1. Allgemeine Hinweise
Es werden vier Tabellenwerke zur Verfügung gestellt:
- Immissionswerte nur für Ganzkörper-Vibrationen (GKV)
- Korrekturfaktoren zur Verwendung von Emissionswerten (HAV)
- Orientierungswerte für Ganzkörper-Vibrationen (GKV)
- Orientierungswerte für Hand-Arm-Vibrationen (HAV)
Die Orientierungswerte dürfen nur benutzt werden, wenn alle anderen, übergeordneten Informationsquellen des Ablaufschemas (Abb. 1 TRLV Vibrationen Teil 1) ausgeschöpft sind. Die Reihenfolge des Ablaufschemas ist unbedingt einzuhalten.
Entscheidend sind stets die konkreten Arbeitsbedingungen vor Ort! Der Arbeitgeber muss anhand der Angaben entscheiden, ob die Tabelleneinträge auf die Arbeitsbedingungen seines Betriebs übertragen werden können. Falls Zweifel bestehen, ob der Expositionsgrenzwert oder der Auslösewert eingehalten oder überschritten sind, sollten Messungen durch Fachkundige zur Abklärung durchgeführt werden.
2. Aufbau und Funktionalität der Excel-Tabellen
Die Tabellen sind für die Immissionswerte GKV und die Orientierungswerte GKV bzw. HAV prinzipiell gleich aufgebaut. Sie bestehen aus einem reduzierbaren Tabellenkopf mit Erklärung der angegebenen Schwingungsgrößen, der eigentlichen Tabelle und einer Legende mit Erläuterungen zur Datenherkunft und Hinweisen zur Verwendbarkeit der Daten. Innerhalb der Tabellenwerke sind die Maschinen- oder Gerätearten derjenigen Branche zugeordnet, in der sie am häufigsten aufzufinden sind. Jede Branche ist auf einem Tabellenblatt aufgelistet, zwischen denen mit Steuerungsknöpfen im oberen, rechten Teil der Tabelle navigiert werden kann (Abb. 1).
Abbildung 1: Beispiel für Navigationshilfe zwischen Werten einzelner Branchen
Sofern es möglich ist, sind für eine Branche zunächst Maschinengruppen angegeben, in jedem Fall aber die Geräte- oder Maschinenart. Da die Bezeichnungen auch regional unterschiedlich sein können, kann es sein, dass Maschinen unter anderen Namen als gewohnt in den Listen vermerkt sind.
Es folgt eine Spalte "Tätigkeit / Bemerkung", in der grob die Bedingungen angegeben werden, unter denen die Beschleunigungswerte ermittelt wurden (bezogen auf die Tätigkeit oder Maschinenparameter) und für die demzufolge auch die angegebenen Werte nur verwendbar sind.
Neben dem Ausdruck der gesamten Tabelle ist es auch möglich, die Einzeldaten zu einer bestimmten Maschinenart auszudrucken. Hierzu muss in das jeweilige Feld der Spalte "Druck" das Zeichen "x" eingegeben und mit der Entertaste bestätigt werden.
Es folgt die Spalte "Belastungsstufe" mit der für die jeweilige "Tätigkeit / Bemerkung" jeweils drei Schweregrade (gering, mittel, hoch) angegeben werden. Damit wird zum einen die Streubreite der für die Mittelung zugrunde gelegten Messdaten verdeutlicht und zum anderen kann dort, wo explizit angegeben, ein Bezug zu den konkreten Arbeitsbedingungen vor Ort hergestellt werden. So richtet sich bei den Orientierungswerten HAV die Auswahl der Belastungsstufe in erster Linie nach der Qualität der Maschine (ob für die Maschinenart stark oder weniger stark vibrierend) sowie u. a. nach Einflussgrößen wie Alter und Wartungszustand der Maschine, Art und Größe des Einsatzwerkzeugs, dem Leistungsbereich der Maschine, Werkstoffeigenschaften, der Körperhaltung und dem Übungsgrad der Bedienperson. Im Kommentar (bei mittlerer Belastungsstufe) wird angegeben, aus welcher Datenquelle der Wert stammt, die Anzahl der Messungen (Datensätze), die für die Mittelung berücksichtigt wurden und wie die jeweiligen Wert ermittelt wurden (z. B. für "mittel" als arithmetischer Mittelwert oder als Median einer angenommenen, symmetrischen Verteilung der Messwerte und für "hoch" als arithmetischer Mittelwert zzgl. Standardabweichung oder als größter Wert). Außerdem werden, wenn möglich, Hinweise zu den Einsatzbedingungen gegeben, für die diese Werte gültig sind. Die Kommentarfelder können einzeln mit Mouseover (Abb. 2) oder alle über den Menüpunkt "Kommentare" bei Ansicht sichtbar gemacht werden.
