Dokumentation
Digitalisierung ist gestaltungsbedürftig! Darüber herrschte breiter Konsens unter den rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Jahrestagung 2023 der Deutschen Vereinigung für sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung (SAMF e.V.), die in Kooperation mit dem WSI der Hans-Böckler-Stiftung, der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und der Universität Bamberg stattfand. Am 11. und 12. Mai 2023 diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie interessierte Personen aus Kammern, Verbänden, Politik, Wirtschaft und Praxis in der DASA Arbeitswelt Austellung in Dortmund Erscheinungsformen, Auswirkungen und Gestaltungsmöglichkeiten digitaler Arbeit.
Auf die umfassenden Auswirkungen der fortschreitenden Digitalisierung in Gestalt von Kommunikationstechniken, automatisierten Produktionssystemen sowie von Algorithmen und künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt wiesen Prof. Dr. Anita Tisch, Prof. Dr. Bettina Kohlrausch und Prof. Dr. Olaf Struck in ihren einleitenden Worten hin. Konkret beleuchteten dann acht wissenschaftliche Vorträge, drei Kommentare aus der Praxis sowie drei Keynote-Vorträge von Prof. Dr. Anita Tisch, Prof. Dr. Sabine Pfeifer und Prof. Dr. Klaus Dörre die komplexen Wirkungen digitaler Technik auf Arbeit und Gesellschaft. Dabei wurde beispielsweise deutlich, dass digitale Technik die Autonomie selektiv in bestimmten Tätigkeitsbereichen erhöht. Anhand einer Studie im Bereich der ambulanten Pflege wurde der Einsatz eines Algorithmus beschrieben und die Rahmenbedingungen aufgezeigt, die zu einer erhöhten Selbstbestimmung der Beschäftigten beitrug. In weiteren Vorträgen wurden die häufig konfliktträchtigen betriebsinternen Entscheidungsprozesse zu und die entsprechenden Wahrnehmungen von Homeoffice thematisiert, der Zusammenhang zwischen Personalführung und Technostress aufgezeigt und die Auswirkungen des pandemiebedingten Digitalisierungsschubs auf die Jobqualität beschrieben. Zudem wurden soziale Ungleichheiten mit Blick auf die Organisation digitaler Arbeit und tätigkeitsspezifische Unterschiede des digitalen Monitorings in den Blick genommen. Deutlich wurden zudem Probleme von Algorithmen und ihren nicht transparenten, teilweise verzerrten Strukturen. Die Kommentare aus der Praxis machten u. a. deutlich, dass sich die Digitalisierung mitgestaltenden Akteure, wie Betriebsrätinnen und Betriebsräte, mehr wissenschaftsgestützte und praxistaugliche Transfers in Form von Handreichungen und Transferpublikationen wünschen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion, Frau Blancke (Kommissarische Leiterin der Abteilung Grundsatzfragen im BMAS), Herr Hennecke (Hauptgeschäftsführer von HANDWERK.NRW), Herr Rosenthal (Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen) und Frau Tisch (Leiterin des Fachbereichs 1 der BAuA) waren sich einig darin, dass Weiterbildung der Schlüssel sei, um Erwerbspersonen im Umgang mit den aktuellen und anstehenden digitalen Anforderungen zu befähigen.
Fazit: Die Veranstaltung verdeutlichte, dass digitale Arbeit eine Vielzahl von sich immer schneller einstellenden Herausforderungen mit sich bringt, die fortlaufend bearbeitet werden müssen, damit sie mehr Selbst- statt Fremdbestimmung nach sich ziehen.
Eindrücke von der Podiumsdiskussion
Vorträge der Tagung sind au der Internetseite der Deutschen Vereinigung für Sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung (SAMF) e.V. dokumentiert.