Bedeutung der neu definierten Staubfraktionen für die Bronchitispathologie

Die berufliche Staubbelastung gilt als ein wesentlicher mitbestimmender Faktor bei der Verursachung der chronischen Bronchitis. Derzeit ist jedoch nicht hinreichend bekannt, weiche Staubfraktion für die Pathogenese der Atemwegsentzündung entscheidend ist.

Ziel der Studie war zu prüfen, ob die jetzt nach DIN EN 481 messbar gewordene tracheobronchiale Fraktion im Hinblick auf die obstruktiven Atemwegserkrankungen bessere Dosis-Wirkungs-Beziehungen zeigt als die bisher verwendete Fein- und Gesamtstaubfraktion.

Die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Konzentrations- bzw. Dosiswerten der verschiedenen Staubfraktionen nach DIN EN 481 und den anamnestischen, klinischen und funktionsdiagnostischen Parametern wurden unter Berücksichtigung der Einflussfaktoren Rauchen und Alter geprüft. Die klinischen Daten wurden aus Untersuchungen von 432 Staubexponierten (durchschnittliches Alter 38 Jahre, im Mittel 11 Jahre exponiert) aus der grobkeramischen Industrie und der Kalksandsteinindustrie gewonnen; die Expositionsmessungen erfolgten an repräsentativen Arbeitsplätzen mit dreistufigen personengebundenen und stationären gravimetrischen Staubprobenahmegeräten vom Typ SPG.

Für die alveolare Staubfraktion waren im linearen Regressionsmodell Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen den Lungenfunktionsparametern und der Staubexposition nachweisbar. Der Einfluss des Staubes auf den Obstruktionsparameter FEV1 ist dabei größenordnungsmäßig geringer als der des Alters und des Rauchens.

Bei der tracheobronchialen und der einatembaren Staubfraktion fanden wir keine bedeutsamen Abhängigkeiten der Lungenfunktionsparameter von der Staubkonzentration.

Die Analyse der Symptomhäufigkeiten ergab bei 25 % der Untersuchten chronische Atemtraktbeschwerden (ABR), bei 11 % grenzwertige bis geringgradige pathologische Lungenfunktionswerte (FOV) und bei 16 % chronische Atemtraktbeschwerden in Kombination mit Lungenfunktionsstörungen (KOV). Im logistischen Regressionsmodell waren ebenfalls staubbedingte Effekte erkennbar. Wir fanden vor allem bei der alveolaren Staubfraktion erhöhte Odds Ratios sowohl für die lungenfunktionsdiagnostischen Befunde (FOV) als auch für subjektiv empfundene Beschwerden kombiniert mit funktionsanalytischen Hinweisen auf eine bronchiale Reaktion (KOV).

Die erhöhten Odds ratios sind zum Teil jedoch weit geringer als die Risikoerhöhung durch Rauchen.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die gefundenen Effekte wie Einschränkungen der Lungenfunktion und Risikoerhöhung für bronchiale Reaktionen am besten mit der A-Staubfraktion korrelieren.

Dieses Ergebnis ist plausibel im Sinne der Vorstellung zur Pathogenese der COLD, bei der den Alveolarmakrophagen eine entscheidende bzw. möglicherweise sogar eine zentrale Rolle im Entzündungsprozess zugesprochen wird.

Bibliografische Angaben

Titel:  Bedeutung der neu definierten Staubfraktionen für die Bronchitispathologie. 

Verfasst von:  Tittelbach, U.; Gierke, E.; Lotz, G.; Plitzko, S.; Schneider, W. D.; Thürmer, H.

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2005.  Seiten: 50, Projektnummer: F 5045, Papier

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