Dokumentation der Veranstaltung am 15. November 2023
Fachkräftesicherung in der Transformation
Fachkräfte sind die zentrale Voraussetzung für das Gelingen des sozial-ökologischen Umbaus der Gesellschaft und sichern Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Lebensqualität. Angesichts der demografischen Entwicklung ist die Fachkräftesicherung eine der großen Herausforderungen für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Welche Rolle der Arbeitsgestaltung dabei zukommt, zeigte die Veranstaltung "Personal Wissen Kompakt" sehr anschaulich, die am 15.11.2023 in der DASA Arbeitswelt Ausstellung stattfand. Seit 2011 präsentiert die BAuA regelmäßig Instrumente zur betrieblichen Personalarbeit, die Unternehmen Informationen und Hilfestellungen bieten, um Arbeit sicher, gesund und wettbewerbsfähig zu gestalten.
Der Einstieg in diesem Jahr war eine Keynote über einen von der BAuA wissenschaftlich begleiteten Transformationsprozess eines Produktionsunternehmens, das u.a. eine 4-Tage-Woche eingeführt hat, um die Arbeitgeberattraktivität zu verbessern und die Wertschöpfungsprozesse zu optimieren. Dabei zeigte sich, dass die Werte und die Kultur der Organisation von entscheidender Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und Resilienz bei Veränderungsanforderungen sind.
Die zentrale Bedeutung des Faktors Arbeitszeit zeigte sich auch bei den Wissensimpulsen, bei denen die konkreten Instrumente aus der Forschungs- und Entwicklungsarbeit der BAuA sowie weiteren Projekten der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) vorgestellt wurden. Dazu gab es Empfehlungen zur gesundheitsförderlichen Gestaltung mobiler Arbeit oder die FlexAbility-Trainings zur Stärkung der Selbststeuerung von Einzelpersonen und Teams bei der Bewältigung von Herausforderungen durch orts- und zeitflexible Arbeit. Auch die Bedeutung von LSBTIQ* am Arbeitsplatz wurde anschaulich vermittelt, da Diskriminierungen wegen der sexuellen Identität nicht nur im persönlichen Umfeld vorkommen, sondern auch eine hohe Relevanz im Berufsalltag haben können. Welche bedeutende Rolle die Kultur einer Organisation für die gute Zusammenarbeit hat, konnte anhand des INQA-Projektes "Experimentierraum 5.0" gezeigt werden. Die besonderen Herausforderungen von Führungskräften bei Veränderungsprozessen wurde anhand eines Train-the-Trainer-Manuals vermittelt: In Change-Prozessen werden hohe Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit von Führungskräften gestellt.
Am Nachmittag wurde ein neues Format erprobt, in dem noch laufende Entwicklungen anhand von Zwischenergebnissen vorgestellt wurden. Ziel war es, betriebliche Praxis und Wissenschaft möglichst früh ins Gespräch miteinander zu bringen, um die Entwicklung von praxisrelevanten Materialien zu optimieren.
Anhand von Stationen, die zum Teil in Ausstellungsflächen der DASA integriert waren und zwischen denen die Teilnehmenden wechseln konnten, wurde die Vielfalt und Aktualität der BAuA-FuE-Aktivitäten sichtbar: So ging es um Fragen der Personalentwicklung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), dem Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung und den Möglichkeiten der 4-Tage-Woche, Vereinbarungen zum Homeoffice während und nach der SARS-CoV-2-Pandemie, der Gefährdungsbeurteilung bei Interaktionsarbeit und dem Dialog von Führungsforschung und -Praxis.
Der Abschlusstalk ging dann der Frage nach, wie Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis gebaut werden können, um einen Wissenstransfer in beide Richtungen zu verbessern. Der allseits beklagte Knowing-Doing-Gap solle mit hochverdichteten "Wissens-Nuggets" und Kooperationen von Forschung und Praxis in Netzwerken überwunden werden.
Die Veranstaltung zeigt deutlich die Relevanz von Wissenschaft-Praxis-Dialogformaten. Praxisrelevante präventive Arbeitsgestaltung setzt einen intensiven und möglichst frühzeitigen Austausch aller Stakeholdergruppen voraus. Daher plant die BAuA auch für 2024 wieder einen solchen Dialog.
Vorträge
Keynote: Der Mensch im Zentrum (PDF, 817 KB)
Laura von der Groeben, Psychologin, Chief People Officer bei Elsäßer Companies, Professional Coach (DBVC)
WI-1: LSBTIQ* am Arbeitsplatz: Hintergrundwissen und Handlungssicherheit für Berater*innen und Unternehmen (PDF, 711 KB)
Jana-Madeline Staupe, Prospektiv - Gesellschaft für betriebliche Zukunftsgestaltungen mbH
WI-2: Empfehlungen zur gesundheitsförderlichen Gestaltung mobiler Arbeit (PDF, 875 KB)
Bettina Lafrenz / Dr. Nils Backhaus, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
WI-3: Qualifizierung von Führungskräften in Restrukturierungen - Vorstellung eines Train the Trainer-Manuals (PDF, 703 KB)
Anja Wittmers, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
WI-4: Die FlexAbility-Trainings: Stärkung der Selbststeuerung von Einzelpersonen und Teams zur Bewältigung von Herausforderungen orts- und zeitflexibler Arbeit (PDF, 3 MB)
Dr. Sarah Elena Althammer, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
WI-6: Was macht gute Zusammenarbeit aus? Ein Praxisleitfaden und Wertecheck (PDF, 4 MB)
Andreas Greve, nextpractice GmbH
WS-1: Gefährdungsbeurteilung bei Interaktionsarbeit (PDF, 2 MB)
Jonas Wehrmann / Franziska Dennißen, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
WS-2: Kürzer arbeiten, aber wie? - Arbeitszeitverkürzung und 4-Tage-Woche unter der Lupe (PDF, 787 KB)
Johanna Nold, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
WS-3: Transformierte Rollen: Personalentwicklung in der Ära KI-gesteuerter Arbeitsplatzbildung (PDF, 345 KB)
Marina Klostermann, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
WS-4: Homeoffice während und nach der SARS-CoV-2-Pandemie - Begleitung von Betrieben bei der Einführung und Ausweitung neuer Vereinbarungen (PDF, 9 MB)
Prof. Dr. Claudia Pischke, Institut für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikum Düsseldorf und Louisa Scheepers, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Universitätsklinikum Düsseldorf
WS-5: Raus aus dem Elfenbeinturm: Führungsforschung und -Praxis im Dialog (PDF, 1 MB)
Dr. Kai Klasmeier / Sophie Niedobetzki, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)