Zahlen, Daten und Fakten zur Gestaltung der Arbeitszeit
Die Gestaltung der Arbeitszeit bestimmt zu großen Teilen, welche Zeit zur Erholung und für private Verpflichtungen zur Verfügung steht. Sie gehört daher zu den zentralen Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Aufgrund der sich verändernden Anforderungen in der Arbeitswelt steht die Regulation und Gestaltung der Arbeitszeit im Mittelpunkt politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Diskussionen in Deutschland. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) schafft mit der BAuA-Arbeitszeitbefragung eine empirische Datenbasis für diese Diskussion.
Im Rahmen dieser repräsentativen Panelbefragung wurden 2015, 2017 und 2019 Erwerbstätige befragt. Für den aktuellen Arbeitszeitreport Deutschland 2021 wurden erneut etwa 20.000 Beschäftigte befragt. Die Daten geben differenziert Aufschluss über die Arbeitszeitrealität der Beschäftigten und erlauben unter anderem eine Einschätzung zu Fragen der Arbeitszeit und deren Gestaltung.
Länge der Arbeitszeit
Abhängig Beschäftigte in Deutschland arbeiten durchschnittlich 38,4 Stunden. Vollzeitbeschäftigte haben eine durchschnittliche tatsächliche Arbeitszeit von 43,0 Stunden pro Woche und arbeiten damit durchschnittlich 4,3 Stunden mehr als vertraglich vereinbart. Männer arbeiten am häufigsten in langer Vollzeit (40–48 Stunden: 58 %) und deutlich häufiger in überlanger Vollzeit (48,1–60 Stunden: 14 %) als Frauen (6 %). Auch Frauen arbeiten am häufigsten in langer Vollzeit (40–48 Stunden: 36 %). Zudem arbeiten sie häufig in langer Teilzeit (20–34,9 Stunden: 33 %). Die Verteilung der Arbeitszeiten für Männer und Frauen ist in folgender Abbildung dargestellt.
Vor- und Nachteile von flexiblen Arbeitszeiten
Der Achtstundentag feierte im Jahr 2018 sein 100-jähriges Bestehen. Allerdings prägen flexible Arbeitszeiten und atypische Arbeitszeitlagen die Arbeit vieler Beschäftigten. Zwar geben 2021 immerhin 80 Prozent der Beschäftigten an, in der Regel zwischen 7 und 19 Uhr zu arbeiten. Allerdings berichten auch 39 Prozent der Beschäftigten, mindestens einmal monatlich auch am Wochenende zu arbeiten. 22 Prozent geben zudem an, dass ihr Arbeitsumfeld erwartet, dass sie im Privatleben für dienstliche Belange erreichbar sind. Tatsächlich werden 13 Prozent der Beschäftigten häufig außerhalb der Arbeitszeit wegen dienstlicher Angelegenheiten kontaktiert. Das betrifft Führungskräfte häufiger als Beschäftigte ohne Führungsverantwortung.
Die Flexibilitätsmöglichkeiten für Beschäftigte haben im Vergleich zu 2019 deutlich zugenommen. Fast die Hälfte der abhängig Erwerbstätigen kann Einfluss auf Arbeitsbeginn und -ende nehmen (46 %), mehr als die Hälfte kann beeinflussen, wann sie sich Stunden freinimmt (52 %), und zwei Drittel haben Einfluss darauf, wann sie sich Urlaub oder Tage freinehmen (66 %).
Gleichzeitig erlebt ein Zehntel der Beschäftigten häufig kurzfristige Änderungen der Arbeitszeit aufgrund betrieblicher Belange (10 %).
Darüber hinaus zeigt sich: Beschäftigte mit hohen betrieblichen Flexibilitätsanforderungen, wie etwa kurzfristigen Änderungen ihrer Arbeitszeit, schätzen ihr gesundheitliches Befinden tendenziell schlechter ein. Sie sind unzufriedener mit ihrer Work-Life-Balance als andere Beschäftigte. Umgekehrt zeigt sich: Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten auf die Arbeitszeitgestaltung sowie Planbarkeit und Vorhersehbarkeit der Arbeitszeit gehen mit einer besseren Gesundheit und Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben einher.
Schichtarbeit betrifft etwa 1 von 5 Beschäftigten. 8 Prozent der Beschäftigten arbeiten dabei in Wechselschicht ohne Nachtanteile, 7 Prozent arbeiten in Wechselschicht mit Nachtanteilen und 1 Prozent in Dauernachtarbeit. Schichtarbeit geht sowohl mit Einschränkungen der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben als auch mit Beeinträchtigungen des gesundheitlichen Befindens einher.
Arbeit von zuhause
Im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie hat der Anteil von Beschäftigten, die von zuhause aus arbeiten (Telearbeit und Homeoffice), deutlich zugenommen. Durchschnittlich arbeitet 2021 zwar ein größerer Anteil der Frauen (57 %) als Männer (51 %) von zuhause, dies jedoch häufiger ohne eine Vereinbarung. Mit einer Vereinbarung arbeitet etwa ein Drittel der Männer (32 %) und Frauen (33 %) von zuhause (vgl. Abbildung). Während der Anteil der Männer, die über eine Vereinbarung zu Telearbeit oder Homeoffice verfügen, bis 2017 noch größer war, hatte bereits 2019 ein etwa gleich großer Anteil Männer und Frauen eine Homeoffice- beziehungsweise Telearbeitsvereinbarung.