Lichtexposition aus natürlichen und künstlichen Quellen im Hinblick auf circadiane Wirkungen bei schicht­arbeitenden Kranken­pflege­kräften

Schichtarbeit, die die Synchronisation circadianer physiologischer Vorgänge im menschlichen Körper mit dem natürlichen 24-Stunden-Tag-Nacht-Rhythmus stört, wird mit einer Reihe von Krankheiten in Verbindung gebracht. Seit der Identifizierung eines neuen nicht-visuellen photorezeptiven Mechanismus, der physiologische Prozesse reguliert, wurde der Einfluss des Lichts auf circadiane Rhythmen häufig unter Laborbedingungen untersucht. Für ein besseres Verständnis eines möglichen Zusammenhangs zwischen Schichtarbeit und Gesundheitsrisiken sind jedoch auch Untersuchungen zur persönlichen Lichtexposition in Feldstudien von großer Bedeutung.

Insgesamt 85 Krankenpfleger/innen aus dem Klinikum Dortmund und dem King's College Hospital in London nahmen an der gemeinsamen Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und des Public Health England (PHE) teil. Bei den 42 Krankenpfleger/innen in Dortmund handelte es sich entweder um schichtarbeitende Beschäftigte, die in drei 8-Stunden-Schichten (Früh-, Spät- und Nachtschicht) arbeiteten, oder um reguläre 8-Stunden tagarbeitende Krankenpflegekräfte. Die 43 Krankenpfleger/innen in London verrichteten entweder eine 12-Stunden-Schichtarbeit (Tag- und Nachtschicht) oder reguläre 8-Stunden Tagarbeit. Die Krankenpfleger/innen haben die Lichtexposition sowohl während als auch außerhalb der Arbeitszeit eine Woche lang und zu drei Jahreszeiten (Winter, Frühling und Sommer) anhand eines auf Brusthöhe getragenen Detektors gemessen.

Das Ziel war es, die charakteristischen Merkmale der Lichtexposition dieses Berufs zu identifizieren. Zur Einschätzung der nicht-visuellen Lichtwirkung diente die Lichtexposition im blauen Spektralbereich. Zusätzlich wurde auch die Beleuchtungsstärke erfasst, die für den Einfluss des Lichts auf das visuelle System maßgeblich ist. Für die beiden Lichtexpositionen gilt Folgendes:

  • Arbeitszeitbedingte und jahreszeitliche Unterschiede in der Lichtexposition sind sowohl in Dortmund als auch in London trotz großer intra- und interindividueller Unterschiede deutlich erkennbar.
  • Die Lichtexposition an Arbeitstagen wird im Wesentlichen durch die Arbeitszeit bestimmt und erreicht ihre maximalen Werte während des Hinwegs zum bzw. Rückwegs vom Arbeitsplatz, sofern diese Wegezeiten mit Tageslichtexposition verbunden waren.
  • Die Lichtexposition durch künstliche Beleuchtungsquellen in Innenräumen am Arbeitsplatz und zu Hause ist viel geringer als die relativ kurz andauernde Lichtexposition gegenüber natürlichem Tageslicht im Freien.
  • Während die 8-stündige Früh- und Spätschicht in Dortmund sowie die 8-stündige Tagarbeit sowohl in Dortmund als auch in London zumindest auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause höhere Lichtexpositionen ermöglichten, ist die mittlere Lichtexposition an 12-stündigen Tagschichten in London aufgrund des ganztägigen Aufenthalts der Krankenpfleger/innen am Arbeitsplatz zu allen Jahreszeiten sehr gering. Dies könnte zu einer Störung der circadianen Rhythmen, wie z. B. des Schlaf-Wach-Rhythmus, beitragen.
  • Jahreszeitliche Unterschiede in der Lichtexposition zwischen Winter und Sommer sind deutlich erkennbar, während die Unterschiede zwischen Frühling und Sommer stark von den jeweiligen Wetterbedingungen abhängig sind.

Bibliografische Angaben

Titel:  Lichtexposition aus natürlichen und künstlichen Quellen im Hinblick auf circadiane Wirkungen bei schicht­arbeitenden Kranken­pflege­kräften. 

Verfasst von:  L. Udovicic, L. L. A. Price, M. Khazova

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2020.  Seiten: 58, Projektnummer: F 2355, Papier, PDF-Datei, DOI: 10.21934/baua:bericht20200406

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Weitere Publikationen

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baua: Bericht kompakt 2020

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Weitere Informationen

Forschungs­projekte

ProjektnummerF 2355 StatusAbgeschlossenes Projekt Ermittlung der tatsächlichen Licht­exposition aus natürlichen und künstlichen Quellen im Hinblick auf zirkadiane Wirkungen bei schicht­arbeitenden Beschäftigten - Kooperations­projekt der BAuA und PHE

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Forschung abgeschlossen