Entwicklung und Pilotierung von Qualifizierungstools für Führungskräfte und Personalvertreter zur Unterstützung erfolgreicher Restrukturierung

  • Projektnummer: F 2340
  • Projektdurchführung: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
  • Status: Abgeschlossenes Projekt

Projektbeschreibung:

Restrukturierungen – verstanden als gravierende Veränderungsprozesse, die die Aufbau- und oder Ablauforganisation von Unternehmen betreffen – werden in den meisten Unternehmen und in immer schnellerer Abfolge vorgenommen. Das erfolgreiche Meistern von Change-Anforderungen ist damit für den Erfolg von Unternehmen und häufig sogar für ihr Fortbestehen zentral. Hintergrund ist der erhöhte Markt- und Wettbewerbsdruck in einer globalisierten Wirtschaft. Neben den Chancen für bessere und produktivere Abläufe führt dies aber auch zu Widerständen und Reibungsverlusten. Die Arbeitsmenge und -intensität erhöht sich in diesen Phasen häufig – und damit auch die Belastungen für die Mitarbeiter. Die mit der Restrukturierung verbundenen Unsicherheiten und die neuen Arbeitsbedingungen gehen häufig einher mit veränderten Arbeitseinstellungen, mehr Stress und beeinträchtigter Gesundheit der Mitarbeiter.

Schlüsselakteure bei der Durchführung von Reorganisationsmaßnahmen sind neben der Unternehmensleitung auch die Führungskräfte des mittleren Managements und die Personalvertreter. Sie sollen einerseits die Veränderungsprozesse vorantreiben und zum Erfolg führen, sind aber andererseits auch dafür verantwortlich, dass die Mitarbeiter nicht über Gebühr belastet werden. Eine entsprechende Vorbereitung auf diese wichtige Aufgabe in Form von betrieblicher Weiterbildung gibt es mithin nicht.

Das Projekt leistet einen Beitrag dazu, diese Lücke zu schließen: Für beide der genannten Schlüsselgruppen wurde ein Weiterbildungsmodul zur Unterstützung in Restrukturierungen entwickelt, pilotiert und evaluiert.

Auf Basis einer qualitativen Bedarfsanalyse wurde eine zweitätige betriebliche Weiterbildung entwickelt, pilothaft bei einem Praxispartner durchgeführt und von einem umfangreichen Evaluationsprozess begleitet. Die Evaluation bezog sich auf den Teilnehmernutzen, den weiteren Implementierungsprozess und insbesondere auf die mittelbare Wirkung der vermittelten Inhalte auf die Gesundheit der Teilnehmer selbst und die der Mitarbeiter in den Organisationseinheiten der Teilnehmer. Im Rahmen der Evaluation wurden das Seminar bzw. die vermittelten Inhalte sehr positiv beurteilt. Im nachfolgenden Prozess allerdings kam es, wie so oft bei betrieblichen Interventionen, zu Friktionen, die die Nachhaltigkeit konterkarierten. Dennoch konnten im Hinblick auf die mittelbare Wirkung des Seminars auf Gesundheit und Wohlbefinden leichte Verbesserungen festgestellt werden.

Die summative Evaluation und weitere Analysen auf Basis der Projektdaten zeigten im Einklang mit anderen Befunden aus der Literatur, z. B. auch konsistent mit dem Projekt "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt", dass die operativen Führungskräfte allein die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter nicht positiv beeinflussen können. Hierzu bedarf es vielmehr konzertierter Anstrengungen auf allen Ebenen der Organisation, besonders auch auf der strategischen Ebene. Die Schlussfolgerungen und die abgeleiteten Empfehlungen tragen diesem Umstand Rechnung. Auch im weiteren strategischen Vorgehen der BAuA und in entsprechenden Folgeprojekten wird der Notwendigkeit der Berücksichtigung aller organisationalen Ebenen Rechnung getragen.

