Gesundheitsrisiken durch biologische Arbeitsstoffe in Kompostierungsanlagen

Diese Kohortenstudie mit einer Nachbeobachtungszeit von über 12 Jahren dient der Bewertung des Gesundheitsrisikos von Beschäftigten in Kompostierungsanlagen, die langjährig gegenüber organischen Stäuben (Bioaerosolen) exponiert waren. Zweites Ziel dieser Studie war die Untersuchung der ausgeschiedenen Mitarbeiter (Drop-Outs), um deren aktuellen Gesundheitszustand sowie die Gründe des Ausscheidens zu erfassen. Darüber hinaus wurde bezüglich der Arbeitsschutzmaßnahmen der aktuelle Stand der Technik in einzelnen Kompostierungsanlagen durch die Messung luftgetragener biologischer Arbeitsstoffe an verschiedenen Arbeitsplätzen ermittelt. In diesem 2. Follow-up konnten insgesamt 190 aktuell tätige Kompostwerker, 59 Drop-Outs sowie 38 Personen des ursprünglichen nicht bioaerosolexponierten Referenzkollektives untersucht werden. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Nachuntersuchung der 76 aktuell noch in der Kompostierung tätigen Probanden, die bereits 1996/97 an der Studie teilgenommen hatten (Längsschnittkollektiv).

Zwar verschlechterten sich die Lungenfunktionsmesswerte der Kompostarbeiter und der Drop-Outs zwischen 1996/97 und dem 2. Follow-up (2009/10) signifikant, da dies jedoch auch im Referenzkollektiv der Fall war, kann eine mit der lang andauernden Bioaerosolexposition in Zusammenhang stehende Lungenfunktionseinschränkung nicht angenommen werden. Vielmehr müssen methodische Ursachen für diese Befunde in Betracht gezogen werden. Ob die im Querschnittvergleich mit dem Referenzkollektiv bzw. mit einem Kollektiv von Straßenbauarbeitern beobachteten leicht - jedoch signifikant - niedrigeren Lungenfunktionsmesswerte der Kompostarbeiter auf die Bioaerosolexposition zurückzuführen sind, kann nicht abschließend beurteilt werden.

Im Vergleich zum Referenzkollektiv litten die Kompostwerker vermehrt unter Husten und Schleimhautreizungen insbesondere der Augen im Sinne eines Mucous Membrane Irritation Syndroms (MMIS). Etwa 20% der Drop-Outs hatten ihre Tätigkeit in der Kompostierung aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Die ebenfalls ursprünglich von ihnen berichteten MMIS-Symptome besserten sich in der Mehrzahl der Fälle nach dem Tätigkeitsende oder verschwanden sogar gänzlich. Dies kann als Beleg für die Assoziation zwischen MMIS und Bioaerosolexposition angesehen werden. Im Gegensatz dazu nahm die Hustensymptomatik im Kollektiv der Drop-Outs zwischen der ersten und der aktuellen Untersuchung trotz Tätigkeitsaufgabe signifikant zu.

Im Vergleich zu den Vorläuferstudien hatte sich im Hinblick auf die Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz der Stand der Technik in den untersuchten Kompostierungsanlagen verbessert.

Bibliografische Angaben

Titel:  Gesundheitsrisiken durch biologische Arbeitsstoffe in Kompostierungsanlagen. EC200/16

Verfasst von:  V. van Kampen, A. Deckert, J. Bünger, E. Willer, H.-D. Neumann, M. Buxtrup, C. Felten

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2012. 
ISBN: 978-3-88261-144-1, Seiten: 120, Projektnummer: F 2063, Papier, PDF-Datei

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ProjektnummerF 2063 StatusAbgeschlossenes Projekt Gesundheitsrisiken in Kompostierungsanlagen (Längsschnittuntersuchung)

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