Arbeitsbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen umfassen Erkrankungen des Herzens und des Blutgefäßsystems. Neben außerberuflichen Einflüssen können auch bestimmte Arbeitsbedingungen eine Rolle bei ihrer Entstehung spielen. Erfahren Sie hier, welche das sind.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen umfassen Erkrankungen des Herzens und des Blutgefäßsystems. Nach wie vor stehen Erkrankungen von Herz und Kreislauf an der Spitze der Krankheits- und Todesursachenstatistik in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind sie insgesamt für etwa 33 Prozent aller Sterbefälle hierzulande verantwortlich. Darüber hinaus sind sie mit erheblichen persönlichen Krankheitsfolgen verbunden und verursachen hohe gesellschaftliche Krankheitskosten. Neben genetischen oder lebensstilbedingten Einflüssen können auch bestimmte Arbeitsbedingungen eine Rolle bei ihrer Entstehung spielen.

Die Bandbreite von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen können angeboren oder erworben sein. Sie lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  • Krankheiten des vom Herzen wegführenden (arteriellen) Systems,
  • Krankheiten des zum Herzen hinführenden (venösen und lymphatischen) Systems sowie
  • Erkrankungen des Herzens (z. B. Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen).

Häufig führen Schädigungen der Arterien, die den Sauerstoff in die peripheren Organe transportieren, durch Ein- bzw. Anlagerungen zu einer fortgeschrittenen Verengung derselben. Man spricht von Arteriosklerose. Diese kann beispielsweise eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, eine koronare Herzerkrankung (z. B. Brustenge oder Herzinfarkt) oder einen Schlaganfall verursachen.

Erkrankungen der Venen, die das Blut zum Herzen transportieren, sind häufig auf eine Venenschwäche zurückzuführen. Die Gefäßerweiterung ist oft eine Folge der Erschlaffung der Gefäßwandmuskulatur. Zu den venösen Erkrankungen gehören Krampfaderleiden, Venenentzündungen und Thrombosen.

Bedeutung und Verbreitung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Häufigkeit des Auftretens von Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt ab dem mittleren bis ins hohe Alter deutlich an und ist mit Ausnahme der venösen Erkrankungen bei Frauen niedriger als bei Männern. Häufig auftretende Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck, Herzmuskelentzündungen und Herzrhythmusstörungen.

Arbeitsunfähigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Arbeitsunfähigkeit (AU) aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen tritt mit unterschiedlicher Häufigkeit in allen Berufsgruppen auf. Die Häufigkeit von AU aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurde im BAuA-Projekt F 2255 „Berufsspezifisches Risiko für das Auftreten von Arbeitsunfähigkeit durch Muskel-Skelett-Erkrankungen und Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems - Bestimmung von Berufsgruppen und Berufen mit hoher Relevanz für die Prävention“ mit Daten fast aller gesetzlichen Krankenkassen untersucht. Im Ergebnis zeigt sich, dass Arbeitnehmer mit geringem und mittlerem Qualifikationsniveau stärker von AU aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen sind. Ebenfalls ist in den Berufsgruppen der Produktion und des Dienstleistungsbereichs AU aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufiger als in der Verwaltung nachweisbar. Das gilt für Männer und Frauen.

Außerberufliche und arbeitsbezogene Ursachen

Bei den außerberuflichen Ursachen erhöhen nach den Ergebnissen großer internationaler Studien (Gutenberg Gesundheitsstudie (GHS), INTERHEART-Studie) neben einer familiären Disposition folgende Faktoren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen:

  • Rauchen
  • Alkoholkonsum
  • mangelnde Bewegung
  • ungesundes Ernährungsverhalten
  • Übergewicht
  • hohe Blutfettwerte
  • Bluthochdruck
  • Diabetes mellitus
  • psychosoziale Faktoren (Stress)

Die meisten Erkenntnisse für den Zusammenhang von arbeitsbedingten Risikofaktoren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegen für psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz vor. Demnach können die folgenden psychosozialen Belastungen das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen:

  • hohe Arbeitsanforderung bei gleichzeitig geringem Handlungsspielraum
  • Gratifikationskrisen (das heißt ein Ungleichgewicht zwischen den wahrgenommenen beruflichen Anforderungen gegenüber den erfahrenen oder zugesicherten Anerkennungen)
  • Schichtarbeit
  • überlange Arbeitszeiten

Diese Belastungen können auch das Gesundheitsverhalten verändern und auf diesem Weg zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko beitragen.

Auch berufsbedingte Expositionen gegenüber Feinstaub und herzschädigenden Stoffen können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Darüber hinaus werden physikalische Belastungen wie Lärm und Hitze sowie körperliche Belastungen im Zusammenhang mit der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen diskutiert. Zu den körperlichen Belastungen zählen sowohl schwere körperliche Arbeit, d.h. hohe körperliche Anforderungen, als auch körperliche Unterforderung durch langes berufliches Sitzen oder Stehen.

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