Ergonomische Bewertung der Sprachkommunikation
Zur täglichen Erfahrung gehört die Störung sprachlicher Kommunikation durch Lärm, etwa durch Verkehr oder Geräusche der unmittelbaren Umgebung, durch Maschinen oder Gespräche anderer Personen. Störungsfreie Sprachkommunikation am Arbeitsplatz ist aber eine wesentliche Voraussetzung für einen reibungslosen Arbeitsablauf und eine menschengerecht gestaltete Arbeitstätigkeit.
Durch die in der Neuauflage von ISO 9921 festzulegenden Standards soll das Mindestmaß an benötigter Sprachverständlichkeit in unterschiedlichen Kommunikationssituationen sichergestellt werden. Sprachverständlichkeit ist dabei ein notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium zur Beschreibung der Sprachqualität. Gerade bei hoher Sprachverständlichkeit greift dieses Kriterium zu kurz, weil es nicht mehr differenziert. Daher ist es sinnvoll, die Qualität der sprachlichen Kommunikation durch weitere Merkmale ergänzend zu beschreiben und zwar aus mehreren Perspektiven:
- hörerseitig: Hörerzufriedenheit und -anstrengung
- übertragungsseitig: Störung durch Hintergrundgeräusche, Kommunikation anderer Personen
- sprecherseitig: Lautheit und Natürlichkeit der Sprache, Dialekt, Akzent, Sprachfehler (Nuscheln, Lispeln), Sprechfehler ("Versprecher")
Um Kommunikationssituationen schnell und einfach hinsichtlich ihrer Sprachqualität beurteilen zu können, ist es wünschenswert, eine Skala zur Bewertung der Qualität der Sprachkommunikation zur Verfügung zu haben, die aber über das Kriterium der Sprachverständlichkeit hinaus weitere Bewertungskriterien erhebt.
Eine solche fünfstufige Skala wurde in einer Folge von drei Experimenten entwickelt und erprobt, die neben der subjektiven Sprachverständlichkeit auch die Aspekte Belästigung, Konzentration und Coping ermittelt. Dabei wurden variiert:
- die akustischen Bedingungen durch verschiedene SN-Verhältnisse, unterschiedliche Hintergrundgeräusche, Nachhall und Schwerhörigkeit
- die Sprecheraspekte Geschlecht, Muttersprache, Geübtheit
- das Sprachmaterial Einsilber und (kontextunabhängige) Sätze
- die Versuchsbedingungen Kontrolle und verschiedene Paralleltätigkeiten
Bibliografische Angaben
Titel: Ergonomische Bewertung der Sprachkommunikation.
1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2004. Seiten: 217, Projektnummer: F 1724, F 1847, Papier