Mit KI-Wissen im Gepäck: Unser Sprint durch die Konferenz- und Tagungswelt zum Jahresende

Wissenschaftliche Veranstaltungen sind ein wesentlicher Teil unserer Arbeit. Ende 2024 haben wir besonders viele davon mitgenommen und entsprechend viele Erfahrungen gemacht, die wir hier teilen möchten.
Ein Beitrag von Muriel Reuter, Marina Klostermann und Deniz Weißbrodt

Collage aus neun Fotos von Veranstaltungen. Alle Fotos finden sich einzeln im Text unten und sind dort mit Alt-Texten versehen.
© BAuA

Für wissenschaftlich arbeitende Personen gehört es zu den zentralen Aufgaben, die eigenen Forschungsergebnisse nach außen zu tragen. Der Austausch mit Menschen, die an ähnlichen Themen arbeiten, ist dabei unerlässlich – sei es, um neue Perspektiven zu gewinnen, gemeinsame Projekte zu entwickeln oder wertvolles Feedback zu erhalten. Besonders spannend sind die Diskussionen über aktuelle "Hot Topics" in der Wissenschaft, die helfen, die eigene Forschung gezielt weiterzuentwickeln. 

Der Weg dorthin ist klar strukturiert: Zunächst bewirbt man sich mit einer Kurzfassung für die Teilnahme an Konferenzen. Nach einer Zusage folgt oft die Möglichkeit, einen längeren Beitrag zu veröffentlichen und die Ergebnisse vor Ort zu präsentieren. Konferenzen und Fachtagungen bieten so das ideale Umfeld, um nicht nur Wissen zu teilen, sondern auch selbst inspiriert zu werden. 2024 haben wir uns einem "Jahresend-Sprint" mit Konferenzen und Tagungen gestellt. Hier berichten wir, was wir dabei erlebt haben.

Mensch und Computer (MuC): 1.–4. September 2024, Karlsruhe – Muriel Reuter 

Die große 3D-Schrift „MuC 2024“ in leuchtendem Pink steht vor dem Eingang eines modernen Gebäudes. Dahinter sind Glasfenster und Konferenzbesucher zu erkennen.
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Die "Mensch und Computer"-Konferenz (MuC), die größte europäische Konferenz zur Mensch-Computer-Interaktion, fand dieses Jahr am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) statt. Ich hatte die Gelegenheit, an der Doktorandenwerkstatt teilzunehmen, wo Promovierende aus verschiedenen Fachdisziplinen ihre Forschungsprojekte vorstellten. In einer kleinen und konstruktiven Runde habe ich wertvolles Feedback und inspirierende Ideen für meine eigene Promotion zum Thema „Künstliche Intelligenz, Anthropomorphismus und Vertrauen“ erhalten. Der Inhalt wurde als sehr relevant eingestuft und der konzeptionelle Aufbau erschien den anderen Promovierenden logisch. Von der Professorin, die den Workshop moderierte, gab es zum Schluss für alle den Tipp, das Forschungsvorhaben präzise zu halten, da nicht alle möglichen Forschungsfragen in einer Promotion gelöst werden können.

Fachliches Highlight war für mich die Keynote von Prof. Dr. Hornbæks von der Universität Kopenhagen in der er auf die Theoriekrise im Forschungsfeld der Mensch-Computer-Interaktion hinwies. Für meine eigene Forschung nehme ich mit, wie wichtig es ist, theoretisch sauber zu arbeiten und nicht nur „dem Pferd den Hut aufzusetzen“ (Zitat Prof. Dr. Hornbæks).

Was für mich die Konferenz besonders machte? Bei den vielen spannenden Vorträgen aus Wissenschaft und Praxis wurde von Beginn an bis zum Schluss auf inklusive Teilhabe geachtet, von barrierefreien Dokumenten bis zu Dolmetschenden für Gebärdensprache. 

