Das Anfang 2014 begonnene BAuA-Projekt "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt - Wissenschaftliche Standortbestimmung" wurde im Mai 2017 mit der Vorstellung des Abschlussberichts beendet. Das Forschungsprojekt zielte darauf ab, den Stand des Wissens zu psychischen Arbeitsbedingungsfaktoren in der Arbeit aufzubereiten, die Übertragbarkeit der vorhandenen Erkenntnisse auf die sich verändernden Arbeitsbedingungen zu bewerten sowie Wissenslücken zu psychischen Belastungsfaktoren, Belastungskonstellationen und deren Wirkungen auf den Menschen zu identifizieren. Darüber hinaus wurden auch das verfügbare Gestaltungswissen sowie hier bestehende Forschungsdefizite ermittelt.
Im Projekt "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt" wurden für mehr als 20 Arbeitsbedingungsfaktoren Scoping Reviews angefertigt und vier Themenfeldern zugeordnet: "Arbeitsaufgabe", "Führung und Organisation", "Arbeitszeit" und "Technische Faktoren".
Themenfeld "Arbeitsaufgabe"
- Tätigkeitsspielraum in der Arbeit
- Handlungs- und Entscheidungsspielraum, Aufgabenvariabilität
- Vollständigkeit
- Arbeitsintensität
- Störungen und Unterbrechungen
- Emotionsarbeit
- Traumatische Belastungen
Themenfeld "Führung und Organisation"
- Führung
- Soziale Beziehungen
- Rückmeldung
- Gerechtigkeit und Belohnung
- Atypische Beschäftigung
- Arbeitsplatzunsicherheit (Job Insecurity)
Themenfeld "Arbeitszeit"
- Atypische Arbeitszeiten
- Pausen
- Detachment
- Mobilität
- Arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit
- Work-Life-Balance
Themenfeld "Technische Faktoren"
- Lärm
- Beleuchtung
- Klima
- Mensch-Maschine-Interaktion
- Mensch-Rechner-Interaktion
Querschnittsthema "Gestaltungsansätze"
- Organisationale Resilienz
Das Projekt gliederte sich in drei Phasen und wurde von einem Ausschuss des Wissenschaftlichen Beirats der BAuA fachlich eng begleitet.
Phase 1 - Wissensaufbereitung
In dieser Phase wurden Überblicksarbeiten (Scoping Reviews) zum Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungsfaktoren und psychischer Gesundheit erstellt. Diese beschreiben jeweils den vorhandenen Erkenntnisstand. Die Erstellung der Scoping Reviews richtete sich dabei nach einem gemeinsamen Leitfaden.
Phase 2 - Wissensvertiefung
In dieser Phase lud die BAuA Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Expertengesprächen ein und bat zusätzlich um Kommentierungen zu den Scoping Reviews. In den Expertengesprächen standen übergreifende Fragen im Vordergrund, unter anderem zu Wirkungszusammenhängen und Forschungslücken, zu Gestaltungsoptionen und zur Relevanz der Themen in der sich wandelnden Arbeitswelt. Die Mitglieder des Ausschusses des Wissenschaftlichen Beirats der BAuA haben als Patinnen und Paten die Vorbereitung und die Durchführung der Expertengespräche begleitet. Die Hinweise aus den Kommentierungen und aus den Expertengesprächen nutzte die BAuA anschließend zur Überarbeitung der Scoping Reviews.
Phase 3 - Wissensanwendung
In der dritten Phase wurden die Befunde mit Akteuren des Arbeitsschutzes und der Politik erörtert. Den Abschluss des Projektes bildete ein Bericht, in dem die Ergebnisse dargestellt und Empfehlungen für den Arbeitsschutz, das betriebliche Gesundheitsmanagement und angrenzende Politikfelder abgeleitet werden.
Der Abschlussbericht wurde im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) am 5. Mai 2017 in Berlin vorgestellt. Er bildet die Grundlage für den Dialogprozess "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt".
An dem vom BMAS, dem DGB sowie der BDA getragenen Dialogprozess ist die BAuA als wissenschaftliche Begleitung und der Vorsitzende der Nationalen Arbeitsschutzkonferenz (NAK), als Schnittstelle zum Arbeitsschutz, beteiligt. Er hat das Ziel, die betriebliche Umsetzung geeigneter Maßnahmen für den Erhalt und die Stärkung der Psychischen Gesundheit zu fördern. Dafür sollen die Befunde der Studie vertieft diskutiert, Schlussfolgerungen für die Gestaltung einer gesundheitsgerechten Arbeitswelt gezogen und konkrete und messbare Ziele zur Umsetzung vereinbart werden.
Der Dialogprozess wird durch einen Steuerkreis begleitet, dem auch Entscheidungsträger der Branchenverbände und Einzelgewerkschaften angehören. Weitere Gestaltungspartner zur Sicherung der psychischen Gesundheit in der Arbeitswelt (vor allem Unfall- und weitere Sozialversicherungsträger) werden darüber hinaus einbezogen.