Abbildung 2: Beispiel für einen Tabellenkopf mit Kommentar als Mouseover
Danach folgen die Effektivwerte der frequenzbewerteten Schwingbeschleunigungen awx, awy und awz in x-, y- und z-Richtung, bei denen die Korrekturfaktoren für die Beurteilung der Gesundheitsgefährdung (kx = ky = 1,4 und kz = 1) nicht berücksichtigt sind.
Die restlichen Spalten stellen mit Hilfe des Ampelsystems farblich dar, zu welchen Bewertungen die Beschleunigungen bei unterschiedlichen, täglichen Expositionszeiten (Einwirkungsdauer) führen. Die Korrekturfaktoren für die Beurteilung der Gesundheitsgefährdung sind hier berücksichtigt. Das Ampelprinzip wird im Tabellenkopf erklärt. Bei Ganzkörper-Vibrationen ist die Zeitskala linear in Stunden unterteilt. Bei Hand-Arm-Vibrationen wird aufgrund der sehr unterschiedlichen und z. T. recht kleinen Einwirkungsdauern eine nichtlineare Skala gewählt, hier werden zu den Einwirkungsdauern bzw. zur Anzahl der Einzelauslösungen bei Nagler, Tacker u. ä. auch die Expositionspunkte (Anlage 2 der TRLV Vibrationen Teil 1) angegeben. Sowohl bei der Farbcodierung als auch bei der Berechnung der Expositionspunkte wird vorausgesetzt, dass nur die eine Maschinenart zur Vibrationsbelastung beiträgt.
Die Tabellenseiten schließen mit allgemeinen Angaben zu den Datenquellen und dazu, wie diese anzuwenden sind.
3. Verwendung der Korrekturfaktoren mit Emissionswerten
Für die Beurteilung der Gefährdungen helfen auch die vorgeschriebenen Angaben des Herstellers zur Vibrationsemission aus der Dokumentation zur Maschine gemäß Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) und Maschinenverordnung (9. ProdSV), z. B. aus Verkaufsprospekten oder der Betriebsanleitung. Wenn allerdings in den Maschinenunterlagen darüber hinaus Informationen zu den Vibrationen beim praktischen Einsatz enthalten sind, sollten bevorzugt diese Angaben herangezogen werden.
Bei den Kennwerten zu Vibrationen in den Betriebsanleitungen handelt es sich, sofern nicht anders ausgewiesen, um Emissionswerte, die nach besonderen Vibrationsprüfvorschriften ermittelt wurden. Diese Prüfungen sind in den seltensten Fällen mit dem Einsatz der Maschinen in der Praxis vergleichbar. Deshalb können solche Emissionswerte nur mit entsprechenden Korrekturfaktoren für die Gefährdungsbeurteilung von handgehaltenen und handgeführten Maschinen verwendet werden. Es ist aber immer abzuwägen, ob diese Vibrationswerte in vernünftiger Weise auch für den zu beurteilenden praktischen Einsatz der Maschinen repräsentativ sind.
Zur Ermittlung der Emissionswerte (an der betreffenden oder für die geplante Fertigung repräsentativen Maschine) werden, falls hierfür vorhanden, harmonisierte Normen verwendet. Die so ermittelten und in der Betriebsanleitung angegebenen Emissionswerte dienen dem Vergleich von Maschinen verschiedener Hersteller, zur Beurteilung von Maschinen unter Normbedingungen und als Vertragsgrundlage beim Gerätekauf. Sie dürfen nicht mit den für die Gefährdungsbeurteilung erforderlichen personenbezogenen Expositionswerten (Immissionswerte) verwechselt werden! In bestimmten Fällen lassen sich aus den Emissionswerten die zur Gefährdungsbeurteilung benötigten Immissionswerte ermitteln – so unter bestimmten Voraussetzungen bei Hand-Arm-Vibrationen mittels der Korrekturfaktoren aus DIN SPEC 45694:2013 bzw. CEN/TR 15350:2013.
Vorgehensweise:
- Entnehmen Sie der Betriebsanleitung die Schwingungsprüfnorm der zu beurteilenden Maschine. Beachten Sie dabei das Erscheinungsjahr der Norm.
- Suchen Sie in den nachfolgenden Tabellen die Zeile mit der zutreffenden Maschinenart und der passenden Schwingungsprüfnorm.
- Lesen Sie in dieser Zeile in den letzten beiden Spalten den Korrekturfaktor ab.
- Multiplizieren Sie den in der Betriebsanleitung stehenden Schwingungskennwert (Emissionswert) mit diesem Korrekturfaktor, um den Schwingungsexpositionswert (Immissionswert) zu erhalten, den Sie für die Gefährdungsbeurteilung verwenden können.
Hinweis:
Zu den angeführten Maschinenarten kann es auch aktuellere Prüfnormen geben. Zu diesen sind aber noch keine Korrekturfaktoren ermittelt worden. Auch zu den nicht aufgeführten Maschinenarten liegen noch keine Korrekturfaktoren zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung vor.