Der gewichtete zweifaktorielle Work Ability Index (WAI)
Der gewichtete zweifaktorielle Work Ability Index (WAI) ist eine von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der BAuA erarbeitete Weiterentwicklung des klassischen WAI zur Berechnung und Erfassung der Arbeitsfähigkeit von Personen.
Die wichtigsten Informationen haben wir in Form von FAQs für Sie zusammengefasst:
Was ist der "Work Ability Index" (WAI)?
Der Work Ability Index (WAI) ist ein Instrument zur Berechnung und Erfassung der Arbeitsfähigkeit von Personen.
Wie wird die Arbeitsfähigkeit im WAI definiert?
Arbeitsfähigkeit beschreibt das Vermögen einer Person, die ihr gestellten Arbeitsaufgaben unter Berücksichtigung ihrer psychischen und physischen Ressourcen zu bewältigen.
Den Rahmen für die Operationalisierung der Arbeitsfähigkeit im WAI bildet die aktuelle und zukünftige Bewältigung der Arbeit in Abhängigkeit von den körperlichen und geistigen Anforderungen, der Gesundheit und den eigenen Ressourcen. Häufig wird der WAI in Kombination mit weiteren Erhebungsinstrumenten eingesetzt, um die Vielfalt der unterschiedlichen Aspekte der Arbeitsfähigkeit abzubilden.
Was zeigt der WAI an und wozu wird er gebraucht?
Der WAI zeigt die selbstbeurteilte Arbeitsfähigkeit von Personen an. Dabei finden sieben Indikatoren Berücksichtigung, die die körperlichen und geistigen Anforderungen, Erkrankungen und Arbeitsbeeinträchtigungen, krankheitsbedingte Fehltage sowie die eigenen Ressourcen umfassen.
Aufgrund der zunehmend älteren Bevölkerung und dadurch zunehmend älteren Beschäftigten werden sowohl die Beschäftigten selbst als auch Sozialversicherungssysteme vor die Herausforderung gestellt, die Arbeitsfähigkeit zu erhalten und mittel Prävention und Intervention Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen und entgegenzuwirken. Der WAI ist ein geeignetes, frei zur Verfügung stehendes Instrument, um die Arbeitsfähigkeit zu ermitteln und aus den Analyseergebnissen geeignete Schlüsse für die Prävention und Intervention zu ziehen.
Warum sollten für den WAI zwei Faktoren berechnet werden?
Der Work Ability Index (WAI) ist ein etabliertes Instrument zur selbstberichteten Erfassung der Arbeitsfähigkeit, welches unter der mittlerweile umstrittenen Annahme der Eindimensionalität als ungewichteter Summenindex entwickelt wurde.
Aktuelle Forschungen stützen jedoch das Vorliegen einer zweifaktoriellen Struktur des WAI, bestehend aus dem Faktor Subjektive Arbeitsfähigkeit und Ressourcen mit vier Indikatoren (WAI 1 Derzeitige Arbeitsfähigkeit im Vergleich zu der besten je erreichten Arbeitsfähigkeit; WAI 2 Arbeitsfähigkeit im Vergleich zu den Anforderungen der Arbeitstätigkeit; WAI 6 Einschätzung der eigenen Arbeitsfähigkeit in zwei Jahren und WAI 7 Psychische Leistungsreserven) sowie dem Faktor Gesundheitsbedingungen mit drei Indikatoren (WAI 3 Anzahl der vom Arzt diagnostizierten Krankheiten, WAI 4 Geschätzte Beeinträchtigung der Arbeitsleistung durch die Krankheiten und WAI 5 Krankenstandstage in den vergangenen 12 Monaten).
Darüber hinaus zeigte sich in vergangenen Studien, dass die sieben WAI-Indikatoren einen unterschiedlich starken Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit haben. Daher wurde eine gewichtete Berechnung der Indexwerte für die zwei Faktoren entwickelt. Das Ergebnis wird somit präziser und entspricht nationalen und internationalen Studien, in denen überwiegend eine Zweidimensionalität des WAI identifiziert werden konnte.
Welcher WAI-Fragebogen wurde für die Normstichprobe verwendet?
Es wurde eine modifizierte Kurzversion des klassischen, ins Deutsche übersetzten WAI verwendet. Bei dieser Version wurden für den Indikator WAI 3 Anzahl der vom Arzt diagnostizierten Krankheiten die 51 einzelnen Krankheitsdiagnosen der Langversion auf 14 übergeordnete Krankheitsgruppen eingegrenzt. Weiterhin wurden für diesen Indikator WAI 3 lediglich die vorliegenden Diagnosen der letzten 12 Monate in die Analysen einbezogen.
Wo ist der WAI-Fragebogen zu finden und wie erfolgt die Berechnung der zwei Faktoren?
Welche Werte können die WAI-Faktoren erreichen?
Der erste Faktor Subjektive Arbeitsfähigkeit und Ressourcen kann Werte zwischen 4 und 31 erreichen.
Der zweite Faktor Gesundheitsbedingungen kann Werte zwischen 3 und 18 erreichen.
Welche Informationen liegen über die Normstichprobe vor?
Die Grundgesamtheit für die Datenerhebung bildeten alle zum 31. Dezember 2010 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen der Geburtenjahrgänge 1951 bis 1980.
Vom Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas) durchgeführte Analysen belegen, dass die Verteilungen regionaler und soziodemografischer Merkmale in der Stichprobe der tatsächlich Befragten von den Verteilungen der Grundgesamtheit lediglich geringfügig abweichen. Dies ist ein Hinweis auf eine hohe Stichprobengüte und auf die Generalisierbarkeit der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit mit Blick auf die Grundgesamtheit.
Eine detaillierte Darstellung der soziodemografischen Daten der S-MGA-Stichprobe kann folgender Publikation entnommen werden:
Rose et al.: The Study on mental health at work: Design and sampling. In: Scandinavian journal of public health 45 (2017), H. 6, S. 584-594.
Für welche Zielgruppe steht ein Vergleich mit Normwerten zur Verfügung?
Die Normstichprobe erlaubt Vergleiche der Ergebnisse zu den zwei Faktoren des WAI für alle bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen (sowohl Vollzeit- als auch Teilzeitbeschäftigte sowie Minijobber mit einem Monatseinkommen von < 400 Euro) zwischen 31 und 60 Jahren.
Eine Übertragbarkeit der Struktur des WAI auf Freiberufler, Selbständige und Beamte sowie Personen unter 31 bzw. über 60 Jahren wurde bislang nicht geprüft.
Über diese Beschränkungen hinausgehende Anwendungen des Verfahrens würden damit auf nicht geprüften Annahmen zu diesen Teilpopulationen beruhen.