Gesundheitsförderung und Arbeitsfähigkeit in Kindertagesstätten

Vor dem Hintergrund fehlender Programme zur betrieblichen Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten (Kita) sollten im Projekt Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Förderung von Arbeitsfähigkeit (Af) und Gesundheit für ErzieherInnen entwickelt und umgesetzt werden. Dazu sollten mit erprobten verhaltens- (Gesundheitsdiagnostik, Vitalität) und verhältnisorientierten Verfahren (Gesundheitszirkel) Fehlbelastungen abgebaut und die ErzieherInnen für gesundheitsbewusstes Verhalten sensibilisiert werden. Die Projektbearbeitung erfolgte in drei Teilschritten:

  1. Identifikation arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren und Ressourcen bei Kita-Beschäftigten mittels arbeitsmedizinisch-psychologischer Diagnostik (Prämessung)
  2. Durchführung eines kita-spezifischen Gesundheitszirkels (Intervention)
  3. eränderungsmessung nach Intervention (Postmessung nach neun Monaten).

Die Af wurde mit dem Fragebogen Work Ability Index, die gesundheitliche Situation mittels Vitalitätsmessplatz® beurteilt sowie berufliche und personale Faktoren berücksichtigt. An den Untersuchungen beteiligten sich 78 Kita-Beschäftigte (Alter: 44 ± 9 Jahre) aus acht Einrichtungen in Sachsen. Als berufliche Risikofaktoren wurden in der Prämessung Lärm, Zwangshaltungen, Konflikte mit Eltern und zu geringe Pausenzeiten identifiziert. Gesundheitliche Einschränkungen bestanden in Erkrankungen und Beschwerden des Stütz- und Bewegungssystems sowie Erschöpfung bzw. Müdigkeit. Hinzu kamen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu Schutzfaktoren im beruflichen Bereich gehörten die anspruchsvolle und abwechslungsreiche Tätigkeit, Gratifikation, Teamarbeit und ein geringes Burnout-Risiko und im personalen Bereich gute Erholungsfähigkeit, Kohärenzgefühl sowie ein vitaler Zustand. In den Gesundheitszirkeln wurden die Lösungsvorschläge problemorientiert und einrichtungsbezogen erarbeitet und umgesetzt, wobei insbesondere psychische Belastungen, Finanzen und Personal, räumliche Bedingungen, Arbeitsorganisation und Lärm thematisiert wurden. Das Konzept des kita-spezifischen Gesundheitszirkels wurde als gut umsetzbar und hilfreich bei der Problemlösung eingeschätzt. Zur Veränderungsmessung wurden die Erzieherinnen in eine Gruppe mit verminderter (n = 13; Alter: 50 ± 8 Jahre) bzw. hoher Af (n = 41; Alter: 44 ± 8 Jahre) eingeteilt. Es zeigte sich, dass Erzieherinnen mit verminderter Af länger im Beruf arbeiten, häufiger größere Gruppen betreuen, aber auch mehr Erkrankungen und Beschwerden und eingeschränkte Erholungsfähigkeit aufweisen. Für die Schutzfaktoren bestehen aber keine Gruppenunterschiede. Nach der Intervention konnten vor allem bei Erzieherinnen mit verminderter Af Verbesserungen festgestellt werden: höhere Af, Rückgang der Erkrankungen und Beschwerden, verbesserte Erholungsfähigkeit sowie gesundheitsbewusstes Verhalten und verbesserte Arbeitsbedingungen. Die Gesundheitsdiagnostik hat sich als wertvolles Instrument zur Sensibilisierung gesundheitsbewussten Verhaltens und die Gesundheitszirkel als wirksame, vorwiegend verhältnispräventive Maßnahme der betrieblichen Gesundheitsförderung in Kitas erwiesen.

Bibliografische Angaben

Titel:  Gesundheitsförderung und Arbeitsfähigkeit in Kindertagesstätten. Einfluss gesundheitsförderlicher Maßnahmen auf die Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten in Kindertagesstätten und Beiträge zur Netzwerkbildung

Verfasst von:  Seibt, R.; Khan, A.; Thinschmidt, M.; Dutschke, D.; Weidhaas, J.

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2005. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht , Fb 1049)

ISBN: 3-86509-371-X, Seiten: 200, Papier

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