Daten aus arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen zur Gesundheitslage von Erwerbstätigen

Die weitere Aufklärung und Reduzierung von arbeitsbedingten Gesundheitsstörungen sind ein langfristiges Ziel des Arbeitsschutzes und der Arbeitsmedizin in der Bundesrepublik Deutschland. Insbesondere die neue europäische und die nationale Initiative für eine neue Qualität der Arbeit werden daran zu messen sein, wie es gelingt, Fortschritte auf diesem Gebiet zu erreichen. Messbare Fortschritte lassen sich anhand geeigneter und zuverlässiger Indikatoren und Daten eines Arbeitsschutz-Benchmarking-Systems beschreiben. Hier bestehen jedoch erhebliche Defizite, die politisch erkannt und auf europäischer Ebene gezielt Schritt um Schritt zu beseitigen sind.

Mit der vorliegenden Schrift werden weltweit einzigartige Informationen über Niveaudifferenzen in der Gesundheitslage von Berufs- und Tätigkeitsgruppen dargestellt, die Schwerpunkte für die Prävention arbeitsbedingter und nichtarbeitsbedingter chronischer Gesundheitsstörungen unter Frauen und Männer markieren. Das Konzept der Datenerhebung folgte im vorliegendem Falle dem Public-Health-Ansatz, in dem präventive Potentiale in einer Tätigkeitsgruppe umfassend sichtbar werden und dessen Umsetzung notwendigerweise Maßnahmen des Arbeitsschutzes und der betrieblichen Gesundheitsförderung verbinden sollte. Das Konzept ist also hinsichtlich der Gesundheit der Beschäftigten effizienzorientiert und zwar ganz unabhängig davon, welcher Kostenträger der Sozialversicherung davon berührt wird.

Ein Bezug zur Gegenwart ergibt sich, weil trotz Wandels in der Arbeitswelt und kontinuierlicher Präventionsmaßnahmen bis heute bestimmte Belastungen, besonders bei traditionellen Berufen, noch nicht hinreichend beseitigt werden konnten. Ferner können Expositionen und Belastungen, die zehn oder mehr Jahre zurückliegen, infolge langer Latenzzeiten für jetzt und künftig auftretende arbeitsbedingte chronische Krankheiten verantwortlich sein. Darüber hinaus sind detaillierte Informationen über frühere Arbeitsbelastungen und -beanspruchungen zum Vergleich mit den heutigen Arbeitsbedingungen erforderlich, damit der Wandel in der Arbeitswelt verdeutlich werden kann.

Grundlage der Auswertungen ist der Datenbestand arbeitsmedizinischer Vorsorgeuntersuchungen (Männer 2 166 420; Frauen 837 419) aus 5 Jahren (1986-1990).

Die Ergebnisse liegen als tabellarische Übersichten nach gleichem Schema zu 17 Wirtschaftszweigen vor. Für jede dieser Branchen wurden typische Tätigkeiten ausgewählt, zu denen die Häufigkeitsraten zum Rauchen, Übergewicht (Body Mass Index ab 30) und zum Anteil älterer Beschäftigter (Alter >= 45 Jahre) angegeben sind. Auch sind Ergebnisse der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen hinsichtlich Anteil an Schichtarbeit, resultierenden betriebsärztlichen Bedenken zur beruflichen Einsatzfähigkeit der Beschäftigten und zum ggf. empfohlenen Arbeitsplatzwechsel dargestellt. Eine Tabelle informiert detailliert über das Expositions-, Belastungs- und Anforderungsprofil in den Tätigkeiten, insbesondere von Schwerarbeit, Staubarten, physikalischen und chemischen Einflussfaktoren. Altersstandardisierte Befundraten für 11 arbeitsmedizinisch bedeutsame Diagnosegruppen werden für jede Tätigkeit in einer weiteren Tabelle ausgewiesen. Die Risikoverhältnisse (RR) für chronische Gesundheitsstörungen im einzelnen Wirtschaftszweig zur Gesamtheit aller Untersuchten stellt eine Abbildung dar, differenziert nach Männer und Frauen.

Die Schrift bietet Basisinformationen zur Häufigkeit chronischer Erkrankungen, zur Einsatzfähigkeit von Erwerbstätigen, zur Erkennung von Schwerpunkten für präventive Interventionsziele bezüglich arbeitsbedingter Erkrankungen.

Der Bericht leistet einen Beitrag zur arbeitshygienischen Professiographie. Darüber hinaus sind die Ergebnisse auch zur Hypothesenbildung für tiefergehende epidemiologische Untersuchungen nutzbar.

Bibliografische Angaben

Titel:  Daten aus arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen zur Gesundheitslage von Erwerbstätigen. Vergleich von Tätigkeiten in Wirtschaftszweigen

Verfasst von:  P. Wulke, A. Bräunlich, H. Stark, G. Enderlein, K. Vogelreuter, G. Heuchert, A. Lorenz

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2002. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Sonderschrift , S 73)

ISBN: 3-89701-907-8, Seiten: 392, Papier

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