Die Dauer, Lage und Verteilung der Arbeitszeit haben entscheidenden Einfluss auf das psychische und körperliche Wohlbefinden des arbeitenden Menschen. Entsprechend spielt ihre menschengerechte Gestaltung eine wichtige Rolle für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Was eine menschengerechte Arbeitszeitgestaltung auszeichnet, welche Arbeitszeitmodelle unter gesundheitlichen Aspekten empfehlenswert sind und welche nicht - diesen und anderen Fragen geht die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Forschungs- und Entwicklungsprojekten nach. Die so generierten Erkenntnisse gehören heute zum Standard im Bereich der Arbeitszeitgestaltung, vieles hat im Rahmen von Politikberatung Eingang ins Regelwerk gefunden.
Länge der Arbeitszeit
Derzeit gehen Diskussion und Bestrebungen hinsichtlich der Arbeitszeitgestaltung vor allem in Richtung Arbeitszeitverlängerung und -flexibilisierung. Dabei sind lange Arbeitszeiten weder ökonomisch noch sinnvoll für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben Untersuchungen gezeigt, dass die effizienteste Dauer der Arbeitszeit bei acht Stunden täglich liegt. Längere Arbeitszeiten führen zu
- einem deutlichen Anstieg des Unfallrisikos,
- einer Abnahme der Leistungsfähigkeit,
- einem höheren gesundheitlichen Risiko für die Beschäftigten.
Daneben tragen überlange Arbeitszeiten häufig zum Burnout-Syndrom bei, was viele Unternehmen bereits zum Umdenken veranlasst hat. Sie legen heute ein stärkeres Augenmerk auf den Aspekt der Work-Life-Balance, um Kreativität sowie Innovations- und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten.
Flexibilisierung der Arbeitszeit
Neben längeren Arbeitszeiten sehen viele Unternehmen die Flexibilisierung der Arbeitszeit als Mittel der Wahl, um Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Auf betrieblicher Seite steht hinter dem Wunsch nach Flexibilisierung das Ziel, den Personaleinsatz weitgehend an den Arbeitsanfall beziehungsweise an die Auftragslage anzupassen. Flexible Arbeitszeiten bieten hier die kurzfristige Möglichkeit, mit Mehrarbeit über die normale Arbeitszeit hinaus Auftragsspitzen aufzufangen. Bei herkömmlichen Arbeitszeitmodellen geschieht das mittels Überstunden. Die erhöhen allerdings sowohl die Kosten als auch den arbeitsorganisatorischen Koordinierungsaufwand. Zudem führen Überstunden zu einer höheren Beanspruchung sowie einer geringeren Planbarkeit der arbeitsfreien Zeit auf der Seite der Beschäftigten. Daneben ergeben sich Zeiten, in denen aufgrund geringerer Nachfrage das Personal nicht ausgelastet ist, die aber auf der Kostenseite voll zu Buche schlagen.
Neue Herausforderungen für die Arbeitszeitgestaltung
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit bedeutet grundsätzlich eine neue Ausgangssituation für die Arbeitszeitgestaltung. Während in der Vergangenheit primär die Gestaltung kollektiver Arbeitszeit und kollektiver Freizeit im Mittelpunkt stand, ist die derzeitige und künftige Arbeitszeitgestaltung stärker nachfrageorientiert. Das bedeutet, dass die individuelle Arbeitszeit stärker von variablen Aspekten abhängig wird.
Verstärkt wird dieses Problem zusätzlich durch neue Arbeitsformen wie zum Beispiel:
- Teilzeitbeschäftigung,
- Mehrfachbeschäftigung,
- Mobiles Arbeiten,
- Telearbeit,
- Leiharbeit,
- Minijobs.
Insofern ist flexible Arbeitszeit kaum noch mit den "alten" Arbeitszeitstrukturen - Fünf-Tage-Woche, 38,5 Stunden zwischen 6.00 und 18.00 Uhr - vergleichbar. Entsprechend stellen sich auch für den Arbeits- und Gesundheitsschutz neue Fragen und Aufgaben, denen die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin derzeit nachgeht: