Lokale Genotoxizität des Formaldehyd

Die biologische Wirkung von Formaldehyd (FA) auf lebende Organismen ist von großem Interesse, da diese Substanz auf Grund der Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten in unserer Umwelt weit verbreitet ist. FA kommt zuerst mit den Epithelzellen der Nasenpassage in Berührung, weshalb bei dem von uns durchgeführten Forschungsprojekt die Prüfung auf genotoxische Effekte in Nasalepithelzellen (NEZ) der Ratte mit im Vordergrund stand. In William's Medium E, supplementiert mit 10 % FCS und 6 Wachstumsfaktoren, wurden Primärkulturen von NEZ angelegt, die wir in unterschiedlichen Mutagenitätstestsystemen (Mikrokern-, Chromosomenaberrations (CA)- und Genmutations (HGPRT)-Test) einsetzten. Auch SCE-Tests (Sister chromatid exchange) wurden durchgeführt. Untersucht wurde die genotoxische Wirkung von FA auf die NEZ, sowohl nach inhalativer Belastung der Ratten mit gasförmigen FA (Ganzkörperexposition), als auch nach einer in vitro-Behandlung der isolierten und kultivierten NEZ.

Die in-vitro-Behandlungen der NEZ ergaben, daß bei Abwesenheit eines metabolisierenden Systems (S9 Mix) bei geringeren FA-Konzentrationen genotoxische Effekte beobachtet wurden, als bei Gegenwart von S9 mix. Ein Vergleich der genotoxischen Effekte von FA bei NEZ und der permanenten Zellinie V79 ergab, daß die V79-Zellen sensitiver auf FA reagierten als die NEZ, was auf das unterschiedliche Detoxifizierungspotential der beiden Zelltypen zurückzuführen sein dürfte. Im Vergleich zu einer einmaligen Behandlung (Effekte ab 5.0 µg/ml) erzeugten wiederholte Behandlungen mit FA bei wesentlich geringeren Konzentrationen (Effekte ab 0.5 µg/ml) genotoxische Effekte in den NEZ.

Die in vivo-Expositionsstudien ergaben, daß nach 5-tägiger inhalativer Belastung (6 Stunden pro Tag) mit 20 ppm FA toxische und genotoxische Effekte in den NEZ auftraten. Die für den Menschen relevanten Konzentrationen (0.1, 0.5 und 1.0 ppm) induzierten keine genotoxischen Ereignisse. Bei einer 4-wöchigen Exposition (4 x 5 Tage; 6 Stunden pro Tag) mit 1.0 ppm wurde eine erhöhte SCE-und Mikrokernrate festgestellt.

Bibliografische Angaben

Titel:  Lokale Genotoxizität des Formaldehyd. 

Verfasst von:  Miltenburger, H.G.; Timm, A.; Poth, A.

1. Auflage.  Bremerhaven:  Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1991. 
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz: Forschungsbericht , Fb 639)

ISBN: 3-89429-125-7, Seiten: 148, Preis: 14,00 EUR, Papier

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