DGPs-Konferenz: 16.–19. September 2024, Wien – Marina Klostermann und Muriel Reuter

Eine Zoom-Übertragung zeigt die Eröffnung des 53. DGPs-Kongresses in Wien. Der Bildschirm zeigt Titel, Datum und das Thema der Konferenz.
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Die DGPs-Konferenz (Deutsche Gesellschaft für Psychologie) findet alle zwei Jahre statt, sodass sie ein besonderes Ereignis für alle Psychologinnen und Psychologen aus Österreich und Deutschland darstellt. Dieses Jahr gab es neben dem wunderschönen und historischen Austragungsort Wien eine besondere Herausforderung: Aufgrund schwerer Unwetter war eine Anreise nach Wien für uns, weitere Kolleginnen und Kollegen aus der BAuA und viele andere Teilnehmende nicht möglich. Doch das Organisationsteam meisterte die Situation und stellte kurzfristig eine hybride Konferenz auf die Beine.

Ein Highlight war das gemeinsame Symposium zu "Rollen in Mensch-Technik-Teams" mit Kolleginnen des Lehrstuhls Arbeits-, Organisations-, und Wirtschaftspsychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB), das äußerst erfolgreich verlief. Wir konnten unsere Beiträge („Wie gestalten wir die Zukunft des Lernens am Arbeitsplatz mit KI – Eine Studie zur Privatsphärekontrolle und deren Einfluss auf die Nutzungsintention, Akzeptanz und Wohlbefinden in der Zusammenarbeit mit KI“ von Marina Klostermann und „Anthropomorphisierung von KI-Assistenzsystemen im Arbeitskontext: Einfluss auf Vertrauen, Akzeptanz und Rollenwahrnehmung“ von Muriel Reuter) zwar nicht in Präsenz vorstellen und die schöne Kulisse der Universität Wien genießen. Dennoch kamen wir zusammen: Bei einem kleinen Public Viewing in Dortmund und Bochum feuerten uns unsere Kolleginnen und Kollegen an.

Zwei Bildschirme zeigen Präsentationen zur Zukunft des Lernens mit KI. Der Laptop überträgt ein Online-Symposium, während der größere Monitor eine Folie der BAuA zeigt.
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Die Keynote von Professorin Gudela Grote der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich war ein weiteres Highlight. In Ihrem Vortrag beleuchtete sie eindrucksvoll, dass besonders in Zeiten der Unsicherheit – z. B. angesichts der Verbreitung von Künstlicher Intelligenz – eine stetige Anpassung von Kontrolle und Verantwortlichkeiten notwendig ist, um Risiken zu minimieren und die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Bei jedem potenziellen Einsatz von KI sollte festgelegt werden, inwiefern das KI-basierte System adaptiv und autonom reagiert und Möglichkeiten der Kontrolle für Nutzende sowie Entwicklerinnen und Entwicklern bietet. Das Thema der Künstlichen Intelligenz spielte auch in der Paneldiskussion eine wichtige Rolle. Hier wurde die Thematik der Künstlichen Intelligenz als Beispiel für komplexe Themen diskutiert, welche eine interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig machen. Für uns wurde die Relevanz interdisziplinärer Zusammenarbeit deutlich, aber auch mit welchen Hindernissen zu rechnen ist und wie diese überwunden werden können.

Fazit: Auch wenn wir nicht in Präsenz nach Wien reisen konnten, war die Teilnahme virtuell ein voller Erfolg.

Workshop an der Volkshochschule Dortmund am 27. September 2024: "Wie funktioniert KI?" – Ein interaktiver Einblick – Deniz Weißbrodt

Deniz Weißbrodt hält einen Vortrag mit dem Titel „Was ist KI?“ während der Digitalen Woche Dortmund. Im Hintergrund ist eine große Präsentationsfolie der BAuA zu sehen.
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Am 27. September 2024 habe ich im Rahmen der Digitalen Woche Dortmund bei der VHS Science Night den Workshop "Wie funktioniert KI?" gehalten. Der gemeinsam mit meinem Kollegen Arn Baudzus aus der BAuA-Fachgruppe "Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt" vorbereitete Workshop, verfolgte das Ziel, KI auf spielerische Weise verständlich zu machen. 

