Unfallgeschehen in Heim und Freizeit
Repräsentativbefragung für die Bundesrepublik Deutschland
Im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz in Dortmund hat Infratest eine Repräsentativbefragung zum Unfallgeschehen in Heim und Freizeit in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin durchgeführt. Das Projekt ist Teil eines Demonstrationsvorhabens in den zwölf Staaten der europäischen Gemeinschaft. In dem vorliegenden Bericht werden erste Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt und auf deskriptiver Ebene analysiert.
Zwischen dem 22. Februar 1988 und dem 6. Juni 1989 hat Infratest in 133.819 deutschen und Ausländerhaushalten in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin gefragt, ob sich in den letzten drei Monaten ein Heim- und Freizeitunfall ereignet hat, bei dem das Unfallopfer ärztlich behandelt wurde oder zumindest 14 Tage beeinträchtigt war. Die Haushalte wurden dabei in Vierteljahresabständen bis zu viermal kontaktiert; insgesamt wurden 289.164 Kontaktinterviews realisiert.
Von den befragten Haushalten wurden 9.682 Heim- und Freizeitunfälle gemeldet, von denen zu 7.209 Unfällen detaillierte Informationen zum Unfallgeschehen und zu den Unfallfolgen vorliegen. Die Hochrechnung dieser Zahlen ergibt, daß sich in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin per anno ca. 3,51 Millionen Heim- und Freizeitunfälle ereignen, bei denen Personen so schwer verletzt werden, daß sie eine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen müssen oder zumindest 14 Tage durch die Folgen des Unfalls beeinträchtigt sind.
Von den zahlreichen Einzelergebnissen dieser Arbeit sind folgende besonders hervorzuheben:
Im Gegensatz zur geschlechtsspezifischen Verteilung der Gesamtbevölkerung in der Bundesrepublik erleiden mehr Männer als Frauen einen Unfall. Besonders häufig verunglücken Männer im Alter zwischen 15 und 34 Jahren beim Sport; Frauen, vor allem Frauen im Rentenalter, verunglücken besonders häufig bei der Fortbewegung.
Als häufigste Unfallursachen wurden von den Befragten Verhaltensmängel, physische und psychische Unfallursachen sowie Umgebungseinflüsse angegeben. Vergleichsweise wenig Unfälle sind auf technische Mängel an Geräten und auf bauliche Mängel zurückführbar. In 21,4 % der Heim- und Freizeitunfälle waren Geräte, die dem Gerätesicherheitsgesetz unterliegen, in irgendeiner Form in das Unfallgeschehen verwickelt. Technische Mängel an diesen Geräten spielen aber bei der Entstehung der Heim- und Freizeitunfälle nur eine geringe Rolle.
Für die Erstbehandlung der Unfälle wurde von 61,4 % der Unfallopfer der Hausarzt oder Unfallarzt konsultiert; 35,6 % der Verletzten suchten für die Erstbehandlung ein Krankenhaus auf. Bei 11,4 % der Verunfallten war die Verletzung so schwerwiegend, daß eine stationäre Behandlung erforderlich war.
Mehr als ein Drittel aller Heim- und Freizeitunfälle zieht eine Beeinträchtigung von mehr als 30 Tagen nach sich. Dabei zeigt sich, daß der relative Anteil der Unfälle mit mindestens einmonatiger Beeinträchtigung mit zunehmendem Lebensalter ansteigt und bei der Alterskohorte der 65jährigen und älteren Personen fast 50 % beträgt.
Schließlich unterscheiden sich Unfälle von Ausländern von denen der Deutschen im wesentlich dadurch, daß sich bei den Ausländern aufgrund der demographischen Struktur der ausländischen Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik in überdurchschnittlichem Maße Männer sowie Kinder verletzen. Dagegen haben Ausländer relativ selten (altersbedingte) Unfälle bei der Fortbewegung. Besonders auffällig ist, daß Ausländer zur Erstbehandlung wesentlich häufiger ein Krankenhaus aufsuchen als dies bei den Deutschen der Fall ist.
Bibliografische Angaben
Titel: Unfallgeschehen in Heim und Freizeit. Repräsentativbefragung für die Bundesrepublik Deutschland
1. Auflage.
Bremerhaven:
Wirtschaftsverlag NW Verlag für neue Wissenschaft GmbH, 1990.
(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz: Sonderschrift
, S 30)
ISBN: 3-88314-991-8, Seiten: 248, Preis: 22,50 EUR, Papier
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