Dokumentation
Die Veranstaltung vermittelte aktuelle Informationen zu Gefährdungen beim Schweißen durch inkohärente optische Strahlung aus dem UV- bis IR-Spektralbereich, zu ihrer biologischen Wirkung bei gepulstem Einsatz und zu Anforderungen an Schutzkomponenten.
Forschungsvorhaben und Transfer
Obwohl es bekannt sein sollte, dass die beim Lichtbogenschweißen auftretende UV-Strahlung gefährlich ist, gibt es immer wieder Meldungen über verblitzte Augen und gerötete Haut (z. B. Nackenerythem). Neben den Schweißenden selbst sind vor allem Schweißhelfer und Beschäftigte an benachbarten Arbeitsplätzen oder auf Betriebswegen gefährdet. Ein BAuA-Forschungsprojekt hat diese Problematik aufgegriffen, um die Sicherheit an und im Umfeld von Schweißarbeitsplätzen zu verbessern.
Auf der am 6. Juni 2018 in Dortmund stattgefundenen BAuA-Informationsveranstaltung "Optische Strahlung am Schweißarbeitsplatz - Neue Erkenntnisse zur Bewertung und zu Schutzmaßnahmen" wurden die wesentlichen Ergebnisse der einzelnen Teilprojekte (siehe unten) vorgestellt. Präsentationen zum "Sicheren und gesunden Schweißen" sowie zu den im Rahmen des Projektes untersuchten Schweißverfahren rundeten das Veranstaltungsprogramm ab, das für jeden der ca. 70 Teilnehmenden aus der Industrie, der Arbeitsmedizin, der Forschung, von Unfallversicherungsträgern und Behörden Wissenswertes zu bieten hatte.
Sicher und gesund schweißen - Was ist zu beachten?
René Stieper, Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BG HM)
Vorstellung des BAuA-Projektbündels "Optische Strahlungsbelastung beim Schweißen" (PDF, 2 MB)
Günter Ott, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Erfassung und Bewertung der optischen Strahlung
Im ersten Teil des Forschungsprojektes wurde unter praxisrelevanten Bedingungen die ultraviolette, sichtbare und infrarote Strahlungsbelastung bei unterschiedlichen Schweißverfahren und Prozessparametern gemessen. Im Fokus der Untersuchungen standen häufig eingesetzte Lichtbogenschweißverfahren wie etwa Metallaktivgas- (MAG) oder Wolframinertgasschweißen (WIG). Aufgrund der zunehmenden Problematik der Emission inkohärenter optischer Strahlung beim Laserschweißen wurden zusätzlich auch Verfahren mit Faser- und CO2-Lasern untersucht. Basierend auf den gewonnenen Strahlungsdaten konnten neue mathematische Anpassungsmodelle abgeleitet werden, die eine Beurteilung der optischen Strahlungsgefährdung beim Schweißen deutlich vereinfachen. Mit der "Drehscheibe Lichtbogenschweißen" steht Sicherheitsfachkräften nun eine Handlungshilfe zur Verfügung, mit der schnell und unkompliziert eine Gefährdungsbeurteilung hinsichtlich der UV-Strahlung am und in der Umgebung von Schweißarbeitsplätzen durchgeführt werden kann. Aber auch für den Schweißer selbst bietet die "Drehscheibe Lichtbogenschweißen" die Möglichkeit, die Strahlungsgefährdung des Lichtbogens besser einschätzen zu können.
Übersicht der untersuchten Schweißverfahren und Prozessparameter (PDF, 811 KB)
Uwe Mückenheim, Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV Halle (Saale)
Vereinfachte Gefährdungsbeurteilung der optischen Strahlungsbelastung (PDF, 3 MB)
Dr. Stefan Bauer, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Gefährdungen beim Laserschweißen nach TROS IOS (PDF, 1 MB)
Martin Brose, Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM)
Gefährdungsbeurteilung an Schweißarbeitsplätzen gemäß OStrV (PDF, 1 MB)
Martin Schmitz, Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
Biologische Wirksamkeit gepulster inkohärenter optischer Strahlung
Da beim Schweißen stark intermittierende Strahlung emittiert wird, beinhaltete das zweite Teilprojekt die Untersuchung der biologischen Wirkung von gepulster inkohärenter optischer Strahlung. Aus Gründen der technischen Realisierbarkeit beschränkten sich die in-vitro UV-Bestrahlungsexperimente menschlicher Hautproben auf die gepulste Strahlungsform. Bislang werden für die Beurteilung derartiger Gefährdungen Regelungen aus dem Bereich der Laserstrahlung genutzt, ohne wissenschaftliche Überprüfung ihrer Anwendbarkeit. Die Projektergebnisse werden aufzeigen, ob ein neues Grenzwertkonzept erarbeitet werden muss. Ein von der BAuA im Rahmen dieses Teilprojektes in Auftrag gegebenes wissenschaftliches Gutachten beinhaltet neben der Begründung und Konkretisierung von Forschungsfragen im Hinblick auf intermittierende und gepulste inkohärente optische Strahlung am Arbeitsplatz auch eine Historie der nationalen und internationalen Regelsetzung im Bereich optischer Strahlung.
Biologische Wirksamkeit von gepulster inkohärenter optischer Strahlung (PDF, 892 KB)
Dr. Beate Volkmer und Christin Starzonek, Labor für Molekulare Zellbiologie, Elbeklinikum Buxtehude
Transmission und Reflexion am Schweißarbeitsplatz
Der Fokus des dritten Teilprojektes lag auf der Überprüfung der Wirksamkeit von Schutzkomponenten beim Schweißen und beinhaltete Reflexions- und Transmissionsmessungen am Schweißarbeitsplatz, um die tatsächliche Strahlungsexposition des Schweißers aber auch von benachbarten Arbeitsplätzen bestimmen zu können. Durch Untersuchungen der Reflexionseigenschaften z. B. von Wandanstrichen oder Schweißerschutzvorhängen konnte auf den Grad und die Richtungsabhängigkeit der Reflexion optischer Strahlung geschlossen werden. Die Auswertung der Transmissionsdaten von Schweißerschutzkleidung lieferte wichtige Hinweise zur Ableitung normativer Anpassungen, auch hinsichtlich der Einführung eines UPF (UV-Schutzfaktor).
Reflexion und Transmission von Schutzkomponenten am Schweißarbeitsplatz (PDF, 3 MB)
Dr. Stefan Bauer, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
PSA beim Schweißen (PDF, 2 MB)
Dirk Wenzel, Sächsisches Textilforschungsinstitut e. V.
Zusammenfassung der thematischen Schwerpunkte
Von den Referentinnen und Referenten wurden auf der Informationsveranstaltung
- grundlegende Aspekte zum sicheren Schweißen,
- physikalisch-technische Grundlagen zur UV-, VIS- und IR-Strahlungsemission des Schweißlichtbogens,
- Informationen zur Gefährdungsbeurteilung an Schweißarbeitsplätzen,
- neue Erkenntnisse zur biologischen Wirksamkeit von gepulster inkohärenter optischer Strahlung und
- zu Anforderungen an Schutzkomponenten hinsichtlich ihrer Wirksamkeit für den Schutz vor Gefährdungen durch optische Strahlung
vermittelt.