Nach einer kurzen Einführung zu KI, ihren Anwendungen und Begriffen wie Machine Learning ging es direkt ins praktische Beispiel. Statt einer trockenen Präsentation konnten die Teilnehmenden selbst aktiv werden: Mit Karten, die wir zuvor gebastelt hatten, simulierten sie einen Random Forest Algorithmus (sinngemäß "zufälliger Wald"), der auf Basis von Daten Entscheidungen trifft. Die Karten symbolisierten Entscheidungsbäume, die Schritt für Schritt zu einem greifbaren Gesamtbild der KI-Funktionsweise führten. Die Teilnehmenden wurden also selbst zu den Entscheidungsbäumen des Waldes und "fällten" ihre Entscheidungen.

Zum Abschluss gab es eine Diskussion über mögliche Einsatzgebiete von KI und die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen. Die Diskussion war lebhaft und zeigte, wie groß das Interesse an KI ist – sei es für den Arbeitsplatz, die Gesundheitsforschung oder den Umweltschutz.

Fazit: Mitmachen macht KI nicht nur verständlich, sondern weckt auch Interesse und Neugier auf mehr.

Deniz Weißbrodt, links im Bild, hält ein laminiertes Namensschild mit „Arn“ und „Deniz“, rechts schneidet ein Ard Baudzus Papierkarten mit einer Schneidemaschine zu.
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Fachtagung KI in der Arbeitswelt zwischen dem ITAS und der BAuA: 23.–25. Oktober 2024, Dresden – Marina Klostermann und Muriel Reuter

Ein Flipchart mit handgeschriebenen Notizen zu einem Fachsymposium der BAuA über KI in der Arbeitswelt. Es zeigt Themen, Zeitplan und eine Notiz zur „frischen Luft“.
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Im Oktober durften wir gemeinsam mit Britta Kirchhoff aus der wissenschaftlichen Leitung des Fachbereichs „Produkte und Arbeitssysteme“ aus Dortmund nach Dresden zu einer Fachtagung mit dem Thema "KI in der Arbeitswelt" reisen und einen Vortrag halten. Die Fachtagung wurde von der BAuA-Fachgruppe "Arbeitsgestaltung bei personenbezogenen Dienstleistungen" und dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) ausgerichtet. Wir wurden mit herrlichem Herbstsonnenschein in dem historischen Dresden begrüßt und konnten uns auf zwei spannende Vortrags- und Diskussionstage in der BAuA am Standort in Dresden freuen. 

Panoramaaufnahme von Dresden bei Sonnenuntergang. Die historische Altstadt mit der Frauenkirche spiegelt sich in der Elbe, während Menschen auf einer Brücke sitzen und Rad fahren.
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Unsere Beiträge handelten vom KI-Einsatz in der Personalentwicklung und dem Anthropomorphismus in der Mensch-KI Interaktion. Darüber hinaus haben wir spannende Einblicke in viele Themenbereiche erhalten: von der technischen Gestaltung von KI-Technologien über konzeptionelle Beiträge zum Thema Vertrauen in die Technologie und einem sehr relevanten und wichtigen Beitrag von Britta Kirchhoff, wie ein KI-Technologieeinsatz in Form eines Chatbots zu mehr Teilhabe und Inklusionsförderlichkeit führen kann.

Eine Person im pinken Blazer hält einen Vortrag mit dem humorvollen Titel „So, tell me what Personnel Manager want, what they really, really want!“ in einem Konferenzraum mit Publikum.
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Gesamtfazit: Die Zeit ist verflogen. Wir haben neue Bekanntschaften in der Wissenschaftscommunity gemacht, viel aus spannenden Gesprächen und Vorträgen mitnehmen können und freuen uns, auch im nächsten Jahr die Konferenzen und Fachtagungen für die Fachgruppe "KI in der Arbeitswelt" unsicher zu machen – sei es als Sprint oder als Konferenz- und Fachtagungsmarathon.

Zitiervorschlag

Reuter, Muriel; Klostermann, Marina und Weißbrodt, Deniz, 2025. Mit KI-Wissen im Gepäck: Unser Sprint durch die Konferenz- und Tagungswelt zum Jahresende [online]. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Verfügbar unter: https://www.baua.de/DE/Forschung/Projektblogs/KI-Blog/Artikel/KI-Sprint-Veranstaltungen.html

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