40. Wissenschaftliches Seminar, 16. März 2018

Vortrag von

  • Prof. Dr. Johannes Siegrist (Seniorprofessur "Psychosoziale Arbeitsbelastungsforschung" an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Angesichts des weitreichenden Wandels von Arbeitsinhalten und Beschäftigungsformen im Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung und Digitalisierung stellt sich die Frage, wie weit etablierte Arbeitsstressmodelle, deren Grundideen stark von den Bedingungen der Nachkriegszeit in westlichen Industrieländern beeinflusst waren, noch aussagekräftig sind.

Im Vortrag wird diese Frage geprüft, und es werden drei Argumente angeführt, die zumindest für das Anforderungs-Kontroll-Modell (Karasek 1979) und das Modell beruflicher Gratifikationskrisen (Siegrist 1996) erwarten lassen, dass sie zur Erklärung arbeitsbedingter Gesundheitsrisiken weiterhin einen signifikanten Beitrag leisten können. Die Argumente beziehen sich auf die überzeugende stresstheoretische Verankerung, die umfangreiche empirische Evidenz sowie die deutlichen Ausstrahlungseffekte in Praxis und Politik, die von diesen Modellen im Sinne einer Stärkung gesundheitsfördernder Arbeit ausgehen. Allerdings wird abschließend kritisch auf das Defizit hingewiesen, das nach wie vor zwischen vorliegender wissenschaftlicher Beweislage und einer Umsetzung theoriegeleiteter Empfehlungen in die Praxis besteht, ein Defizit, das in Deutschland im Vergleich zu einigen europäischen Ländern besonders ausgeprägt ist.

Kontakt

apl. Prof. Dr. Martin Schütte

Wissenschaftlicher Leiter
Fachbereich 3 "Arbeit und Gesundheit"

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