Untersuchung der gesundheitlichen Gefährdung von Arbeitnehmern der Abfallwirtschaft in Kompostierungsanlagen
Die Kompostierung biogener Abfälle stellt ein wichtiges Segment in der sich entwickelnden Abfall- und Kreislaufwirtschaft der Bundesrepublik Deutschland dar. Die für die Kompostproduktion genutzten Verrottungsprozesse führen je nach Einsatzort der Arbeitnehmer zu einer Exposition gegenüber Bioaerosolen, Gasen, Staub, Mikroorganismen und deren Toxinen. Daneben wirken Lärm, variierende klimatische Bedingungen und verschiedene Unfallgefahren auf die Beschäftigten ein.
Aufgabe der durchgeführten Studie war es, ein spezifisches Belastungsprofil von Kompostwerkern zu erarbeiten und den gesundheitlichen Status dieser Arbeitnehmer im Vergleich zu einer unbelasteten Kontrollgruppe zu ermitteln. Hierzu wurden 42 Kompostierungsanlagen 1996 und 1997 von April bis November aufgesucht. In den auf 7 Bundesländer verteilten Betrieben nahmen 184 (1996) sowie 178 (1997) Kompostwerker teil. Die Kontrollgruppe bildeten 66 (1996) bzw. 63 (1997) Bedienstete einer oberen Landesbehörde mit Büro- oder Laborarbeitsplätzen.
Etwa 400 zumeist personenbezogene Luftkeimmessungen auf mesophile/thermophile Actinomyceten oder Schimmelpilze, jahreszeitlich auf 30 Meßtage in 12 ausgewählten Kompostierungsanlagen verteilt, sorgten für die Gewinnung von Immissionsdaten zur Einschätzung biologischer Risiken. Die Gefährdungsanalyse der Arbeitsplätze auf chemische und physikalische Gefährdungsfaktoren gründete auf dem Prüflistenverfahren, unterstützt durch GC-MS-screening sowie Messungen zu Schallpegeln, Beleuchtungsstärke und Staubkonzentrationen.
Die medizinische Untersuchung der insgesamt 491 Arbeitnehmer vor Ort umfaßte eine ausführliche arbeitsmedizinische Anamnese, eine internistisch-klinische körperliche Untersuchung, die Erfassung statisch-dynamischer Lungenfunktionsparameter sowie ein hämatologisch-immunserologisches Screening.
Als Ergebnis ist festzuhalten, daß Erkrankungen der Atemwege und Lunge wie chronische Bronchitis, Asthma bronchiale und exogen allergische Alveolitis bei Kompostwerkern nicht signifikant höher angetroffen wurden als bei der Kontrollgruppe. Dies gilt ebenso für Allergien, Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Haut. ODTS trat nicht auf. Im Untersuchungszeitraum fand sich ein Kompostwerker mit einer allergischen Alveolitis mit Sensibilisierung gegen Aspergillus fumigatus als Berufskrankheitenfall.
Die relativ niedrige Erkrankungsrate wird zurückgeführt auf Verdünnungseffekte bei offenen Kompostierungsanlagen, nur spitzenförmig auftretende Emissionen bei Materialbearbeitung sowie auf die arbeitsschutzorientierte Ausstattung der Sortierarbeitsplätze und Radladerkabinen.
Bibliografische Angaben
Titel: Untersuchung der gesundheitlichen Gefährdung von Arbeitnehmern der Abfallwirtschaft in Kompostierungsanlagen.
1. Auflage.
Bremerhaven:
Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1999.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht
, Fb 844)
ISBN: 3-89701-357-6, Seiten: 360, Papier
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