Untersuchung des Unfallgeschehens beim Umgang mit Gerüsten

Gerüstunfälle auf Baustellen bilden seit Jahren einen Schwerpunkt im tödlichen und nichttödlichen Unfallgeschehen. Dies betrifft sowohl Auf-, Um- und Abbauvorgänge von Gerüsten als auch deren Nutzung. Das Unfallgeschehen weist typische, zum Teil komplexe Unfallverläufe auf, die in Form von Unfallbildern dargestellt werden. Häufig enden solche Unfallverläufe mit dem Absturz vom Gerüst.

Gefahren, Belastungen und ihr Wirksamwerden begünstigende Faktoren konnten durch Ablaufanalysen, sowie Befragungen von Betroffenen und Experten als System- und Gestaltungsdefizite in den Arbeitssystemen "Gerüstbau" und "Gerüstnutzung" und in Prozeßabläufen bei Bauvorhaben ermittelt werden. Solche Defizite bestehen vor allem in

  • mangelnder Anpassung der Elemente der Arbeitssysteme untereinander (Gerüstmaterialien, Hilfsmittel für den Gerüstbau, Qualifikation von Gerüstbauern und Arbeitsaufgaben, Arbeitsabläufe),
  • zwangsläufig notwendigem Aufenthalt der Gerüstbauer und -nutzer in absturzgefährdeten Bereichen auf Gerüsten aufgrund der Arbeitsaufgabe,
  • Mängeln bei der Gestaltung von Planung und Ablauforganisation des Gerüstbaus und der Gerüstnutzung.

Prozeßabläufe und strukturelle Rahmenbedingungen in der Bauwirtschaft stellen wichtige Einflußgrößen für die Entstehung dieser Defizite dar. Dabei sind kleinere und größere Bauvorhaben zu unterscheiden. Eine erfolgreiche Beeinflussung des Unfallgeschehens muß in Form komplexer Maßnahmenbündel an diesen Einflußfeldern ansetzen.

Vorgeschlagene Maßnahmenansätze beziehen sich daher vor allem auf Strategien einer systematischen arbeitsschutzgerechten Planung, Ablauforganisation und Koordination des Gerüsteinsatzes, die Professionalisierung des Gerüstbaus und der -nutzung, sowie die Qualifizierung aller am Umgang mit Gerüsten Beteiligten, insbesondere der Verantwortlichen, Planer und Koordinatoren, auch im Vorfeld von Bauvorhaben. Von besonderer Bedeutung ist auch die Sicherheits- und Gesundheitsschutzbetreuung der meist kleinen Gerüstbau- und -nutzungsbetriebe. Die Chancen, die aus der Umsetzung von EG-Richtlinien erwachsen - hier insbesondere durch die Bestellung von Koordinatoren sowie durch Sicherheits- und Gesundheitsschutzpläne nach 92/47/EWG - werden diskutiert.

Als Umsetzungswege für solche komplexen Maßnahmenansätze werden Workshops, Handlungsanleitungen und Hilfsmittel zur Planung und Organisation sowie Modellvorhaben, Pilotprojekte und Seminar- und Beratungskonzepte vorgeschlagen.

Bibliografische Angaben

Titel:  Untersuchung des Unfallgeschehens beim Umgang mit Gerüsten. Untersuchungen zur Verringerung des tödlichen Unfallgeschehens in ausgewählten Problembereichen der Bauindustrie

Verfasst von:  Barth, C.; Hamacher, W.; Kliemt, G.

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1993. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz: Forschungsbericht , Fb 694)

ISBN: 3-89429-397-7, Seiten: 300, Preis: 23,00 EUR, Papier

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