Schienengebundene Transportsysteme
Teil 2: Exposition durch statische und niederfrequente elektrische und magnetische Felder an Fern-, S-, U- und Straßenbahn
Im Verlauf der letzten Dekade ist ein erhebliches Anwachsen des Interesses an elektrischen und magnetischen Feldern und deren biologischen Wirkungen sowohl von seiten der Wissenschaftler als auch der breiten Öffentlichkeit zu verzeichnen. Das betrifft auch die Felder an elektrisch betriebenen schienengeführten Transportsystemen. In Deutschland werden mehr als 80 % der Eisenbahntransporte auf elektrisch betriebenen Strecken durchgeführt. Die schienengebundenen Transportmittel des öffentlichen Personennahverkehrs werden ausschließlich elektrisch angetrieben. Neue Fahrzeugtypen und Transporttechnologien mit elektrischem Antrieb und höheren Leistungen wie die des ICE und des Transrapid werden entwickelt und eingesetzt.
Fragen nach der Art und der Intensität der emittierten Felder bezüglich der Exposition und der Gefährdung von Personal und Fahrgästen werden zunehmend gestellt. Die Kenntnis der räumlichen und zeitlichen Verteilung der elektrischen und magnetischen Felder ist sehr wichtig zur Abschätzung eines möglichen Gesundheitsrisikos. Um umfassende Informationen über die Feldverteilung und damit über Feldstärke-Spitzenwerte bei realen Betriebszuständen zu erhalten, wurden Messungen an derzeitig im Einsatz befindlichen Transport- und Traktionssystemen (Fernzüge einschließlich ICE sowie Berliner S-, U- und Straßenbahn) durchgeführt. Die Untersuchungen schlossen alle Arten von Feldern ein, die von den Fahrzeugen und den Versorgungsanlagen bis zu einem seitlichen Abstand von 100 m von den Gleisen emittiert wurden.
Quellen der elektrischen und magnetischen Felder bei konventionellen schienengebundenen Transportsystemen sind die Stromschienen, die Oberleitungen bzw. das gesamte Kettenwerk sowie die Teile der Fahrzeugausrüstung, die hohe Ströme führen.
Elektrische Wechselfelder spielten innerhalb der Fahrzeuge eine untergeordnete Rolle. Die höchste gemessene elektrische Feldstärke betrug E = 10 V/m. Außerhalb der Fahrzeuge auf Bahnsteigen und Bahnübergängen der Fernbahn wurde elektrische Feldstärken bis zu 1400 V/m gemessen.
Die Mittelwerte der bei den Langzeitmessungen ermittelten Flußdichten des magnetischen Gleichfeldes bewegten sich bei den verschiedenen Bahnsystemen zwischen 8,3 µT und 57 µT, der Maximalwert lag bei 930 µT. Es wurden Mittelwerte des niederfrequenten magnetischen Wechselfeldes zwischen 0,25 µT und 12 µT sowie ein Maximalwert von 67 µT gemessen.
Da aufgrund der Charakteristik der Feldquellen im Frequenzbereich f > 100 kHz relevante elektrische und magnetische Felder nicht zu erwarten waren, was Stichprobenmessungen bestätigten, wurde auf eine detaillierte meßtechnische Erfassung dieses Frequenzbereiches verzichtet.
An allen Meßpunkten innerhalb und außerhalb der Fahrzeuge in der Umgebung von elektrischen Installationen lagen die Werte der elektrischen Feldstärke und der magnetischen Flußdichte signifikant unter den in nationalen und internationalen Regelwerken vorgegebenen Grenzwerten für berufliche und nichtberufliche Exposition. Die am Transrapid-System gemessenen Werte sind noch niedriger als die an den konventionellen Systemen ermittelten (Ruppe et al., 1995). Auf der Basis des gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstandardes bezüglich des Schutzes des Menschen vor nachteiligen Wirkungen elektrischer und magnetischer Felder kann fest gestellt werden, daß an allen untersuchten konventionellen elektrisch betriebenen schienengebundenen Transportsystemen keine Gefährdung für Personal und Passagiere besteht und Maßnahmen zur Verringerung der Exposition nicht erforderlich sind.
Bibliografische Angaben
Titel: Schienengebundene Transportsysteme. Teil 2: Exposition durch statische und niederfrequente elektrische und magnetische Felder an Fern-, S-, U- und Straßenbahn
1. Auflage.
Bremerhaven:
Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1998.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht
, Fb 800)
ISBN: 3-89701-144-1, Seiten: 216, Papier
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