Gesundheitsförderung an neuen Arbeitsplätzen - Eine Herausforderung für die AkteurInnen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
Fachtagung vom 18. Juni 2001 in Hannover in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e. V. und des BKK-Landesverband Niedersachsen-Bremen
Psychische Belastungen in der Arbeitswelt nehmen rapide zu. Nach einer Studie der internationalen Arbeitsorganisation waren 6 % aller Arbeitsunfähigkeitstage und 7 % aller Frühinvaliditätsfälle in Deutschland im Jahr 2000 auf psychische Belastungen zurückzuführen. Das bedeutet Produktionsausfälle von jährlich rund 2,5 Milliarden Euro. Der psychische Stress für Beschäftigte in Call Centern liegt deutlich über diesen Durchschnittswerten. Im Vergleich zu anderen Beschäftigten im Verwaltungs- und Bankbereich führen die Anforderungen zu mehr Burn-out-Syndromen und insgesamt zu mehr psychosomatischen Beschwerden.
Auch Telearbeit schafft nicht nur neue Spielräume, sondern auch neue spezifische Belastungen für die Beschäftigten. Die "Entgrenzung" der Arbeitszeiten verbunden mit hohen Leistungsanforderungen beeinträchtigen die Erholungsfähigkeit genauso wie die langfristige Arbeitsfähigkeit. Nichteinhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen, z. B. an Bildschirmarbeitsplätzen, soziale Isolation und Selbstausbeutung können Aspekte negativer Folgewirkungen der Telearbeit sein.
Der klassische Arbeitsschutz, aber auch die betriebliche Gesundheitsförderung, ist bislang zu wenig auf diese neuen Herausforderungen eingestellt. Bisher existieren nur wenige Modellprojekte, die die Effektivierung von Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Telearbeit und in Call Centern voranbringen. Auch neue Arbeitsplätze müssen menschengerecht gestaltet werden, gerade wenn sie zu Hause "zwischen Herd und Kindern" eingerichtet werden. Gerade Frauen erfahren durch die Telearbeit häufig neue Belastungsmomente. Ernst genommen werden Arbeitschutzakteure in der "new economy" aber nur, wenn sie sich als Berater für Betriebe profilieren und nicht nur auf klassischen Kontrollfunktionen beharren, die ohnehin leicht unterlaufen werden können. Der prospektive Gesundheitsschutz, gleich zu Beginn bei der Einrichtung neuer Arbeitsplätze, muss vorangetrieben werden. Hier können die Kompetenzen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und dem Arbeitsschutz am wirkungsvollsten eingebracht werden.
Bibliografische Angaben
Titel: Gesundheitsförderung an neuen Arbeitsplätzen - Eine Herausforderung für die AkteurInnen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Fachtagung vom 18. Juni 2001 in Hannover in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e. V. und des BKK-Landesverband Niedersachsen-Bremen
1. Auflage.
Bremerhaven:
Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2002.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Tagungsbericht
, Tb 129)
ISBN: 3-89701-919-1, Seiten: 164, Papier
vergriffen