Arbeitsschutzmanagement im Handel: Pilotprojekt REWE
Ziel des Vorhabens war es, die Anwendbarkeit des nationalen Leitfadens für AMS in einem Handelsunternehmen zu prüfen. Im Rahmen einer nationalen Politik zur Anwendung des ILO-Leitfadens für AMS ist es erforderlich, angepasste Leitfäden für unterschiedliche Branchen zu entwickeln. Der Handelssektor umfasst in Deutschland etwa 11 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mehr als 5 Millionen Beschäftigte sind in den etwa 610.000 Handelsunternehmen tätig. Der bedeutendste Bereich des Einzelhandels wird in 82 Wirtschaftszweige untergliedert und beschäftigt 2,8 Mio. Personen in 400.000 Unternehmen. Bei den meisten Unternehmen handelt es sich um kleine oder mittlere Unternehmen. Neun von zehn Unternehmen beschäftigen weniger als zehn Personen, die Eigentümer und ihre Familienangehörigen eingeschlossen. Zwei Drittel der Beschäftigten sind weiblich und arbeiten oft in Teilzeitarbeitsverhältnissen.
Im Einzelhandel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein tiefgreifender Strukturwandel vollzogen. Im Ergebnis ist der Wettbewerb noch härter geworden und die Gewinnspannen haben sich entsprechend vermindert. Insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel sind große Handelsketten entstanden: Die Gruppen mit den größten Umsätzen sind REWE, Edeka/AVA, Aldi, Metro. Die REWE-Gruppe ist eine der größten Handelsgesellschaften in Europa. Von dem Hauptgeschäft im Lebensmitteleinzelhandel über den Großhandel, Spezialgeschäfte bis hin zu Reisebüros umfasst die Gruppe etwa 9.000 Verkaufsstellen in Deutschland mit etwa 135.000 Vollzeitbeschäftigten und einem Einzelhandelsumsatz von 31,5 Mrd. EUR (netto). Der Lebensmitteleinzelhandel stellt den Kern der Wirtschaftstätigkeit der REWE dar. Dieser Bereich erzielt mehr als 80 Prozent des gesamten Umsatzes in Deutschland (REWE-Gruppe: Fakten 2002).
AMS-Leitfäden im Einzelhandel sollten sich auf die Handelsketten konzentrieren, die den Wirtschaftsbereich dominieren. Entscheidungen auf zentraler, regionaler und Verkaufsstellen-Ebene sind dabei zu beachten. Wegen des starken Wettbewerbs sollten AMS-Leitfäden eng verbunden werden mit dem Qualitätsmanagement und insbesondere der Lebensmittelsicherheit. Eine Evaluation mit dem "Management-Instrument zur Bewertung der Qualität des Arbeitsschutzes im Unternehmen" zeigte gute Ergebnisse für die REWE-Gruppe. In der Anwendung der fünf Elemente des nationalen AMS-Leitfadens auf das REWE Managementsystem wurde jedoch deutlich, dass erhebliche Verbesserungen notwendig sind. Es wird vorgeschlagen, den Verbesserungsprozess auf der Basis der Prinzipien für lernende Organisationen zu fördern um auf diesem Weg eine "Healthy Company" zu erreichen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollten unter Nutzung der Erfahrungen der Berufsgenossenschaften angesprochen werden. Darüber hinaus sollten genossenschaftlich strukturierte Handelsgruppen wie REWE oder EDEKA AMS-Elemente den angeschlossenen etwa 7.400 unabhängigen Einzelhändlern im Rahmen von Maßnahmen zur Qualitätssicherung nahe bringen. Auf diese Weise können beträchtliche Verbesserungen für Sicherheit und Gesundheit bei KMU im Einzelhandel erreicht werden.
Bibliografische Angaben
Titel: Arbeitsschutzmanagement im Handel: Pilotprojekt REWE.
1. Auflage.
Bremerhaven:
Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 2005.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Forschungsanwendungsbericht
, Fa 60)
ISBN: 3-86509-395-7, Seiten: 162, Projektnummer: F 2088, Papier
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