Streß am Arbeitsplatz und Herz-Kreislauf-Krankheiten

Im Teil 1 des Forschungsberichts wird zunächst der derzeitige Erkenntnisstand über die Pathophysiologie der Atherosklerose und die Rolle der klassischen Risikofaktoren dargestellt sowie auf die Erweiterung des pathogenetischen Konzepts um den Beitrag der psychosozialen Risikofaktoren eingegangen. Es werden die beiden einflußreichsten streßtheoretisch begründeten Modelle (von Karasek/Theorell und Siegrist) erläutert, anhand derer in epidemiologischen Studien psychosoziale Gefährdungen am Arbeitsplatz bisher überwiegend erfaßt worden sind. Basierend auf einer repräsentativen tabellarischen Übersicht wird eine zusammenfassende Darstellung und Kommentierung der Ergebnisse der vielfältigen epidemiologischen Studien zur Beziehung zwischen arbeitsbedingtem Streß und Herz-Kreislauf-Krankheiten gegeben. Die Studien zeigen, daß die Inzidenz der koronaren Herzkrankheit und des akuten Herzinfarkts bei Männern stark mit subjektiv empfundener psychischer Belastung am Arbeitsplatz korreliert.

Im Teil 2 des Forschungsberichtes werden die Ergebnisse einer regionalen epidemiologischen Fall-Kontroll-Studie beschrieben, die von Mitarbeitern der Abteilung Epidemiologie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Zusammenarbeit mit Chemnitzer Arbeitsmedizinern in Westsachsen durchgeführt und ausgewertet wurde. Diese Studie zeichnet sich dadurch aus, daß die psychische Belastungssituation an den Arbeitsplätzen von 252 an einem akuten Herzinfarkt erkrankten Männern und ebenso vielen gesunden Vergleichspersonen arbeitspsychologisch detailliert analysiert werden konnte. Es zeigte sich, daß zusätzlich zu den bekannten Risikofaktoren Rauchen und Bluthochdruck bestimmte berufliche Tätigkeiten, charakterisiert durch monotone Arbeit, geringe Qualifikationserfordernisse und eingeschränkten Handlungs- und Entscheidungsspielraum in Verbindung mit ständigendem Zeitdruck und anderen belastenden Anforderungen zu einer Zunahme des Herzinfarktrisikos führen. Kommt zu diesen arbeitsbezogenen Faktoren noch eine regelmäßig stark eingeschränkte Erholungsmöglichkeit durch außerberufliche Belastung hinzu, steigt dieses Risiko weiter an. Nachgewiesen wurde auch, daß anspruchsvolle Tätigkeiten, die sich durch einen hohen Entscheidungsspielraum und hohe Komplexität und Vielfalt der Aufgaben auszeichnen, in Kombination mit besonderen Anforderungen, wie sehr hohe Ansprüche an die Handlungszuverlässigkeit unter regelmäßig starkem Zeitdruck oder gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Aufgaben im Sinne einer Überforderung, mit einem gesteigerten Herzinfarktrisiko verbunden waren. Ferner erhöhten regelmäßige Arbeitszeiten von mehr als 48 Wochenstunden (verursacht durch betriebliche Überstunden oder nebenberufliche Tätigkeit), die auch als ein Kriterium hoher beruflicher Anforderung zu werten sind, das Infarktrisiko signifikant. Unter Einbeziehung der Ergebnisse dieser Studie wird abschließend eine zusammenfassende Bewertung des Erkenntnisstandes zur Rolle der psychosozialen Stressoren am Arbeitsplatz gegeben, und es werden Schlußfolgerungen sowohl für die Präventionsstrategie als auch für die künftige Forschung abgeleitet.

Bibliografische Angaben

Titel:  Streß am Arbeitsplatz und Herz-Kreislauf-Krankheiten. 

Verfasst von:  Stark, H.; Enderlein, G.; Heuchert, G.; Kersten, N.; Wetzel, A.-M.

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1998. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht , Fb 802)

ISBN: 3-89701-157-3, Seiten: 328, Papier

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