutzt werden. Mit einem abschließenden Hinweis auf den "RheumaPreis" ermutigte sie jedoch, den Blick auf das zu richten, was möglich ist, und sich von Praxisbeispielen zur gelungenen Integration von Menschen mit Rheuma am Arbeitsplatz inspirieren zu lassen.

Am Nachmittag wurde die Perspektive gewechselt und das Augenmerk auf die Arbeitsgestaltung gerichtet. Marco Wilmsen (LVR-Inklusionsamt) schilderte Erfahrungen aus seiner Arbeit als Technischer Berater und machte dabei deutlich: Manchmal seien es schon kleinste Anpassungen im Equipment, die eine große Wirkung zeigen können. An anderen Stellen könnten aber auch integrale Veränderungen notwendig sein. So lassen Gefährdungsbeurteilungen mögliche Beeinträchtigungen von Beschäftigten bisher außer Acht und sind daher kaum geeignet, um Arbeitsplätze von Menschen mit Beeinträchtigungen angemessen bewerten zu können.

Im Folgenden berichtete Torsten Stern von seiner Arbeit beim Integrationsfachdienst Dortmund. Der Dienst fungiert als unparteiische Beratungsstelle und leistet Unterstützung sowohl für Arbeitnehmende mit Beeinträchtigung als auch ihre Arbeitgeber. Wichtig hierbei sei laut Stern vor allem die Offenheit aller Beteiligten, um ein gegenseitiges Verständnis zu generieren.

Den abschließenden Vortrag hielt Martin Bsdurek (Arbeitsgemeinschaft Schwerbehindertenvertretung NRW), der mitunter den Blick auf gesamtgesellschaftliche Themen lenkte. Durch schwierige Wirtschaftsverhältnisse steige auch der Druck am Arbeitsplatz – und Führungskräfte sowie Kolleginnen und Kollegen seien weniger in der Lage, auf Beschäftigte mit Beeinträchtigungen einzugehen, so Bsdurek. Einer seiner Lösungsvorschläge: gesetzgeberische Maßnahmen, um Förderungen für Menschen mit Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz zu vereinfachen und gezielt einsetzen zu können.

Nach vielen angeregten Diskussionen, die rund um die Vorträge aufkamen, wurde Fazit gezogen, was für die Verbesserung der Arbeitssituation von Menschen mit Beeinträchtigungen besonders wichtig ist: die bessere Umsetzung gesetzlicher Vorgaben, die Vereinfachung finanzieller Förderungen, die Stärkung betrieblicher Akteurinnen und Akteure, die (überregionale) Vernetzung und Zusammenarbeit relevanter Stellen und die Aufklärung und Sensibilisierung rund um gesundheitliche Beeinträchtigungen von Nöten sind. Für die Forschung ergeben sich hieraus neue, herausfordernde Ansätze. Insgesamt trug der Workshop merklich dazu bei, das kontextuelle Verständnis rund um inklusive Arbeitsgestaltung zu verbessern und lieferte wertvolle Hinweise für Gelingensbedingungen von Inklusion am Arbeitsplatz.

Ein großer Dank gilt allen Teilnehmenden, die mit ihren zahlreichen Gedanken, Hinweisen und Erfahrungen einen erfolgreichen Workshop ermöglicht haben.

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