Gerätesicherheit in Heim und Freizeit
Stand und Perspektiven
In Deutschland und in den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union machen die Unfälle im häuslichen Bereich und während der Freizeit einen großen Teil des gesamten Unfallgeschehens aus. Knapp 9 Millionen Bundesbürger ziehen sich jährlich in Deutschland eine Unfallverletzung zu. 59 % dieser Unfälle ereignen sich in Heim und Freizeit, das sind für 1996 rund 5,25 Millionen Unfälle. In knapp 30 % dieser Unfälle - absolut gesehen sind das rund 1,5 Millionen - waren 1996 Geräte beteiligt, die in den Anwendungsbereich des Gerätesicherheitsgesetzes fallen.
Vor diesem Hintergrund ist seit längerem beabsichtigt, im Bereich der Europäischen Union ein Informationssystem über Unfälle in Heim und Freizeit aufzubauen (EHLASS - European Home and Leisure Accidents Surveillance System). Vorrangiges Ziel dieses Informationssystem ist es, den Verbraucherschutz hinsichtlich der Gerätesicherheit zu erhöhen.
Bereits Ende der 80er Jahre wurde die damalige Bundesanstalt für Arbeitsschutz als nationale Durchführungsstelle für die Bundesrepublik Deutschland genannt. Zwischen 1988 und 1992 hat die Bundesanstalt in Zusammenarbeit mit Infratest Burke, München, das Unfallgeschehen in Heim und Freizeit differenziert untersucht. Mit repräsentativ angelegten Haushaltsbefragungen konnten dabei quantitative und qualitative Informationen über Heim - und Freizeitunfälle gesammelt werden. Dieses Vorgehen war notwendig, da sich der Heim- und Freizeitbereich aus Sicht der Unfallstatistik eher unvollständig präsentiert. Anders als in den Bereichen Beruf, Schule und Verkehr gibt es für die regelmäßige Erfassung von Unfallverletzungen im Heim- und Freizeitbereich in Deutschland keine gesetzliche Grundlage.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat sich nun erneut diesem Lebensbereich zugewandt und angesichts des vorrangigen Ziels des europäischen Informationssystems in den beiden zurückliegenden Jahren schwerpunktmäßig eine Analyse von Geräteunfällen in Heim und Freizeit durchgeführt. Eine neue Untersuchung zu dieser Thematik erschien insbesondere vor dem Hintergrund des Wandels der Lebens- und Freizeitgewohnheiten in den letzten Jahren angezeigt. Beispiele hierfür sind die veränderte Ausstattung der Haushalte, besonders in den neuen Bundesländern, und die Zunahme neuer Sportarten wie Inline-Skating. Der Schwerpunkt Geräteunfälle ist auch aus dem Grunde gewählt worden, weil die erste Untersuchung Anfang der 90er Jahre u.a. gezeigt hat, daß sich der in Deutschland praktizierte vorbeugende Gefahrenschutz positiv auf das Unfallgeschehen auswirkt. Damals wurde festgestellt, daß nur wenige Unfälle durch konstruktive Mängel am Gerät verursacht wurden.
Die Ergebnisse der neuen Studie zeigen, daß sich das Unfallgeschehen mit Geräten in Heim und Freizeit offenbar quantitativ und qualitativ verändert hat. So ist der Anteil der Geräteunfälle an allen Heim- und Freizeitunfällen von 22,3 % auf 29,5 % gestiegen. Zugenommen hat auch der Anteil derjenigen unfallbeteiligten Geräte, die nach Angaben der Unfallverletzten Mängel aufwiesen. Wurden in der Befragung Anfang der 90er Jahre "nur" 2,7 % der Geräteunfälle durch Gestaltungsfehler am Gerät (mit-)verursacht, liegt heute der vergleichbare Anteilswert bei 5,3 %.
Bibliografische Angaben
Titel: Gerätesicherheit in Heim und Freizeit. Stand und Perspektiven
1. Auflage.
Bremerhaven:
Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1998.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Sonderschrift
, S 50)
ISBN: 3-89701-218-9, Seiten: 104, Papier
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