Depressive Symptomatik, Burnout, arbeitsbezogene Faktoren und zentralnervöse Informationsverarbeitung

Die vorliegende Studie im Rahmen des Forschungsverbunds "Depressionen, Burnout und kognitive Defizite" untersucht, inwieweit sich Beschäftigte aus emotional belastenden Berufen mit Depressions- oder Burnout-Symptomen von Beschäftigten ohne solche Symptome hinsichtlich psychosozialer Belastungen am Arbeitsplatz, individuumsbezogener Faktoren, Arbeitsfähigkeit, kognitiver Leistung und funktioneller Hirnaktivität unterschieden. Letztere wurde mit Hilfe sogenannter ereigniskorrelierter Potenziale (EKP) untersucht, welche sich aus dem Elektroenzephalogramm (EEG) extrahieren lassen. Hierbei wurden neben allgemeinen sensorischen und kognitiven Prozessen vor allem Funktionen des Belohnungssystems untersucht, nämlich Handlungsvorbereitung, Fehlerverarbeitung und Feedbackverarbeitung.

Beschäftigte mit Symptomen von Burnout oder Depression gaben geringere Arbeitsfähigkeit, signifikant schwächere internale und stärkere externale Kontrollüberzeugungen, geringere Affektbalance sowie mehr psychosoziale Belastung am Arbeitsplatz an, als Personen ohne Symptome. In den psychometrischen Tests zeigten sich keine Leistungsunterschiede zwischen den Personen mit und ohne Symptome. Nur bei einer sehr schwierigen Aufgabe (OSPAN) zeigten sich klare Leistungsdefizite bei Personen mit Burnout-Symptomen.

In den EKP zeigten sich bei Beschäftigten mit Depressions-Symptomatik gegenüber symptomfreien Beschäftigten eine Beschleunigung der Fehlerverarbeitung und eine Verlangsamung der Reizverarbeitung. Beschäftigte mit Burnout-Symptomen zeigten eine Abschwächung der Aufgaben-Vorbereitung, der frühen Fehlerdetektion und der späten Verarbeitung von negativen Rückmeldungen. Nach Zielreizen war die frühe Reizverarbeitung verstärkt und die folgenden kognitiven Funktionen leicht beeinträchtigt. Die EKP-Ergebnisse decken sowohl kognitive Defizite als auch Kompensationsmechanismen bei Beschäftigten mit Burnout auf, die sich im Verhalten (noch) nicht zeigen.

Die vorliegenden Befunde können dazu beitragen, die Diagnose von depressiver Symptomatik bzw. Burnout mit Hilfe von speziellen komplexen Leistungstests (OSPAN) und EEG-basierten Methoden zu verbessern. Eine solche multidimensionale Diagnostik könnte dazu verhelfen, frühzeitig gezielte betriebliche Maßnahmen zu ergreifen bzw. Therapien einzuleiten, die mit derselben Diagnostik evaluiert werden können. Eine Voraussetzung hierfür ist, dass arbeitsbezogene Faktoren, die zu Depressivität und Burnout führen, genauer identifiziert werden, wozu auch die anderen Arbeiten im Forschungsverbund beitragen.

Bibliografische Angaben

Titel:  Depressive Symptomatik, Burnout, arbeitsbezogene Faktoren und zentralnervöse Informationsverarbeitung. 

Verfasst von:  S. Boden, P. D. Gajewski, R. Willemssen, S. Getzmann, M. Falkenstein

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2018.  Seiten: 119, Projektnummer: F 2318, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:bericht20180920

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