Blendung durch künstliche optische Strahlung unter Dämmerungsbedingungen
Im Hinblick auf eine Gefährdung durch sichtbare optische Strahlung kommt den physiologischen Schutzfunktionen eine besondere Bedeutung zu. Es konnte mittels Infrarot-Videographie für fünf verschiedene Wellenlängen (405 nm, 445 nm, 532 nm, 635 nm und 670 nm) unter Dämmerungsbedingungen bei Laserstrahlleistungen von 0,1 nW bis ca. 0,8 mW an Versuchspersonen gezeigt werden, dass der Pupillenreflex durch die Durchmesserverkleinerung innerhalb der ersten Viertelsekunde nur unwesentlich zu einem Schutz vor einer möglichen Überexposition beiträgt. Insbesondere bei kurzen Bestrahlungen sind die Latenzdauer mit 160 ms bis 340 ms und auch die jeweilige Kontraktionsdauer zu lang, um wirksam schützen zu können. Die relativen Amplituden des Pupillendurchmessers hängen von der Wellenlänge ab; dabei hat sich gezeigt, dass bei kurzwelliger sichtbarer Strahlung eine deutlich größere Pupillenreaktion erfolgt, als dies aufgrund der spektralen Hellempfindlichkeit zu erwarten gewesen wäre.
Durch vorübergehende Blendung kann es zu beträchtlichen indirekten Auswirkungen kommen. In Untersuchungen bei fünf verschiedenen Wellenlängen (405 nm, 445 nm, 532 nm, 635 nm und 670 nm) wurde mit Probanden die Lese- und Visusbeeinträchtigung mit verschiedenen Testaufbauten bestimmt. Dabei zeigte sich eine weitgehende Übereinstimmung zwischen der Zeitdauer der Beeinträchtigungen und der Wellenlängenabhängigkeit der spektralen Hellempfindlichkeit. Die Beeinträchtigungsdauern wurden in einem Laserstrahlleistungsbereich zwischen 1 nW und ca. 0,7 mW bestimmt. Sie lagen bei einer Expositionsdauer von 100 ms maximal zwischen ca. 3 s für 405 nm und ca. 30 s für 532 nm.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass schon ab ca. 1 µW mit Störungen der Sehfunktionen von mehr als einer Sekunde gerechnet werden muss.
Auf der Basis der funktionalen Abhängigkeit der Blendwirkung sichtbarer Laserstrahlung wurde eine Betrachtung entwickelt, die es z. B. bei Kenntnis der Expositionsdauer und der in das Auge fallenden Laserstrahlleistung ermöglicht, die Stördauer vorauszusagen. Darüber hinaus wurde eine Analyse potenzieller Gefährdungen durch vorübergehende Blendung bei verschiedenen Tätigkeiten (z. B. Piloten in Flugzeugen und Hubschraubern) durchgeführt und eine Blendung im Cockpit in Simulationseinrichtungen getestet.
Sowohl beim Pupillenreflex als auch bei Sehbeeinträchtigungen durch vorübergehende Blendung zeigten sich starke individuelle Unterschiede.
Bibliografische Angaben
Titel: Blendung durch künstliche optische Strahlung unter Dämmerungsbedingungen.
1. Auflage.
Dortmund:
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2014.
ISBN: 978-3-88261-024-6, Seiten: 407, Projektnummer: F 2310, Papier, PDF-Datei