Dokumentation
Am 6. und 7. Dezember 2022 wurde in der BAuA in Dortmund ein Workshop zur Messbarmachung der kognitiven Beanspruchung bei der mentalen Arbeit unter Lärm durchgeführt. Der Workshop ist Teil des BAuA-Forschungsprojektes F 2439 und diente der Identifizierung geeigneter objektiver Verfahren zur Untersuchung der Anstrengung bei der Aufgabenbearbeitung. Dafür waren zehn Referenten und Referentinnen von deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen in die BAuA eingeladen, um über Ihre Erfahrungen in der Messung von kognitiven Ressourcen zu berichten und zu diskutieren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten (u.a. Psychologie, Physik, Informatik, Maschinenbau) untersuchen unabhängig in unterschiedlichen Umgebungen, wie komplexe mentale Aufgaben sich auf kognitive Messgrößen auswirken. Im Workshop wurden die (neuro)physiologischen Messverfahren EEG, MEG, fNIRS, Pupillometrie, endokrinologische Analysen, Hautleitfähigkeit und Blickbewegungsuntersuchungen jeweils vorgestellt und teilweise auch demonstriert. Zudem wurde die gleichzeitige Analyse einer Vielzahl von Sensorkanälen mittels künstlicher Intelligenz präsentiert. In den intensiv genutzten Diskussionszeiträumen wurden entlang der Forschungsfrage im Projekt F 2439 zahlreiche Aspekte der Beanspruchungsmessung, theoretischer Konzepte und Einwirkungen durch reale Umgebungen erörtert.
Die Veranstaltung wurde durch die Wissenschaftliche Leitung des Fachbereichs 2, Dr. Lars Adolph, eröffnet. Dr. Helga Sukowski führte in die Projektidee von F 2439 ein. Dr. Jan Grenzebach berichtete zum aktuellen Stand des Projektes. Die folgenden Referenten und Referentinnen sprachen in fünf Workshop-Sessions zu ihren aktuellen Erkenntnissen:
Dr. Julian Reiser vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) berichtete von seiner EEG-Forschung in realen und simulierten Umgebungen.
Dr. Omid Abbasi vom Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse an der Universität Münster stellt seine auditive Forschung mit einem stationären MEG-System vor.
Dr. Martin Bleichner Leiter der AG Neurophysiologie des Alltags an der Universität Oldenburg, stellte seine Forschung im Bereich der Lärm-bezogenen EEG-Feldforschung vor.
Dr. Torsten Wüstenberg von der Core Facility for Neuroscience of Self-Regulation (CNSR) an der Universität Heidelberg gab Einblicke in die Messmethode fNIRS und die Grundlagen der Emotionsregulation.
PD Dr. Malte Wöstmann von der Arbeitsgruppe Auditive Kognition and Universität Lübeck erklärte, wie er mit Kollegen und Kolleginnen EEG und Pupillometrie in der Höranstrengungsforschung einsetzt.
Jun.-Prof. Dr. Jan Ehlers leitet die Usability Research Group an der Universität Weimar und beschäftigt sich mit der Messung von Modulationen der Pupille im Bereich der HMI-Forschung.
Dr. Linda Becker vom Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie an der Universität Erlangen-Nürnberg führte in die Verwendung von endokrinologischen Markern in der Stressforschung ein.
M.Sc. Kevin Penner vertrat Dr.-Ing. Marc Hesse, den Teamleiter Kognitronik an der Universität Bielefeld. Er stellte die Verwendung von künstlicher Intelligenz in der Analyse von mehreren Sensorkanälen vor.
Dr. Michael Winter vom Institut für Datenbanken und Informationssysteme an der Universität Ulm berichtete, wie man die Hautleitfähigkeit nutzen kann bei der Beanspruchungsmessung von Geschäftsplänen.
Die zu den Beiträgen entstandenen Graphic Recordings wurden in den Pausen zwischen den Sessions als Impuls für Diskussionen zwischen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen präsentiert.
Die präsentierten Messverfahren wurden basierend auf einer Literaturanalyse ausgewählt, die im Jahr 2022 in der internationalen Fach-Zeitschrift "Noise and Health" publiziert wurde. Dieser Zeitschriftenbeitrag kann online abgerufen werden (siehe unten).
Im BAuA-Forschungsprojekt F 2439 sollen objektive Messverfahren ausgewählt werden, die sich dafür eignen, im Kontext des Arbeitsschutzes fortlaufend die Korrelate der Anstrengung zu messen, die notwendig ist, um die durch Lärm ausgelösten zusätzlichen Belastungen zu überwinden.
Das Forschungsprojekt F 2439 wird von einer Forschungs-Begleitgruppe, einem Gremium von erfahrenen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, unterstützt. Von dieser Gruppe waren auf dem Workshop PD Dr. Stefan Uppenkamp, Universität Oldenburg, und Prof. Dr. Daniel Oberfeld-Twistel, Universität Mainz, vertreten und moderierten einzelne Sessions.
Im Nachgang zum Workshop wird ein Tagungsband mit Beiträgen der eingeladenen Referentinnen und Referenten veröffentlicht und online abrufbar sein.