Rückengerechter Patiententransfer in der Kranken- und Altenpflege - Evaluation eines modernen Pflegekonzepts

Das Präventionsprogramm "Rückengerechter Patiententransfer in der Kranken- und Altenpflege" (RP) wurde in vier Pflegeeinrichtungen modellhaft eingeführt und während der einjährigen Interventionsphase wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse wurden denen einer Vergleichsgruppe ohne Intervention gegenüber gestellt.

Zielstellung des Projektes war die Beurteilung der praktischen Umsetzbarkeit des Konzepts, die Untersuchung von Effekten des Programms sowohl auf die körperliche Belastung und auf Beschwerden des Bewegungsapparates der Pflegenden als auch auf das Bequemlichkeitsgefühl der Patienten sowie die Dokumentation von typischen kritischen Erfolgskriterien bei der Implementation der Methoden.

Methoden: Zur Ergebnisevaluation wurden fünf verschiedene Methoden in einer Basis und einer Abschlusserhebung eingesetzt (schriftliche Mitarbeiterbefragung, Beobachtungsrating der Qualität von Patiententransfers, videogestützte Analyse zur Berechnung der Bandscheibendruckbelastung, orthopädische Untersuchung zum Funktionsstatus und zu Auffälligkeiten des Bewegungsapparates sowie eine Patientenbefragung zur Akzeptanz der veränderten Arbeitsweisen). Die Prozessevaluation wurde mittels Beobachtung und Interviews durchgeführt.

Ergebnisse: Die neuen Arbeitstechniken konnten weitgehend in den Arbeitsalltag integriert werden. Das didaktische Konzept der Wissensvermittlung durch "Instruktoren" und der Intensivierung des Gelernten durch eine dreimonatige Praxisanleitung erwies sich dabei als hilfreich zur Integration der Maßnahme in den Arbeitsalltag. Eine externe Unterstützung der stationseigenen Instruktoren verbessert die Erfolgschancen der Implementation.

Als Effekte der RP-Methoden zeigte sich eine statistisch signifikante Abnahme der subjektiv wahrgenommenen körperlichen Belastung. Die Hälfte der Probanden mit Rückenbeschwerden gab auf Grund der neuen Arbeitsweisen eine Verbesserung ihres Rückengesundheitsstatus an. In der Studiengruppe wurde nach der Studie ein statistisch signifikantes protektives relatives Risiko für aktuelle LWS-Beschwerden von 0.4 gefunden. Aus statistischer Sicht wären somit in der Vergleichsgruppe 64 % dieser Symptome nicht aufgetreten, wenn auch diese Gruppe nach den RP-Prinzipien gearbeitet hätte. Weitere nachweisbare Effekte waren Verbesserungen in der Arbeitsorganisation und der Arbeitsergonomie sowie ein erhöhtes Gesundheits- und Präventionsbewusstsein der Pflegenden.

Der Vergleich von Einjahres-Prävalenzraten ließ keine statistisch relevanten Effekte im Hinblick auf den Funktionsstatus der Wirbelsäule, auf Schmerzen des Bewegungsapparates, deren Intensität und Dauer sowie auf deren Folgen (Arbeitsunfähigkeit, Arztbesuche, therapeutische Maßnahmen) durch die Einführung der RP-Methoden erkennen.

Bibliografische Angaben

Titel:  Rückengerechter Patiententransfer in der Kranken- und Altenpflege - Evaluation eines modernen Pflegekonzepts. 

Verfasst von:  Michaelis, M.; Nienhaus, A.; Hermann, S.; Soyka, M.

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2003. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht , Fb 992)

ISBN: 3-86509-022-2, Seiten: 96, Projektnummer: F 5141, Papier

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