Studie zur Wirkung von Salzstäuben auf das Atmungssystem

Die wissenschaftliche Datenlage zur Wirkung von Salzstäuben auf den Atemtrakt ist widersprüchlich und das Schädigungsvermögen noch nicht ausreichend untersucht. Das Ziel der Studie war, Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen der Menge des inhalierten Salzstaubes und den Atemtraktbefunden zu ermitteln. Damit sollte auch ein Beitrag zur Festlegung eines möglichen Luftgrenzwertes geleistet werden. In diesem Zusammenhang mußte der Einfluß anderer beruflicher Noxen wie Stickoxide und Dieselabgase sowie nichtberuflicher Faktoren abgegrenzt werden. Außerdem sollten Unterschiede im Vergleich zu anderen beruflich inhalierten Stäuben dargestellt werden.

402 männliche Beschäftigte einer Kaligrube wurden klinisch-anamnestisch (standardisierter Fragebogen) und lungenfunktionsdiagnostisch (Spirometrie, Fluß-Volumen-Kurve, Bodyplethysmographie und Impulsoszillometrie) untersucht. Mit Hilfe retrospektiv vorhandener und aktuell erstellter Staubmeßwerte wurden individuelle Expositionsdosis- und zeitlich gewichtete Konzentrationswerte berechnet.

Das durchschnittliche Alter des Kollektiv lag bei 42,4 Jahren, der Anteil der aktuellen und ehemaligen Raucher bei 74,6 Prozent (im Mittel 18,7 Raucherjahre und 13,8 g Tabak pro Tag). Die Gesamtexpositionsdauer betrug im Mittel 19,9 Jahre (SD 7,0). Die individuellen Expositionswerte lagen im Mittel für die gewichtete Feinstaubkonzentration bei 2,6 mg/m³ (SD 1,4), die Gesamstaubkonzentration bei 18,7 mg/m³ (SD 11,8), für die Feinstaubdosis bei 609,9 mg/m³ x Monate (SD 399,5), die Gesamtstaubdosis bei 4446,8 mg/m³ x Monate (SD 3235,7) und die Dieselrußdosis bei 56,7 mg/m³ x Monate (SD 29,9).

Im Ergebnis der Untersuchungen war für Atemwegssymptome keine deutliche Abhängigkeit von der Salzstaub- und Dieselrußexposition, aber der Einfluß von Tabakrauchen und individueller Disposition erkennbar. Im Vergleich mit anderen inhalativ exponierten Fabrikarbeitern hatten nur die rauchenden Bergarbeiter, nicht die Nichtraucher, eine deutlich höhere Auswurfmenge. Die untersuchten Entzündungsmarker zeigten mit Ausnahme des Adhäsionsmoleküls ICAM keine Beziehung zur beruflichen Exposition. Unerwartet verringerten sich die ICAM-Werte mit steigender Salzstaubbelastung.

Für einige Lungenfunktionsparameter (FVC, FVC%Norm, FEV1, FEV1%Norm, MEF50, MEF25 und MEF25%Norm) waren Dosis-Wirkungs-Beziehungen nachweisbar, die in der Größenordnung dem Einfluß langjährigen Tabakrauchens glichen. In dem untersuchten Kollektiv bedingte im Mittel eine 20jährige Exposition gegenüber einer gewichteten Gesamtstaubkonzentration von 40 mg/m³ die Reduktion von FVC um 3,6 und von FEV1 um 4,1 % der Norm (ca. 150-170 ml). Tabakrauchen führte zu einer Reduktion um 2,9 % der Norm für FEV1. Die zusätzlichen beruflichen Expositionen durch Dieselruß und Stickstoffdioxid ließen sich in ihrer Wirkung nicht abtrennen. Bei allen nachgewiesenen Effekten kann daher eine Kombinationswirkung nicht ausgeschlossen werden.

Die nachgewiesenen Effekte waren insgesamt gering. Die bisherigen Ergebnisse reichen nicht aus, um einen Grenzwert zu begründen. In Hinblick auf einen Grenzwert lösliche Salzstäube sind die Ergebnisse der Querschnittsstudie in einem Follow-up zu überprüfen. Mit einer Längsschnittsstudie wird das Ziel verfolgt, durch Bezug auf Individualnormen die Effekte am Atemtrakt sensitiver zu erfassen und nach Möglichkeit die Komponenten der Exposition durch prospektiv geplante Messungen zu differenzieren und präziser zu bestimmen.

Bibliografische Angaben

Titel:  Studie zur Wirkung von Salzstäuben auf das Atmungssystem. 

Verfasst von:  Lotz, G.; Backé, E.; Gierke, E.; Kersten, N.; Säverin, R.; Schneider, W. D.; Thürmer, H.; Tittelbach, U.

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1998. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsbericht , Fb 791)

ISBN: 3-89701-095-X, Seiten: 112, Papier

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