Das Projekt weist folgende besondere Merkmale auf:

  • Es stellt eine gesundheitsbezogene Weiterbildungsmaßnahme für FK und BR in organisationalen Veränderungsprozessen dar (in Abgrenzung zu den herkömmlichen Inhalten von Führungskräfteschulungen).
  • Es wurde ein systematisches Vorgehen angewandt mit umfangreicher Bedarfsanalyse sowie Berücksichtigung des Literaturstandes zu gesundheitlichen Auswirkungen in Restrukturierungen sowie des Projekts "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt".
  • F 2340 stellt ein Beispiel für ein Projekt zur betrieblichen Intervention dar und tangiert damit eine weitere wichtige strategische Ausrichtung der BAuA (Punkt 4.4. laufenden Arbeitsprogramms). Die aktuellen Erkenntnisse der Forschung zu betrieblichen Interventionen wurden im Projektdesign aufgenommen (s. Abschnitt 1.4.).
  • Umfangreiche Evaluation (Teilnehmerzufriedenheit, -nutzen, Prozess der weiteren Implementierung, Praktikereinschätzung zum Seminarkonzept, summative Evaluation im Hinblick auf die Wirksamkeit für Wohlbefinden und Gesundheit).

Folgende interessante Aspekte bestätigen und komplettieren Ergebnisse aus Vorprojekten (HIRES, HIRES public, RENEWALS, F 2305; F 2353) zu Einflussmöglichkeiten von Führungskräften in Veränderungssituationen im Hinblick auf Wohlbefinden und Gesundheit der Mitarbeiter. Die Aspekte sind jeweils mit den zugehörigen Abschnitten im Bericht (s. Anlage) unterlegt:

  • Positive Ergebnisse in der formativen und summativen Evaluation (wichtige und sinnvolle Inhalte (s. Abschnitt 3), gute Vermittlungsmethode, hohe Teilnehmerzufriedenheit, Hinweise auf positive Wirkung auf Wohlbefinden und Gesundheit).
  • Bei Prozessevaluation: Problem der Nachhaltigkeit (schlechte weitere organisationale Kommunikation, weitere Restrukturierungsmaßnahme, Verantwortungsdiffusion).
  • Stützung der Ergebnisse des Projekts "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt" (F 2353) zur Notwendigkeit von Mehr-Ebenen-Betrachtungen und der Bedeutung der Führungs- UND Managementebene (s. Abschnitte zur summativen Evaluation sowie 5.2. und 5.3):

    • Führungskräfte können Ressourcen bieten und positiv auf den Zusammenhang von Veränderungserleben und Wohlbefinden/Gesundheit einwirken.
    • Führungskräfte können indes nur sehr begrenzt auf die Belastungssituation (Workload, Druck, Verantwortung, Unsicherheit) einwirken. Die Weichenstellungen dafür werden auf strategischer Ebene vorgenommen.
  • Forschung zur betrieblichen Intervention muss kritisch die Umsetzungsphase und Nachhaltigkeit einer Maßnahme reflektieren. Dazu gehört auch die Frage der sinnvollen Abgrenzung zu Beratungsprozessen, die von Forschungseinrichtungen nicht geleistet werden können und sollen (s. Abschnitte 4.1.3 und 6.1.2.). Außerdem sind "Störungen" in der Organisation (neue Restrukturierungen, Verantwortungsdiffusion, schlechte organisationale Kommunikationsstrukturen) nur sehr bedingt beeinflussbar und werden immer eine schwer kontrollierbare Größe bei der Frage der Wirksamkeit von Interventionen sein.

Publikationen

Qualifizierungstools für Führungskräfte und Betriebsräte bei betrieblichen Restrukturierungen

Erscheinungsjahr: 2018

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Qualifizierungstools für Führungskräfte und Betriebsräte bei betrieblichen Restrukturierungen

Erscheinungsjahr: 2019

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The Individual Job Impact of Change and Employees' Well-Being: Role Clarity and Interpersonal Justice as Leadership-Related Moderators

Erscheinungsjahr: 2021

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Die Bedeutung von Führungskräften für Gesundheit und Sinnerleben in Veränderungsprozessen - Vorstellung eines forschungsbasierten betrieblichen Weiterbildungsmoduls

Erscheinungsjahr: 2018

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Weitere Informationen

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Fachgruppe 1.3 "Strukturelle Veränderungen und Arbeitsorganisation; Projektkoordination INQA"

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