Viele Beschäftigte arbeiten normalerweise fünf Tage pro Woche mit einer vertraglichen Arbeitszeit von etwa 40 Stunden. Bei einigen Beschäftigten, insbesondere bei Vollzeitbeschäftigten, wächst jedoch der Wunsch nach einer Verkürzung der Arbeitszeit. Wenn Arbeitszeiten umverteilt oder verkürzt werden, gilt es lange Arbeitstage zu vermeiden und notwendige organisatorische Veränderungen zu berücksichtigen.
Arbeitszeitwünsche in Deutschland
Im Jahr 2021 gaben mehr als die Hälfte der Beschäftigten an, dass sie gerne weniger arbeiten würden. Im Durchschnitt möchten Beschäftigte in Deutschland etwa 34 bis 35 Stunden pro Woche arbeiten. Männer und Frauen unterscheiden sich dabei: Männer möchten im Durchschnitt etwas länger (ca. 37 Stunden) pro Woche arbeiten, während Frauen kürzer (ca. 31 Stunden pro Woche) arbeiten möchten. Fast die Hälfte aller Beschäftigten würde gerne weniger Tage pro Woche arbeiten. Die Viertagewoche wird sich sowohl von Teilzeit- als auch von Vollzeitbeschäftigten gewünscht. Insbesondere Beschäftigte mit langen Arbeitszeiten und vielen Arbeitstagen wünschen sich eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit.
Die Diskussion um die Viertagewoche wird vor allem durch internationale Pilotstudien und -projekte geprägt, z. B. in Belgien, Island oder Großbritannien. Aber auch in Deutschland experimentieren einige Unternehmen mit neuen Arbeitszeitmodellen rund um die Viertagewoche. Dadurch wollen sie vor allem ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen, dem Fachkräftemangel entgegenwirken und gesündere sowie nachhaltigere Arbeitsbedingungen gestalten. Die Ergebnisse der Pilotstudien zur Viertagewoche in Großbritannien und Island haben gezeigt, dass sich die verkürzten Arbeitswochen oftmals positiv auf die Zufriedenheit der Beschäftigten ausgewirkt haben.
Die Umsetzung der Arbeitszeitreduzierung
Die konkrete Umsetzung und Ausgestaltung einer Arbeitszeitverkürzung spielt jedoch eine entscheidende Rolle. Zentrale Frage ist dabei, ob die tatsächliche Wochenarbeitszeit reduziert wird oder ob diese lediglich auf die verbleibenden Arbeitstage umverteilt wird.
Während es grundsätzlich gesetzlich möglich ist, 40 Stunden in vier Tagen zu arbeiten (Arbeitszeitgesetz), ist dies aus Arbeitsschutzperspektive nicht empfehlenswert. Ein solches Arbeitszeitmodell führt zu längeren Arbeitstagen, die mit zehn Stunden zwei Stunden länger sind als der gesetzliche Standard des Achtstundentags. Zu den zehn Stunden Arbeitszeit kommen die vorgeschriebenen Pausen (45 Minuten) und eventuell noch Pendelzeiten. Insgesamt bleibt bei Zehnstundentagen deutlich weniger Zeit für Erholung, familiäre Verpflichtungen und Freizeitaktivitäten. Zudem werden derartig langen Arbeitszeiten die Flexibilitätsmöglichkeiten der Beschäftigten, wie zum Beispiel in Gleitzeit, erheblich eingeschränkt. Durch die Umverteilung der Stunden kann es außerdem zu einer Verdichtung der Arbeit an den verbleibenden Arbeitstagen kommen, was zu einer erhöhten Arbeitsintensität führen kann. Ein längerer Arbeitstag erhöht auch das Risiko von Arbeitsunfällen und Unfällen auf dem Weg zur Arbeit.
Doch auch bei einer Verkürzung der Arbeitswoche mit einer entsprechenden Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit gibt es wichtige Punkte zu beachten. Die Perspektiven des Unternehmens als auch der Beschäftigten müssen berücksichtigt werden. Neben der Frage, ob die Verkürzung bei gleichem Lohn oder mit einer Lohnkürzung einhergeht, steht auch die Frage der Umgestaltung der Arbeitsprozesse und -aufgaben im Vordergrund. Nur durch eine Umgestaltung können nachhaltig positive Effekte durch die Arbeitszeitumgestaltung für Gesundheit und Work-Life-Balance erzielt werden. Eine Verkürzung der Arbeitszeit ohne eine Umstrukturierung der Arbeitsaufgaben oder Aufstockung des Personals kann zu einer erhöhten Arbeitsintensität führen, da die gleiche Menge an Arbeit in kürzerer Zeit erledigt werden muss. Zudem sollten Flexibilitätsmöglichkeiten für die Beschäftigten bestehen bleiben, und das neue Arbeitszeitmodell sollte die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf ermöglichen.
Verkürzte Arbeitszeit: Teilzeitarbeit in Deutschland
In Deutschland arbeitet etwa ein Viertel der Erwerbstätigen bereits mit verkürzten Arbeitszeiten – nämlich in Teilzeit. Teilzeitarbeit wird in "kurze Teilzeit" mit unter 20 Wochenstunden und "lange" oder "vollzeitnahe Teilzeit" mit 20 bis 35 Wochenstunden unterschieden. Etwa ein Fünftel arbeitet in "langer Teilzeit", meist an etwa vier Arbeitstagen in der Woche. Den überwiegenden Anteil an Teilzeitbeschäftigten in Deutschland machen Frauen aus.
Die Gründe für Teilzeit sind vielfältig. Am häufigsten werden familiäre Verpflichtungen genannt, wie Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Aber auch andere persönliche Gründe, gesundheitliche Einschränkungen oder Zeit für Fort- und Weiterbildungen spielen eine Rolle, warum Beschäftigte in Teilzeit arbeiten. Auf der anderen Seite arbeiten auch einige Beschäftigten unfreiwillig in Teilzeit. Bei den Arbeitszeitwünschen zeigt sich, dass sich Teilzeitbeschäftigte häufig auch längere Arbeitszeiten wünschen.