Digitalization reshaping job autonomy?
New evidence from the BIBB/BAuA employment survey 2024
Welchen Einfluss nimmt die Digitalisierung auf Arbeitsautonomie? Neue Erkenntnisse aus der BIBB/BAuA-ETB 2024
Angesichts fortschreitender Digitalisierung untersucht dieser Artikel den Zusammenhang zwischen dem Einsatz digitaler Technologien am Arbeitsplatz und der subjektiven Wahrnehmung der Arbeitsautonomie durch Beschäftigte.
Arbeitsautonomie gilt als zentrale Arbeitsressource, die es Beschäftigten ermöglicht, Arbeitsanforderungen zu begegnen, und steht in positivem Verhältnis zu Produktivität, Zufriedenheit oder Kreativität.
Auf der Basis der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen von 2012, 2018 und 2024 werden der Einsatz und die Einführung digitaler Technologien als Indikatoren für die Digitalisierung am Arbeitsplatz herangezogen. Arbeitsautonomie wird anhand eines zusammengesetzten Index und vier Unterdimensionen (Aufgabe, Ziel, Planung, Arbeitszeit) gemessen. Mittels multipler linearer Regressionsanalysen werden die Effekte digitaler Anwendungen auf den Autonomieindex geschätzt.
Die Regressionsanalysen zeigen, dass digitale Technologien auf verschiedene Weise mit der Arbeitsautonomie zusammenhängen: Videokonferenzen verbessern alle Bereiche der Autonomie, während die häufige Nutzung von Computern die Freiheit bei der Aufgabenausführung erhöht, aber die Flexibilität in Bezug auf Arbeitsziele und Arbeitszeit einschränkt. Smartphones fördern die Aufgaben- und Methodenautonomie, sind jedoch mit einem Verlust der Kontrolle über Ziele und Arbeitszeiten verbunden. Eine höhere Autonomie steht in positivem Zusammenhang mit der wahrgenommenen Entlastung durch die Einführung neuer Technologien. Diese Ergebnisse fügen sich somit in die bestehende Forschung zur ambivalenten Wirkung von Digitalisierung auf Arbeitsbedingungen ein.
Praktische Relevanz: Dieser Artikel bietet einen differenzierten Blick auf den Zusammenhang zwischen Arbeitsautonomie und der Nutzung ausgewählter digitaler Tools und liefert wertvolle Erkenntnisse für Unternehmen und politische Entscheidungsträger, um Strategien für die Schaffung humaner Arbeitsbedingungen in einer zunehmend digitalisierten und intensivierten Arbeitswelt zu entwickeln. Flexible Kommunikation erweist sich in allen Bereichen als starker Treiber für mehr Arbeitsautonomie. Der Erfolg der digitalen Transformation liegt nicht in der bloßen Einführung neuer Tools und Geräte, sondern darin, wie diese erlebt werden: Wenn Beschäftigte sie als Erleichterung wahrnehmen, kann auch die Autonomie zunehmen.
Die Studie liefert außerdem Erkenntnisse zu potenziellen Stressfaktoren, die aus einem Mangel an Autonomie am Arbeitsplatz resultieren. Die häufige Nutzung von Computern und Smartphones kann die Arbeitsautonomie in bestimmten Bereichen einschränken. Die Ergebnisse deuten auf einen erhöhten Leistungsdruck und eine stärkere externe Kontrolle hin. Die Arbeitsschutzperspektive muss sich daher über technische und physisch-ergonomische Aspekte hinaus stärker auf psychologische und organisatorische Faktoren konzentrieren.
Dieser Artikel ist im Journal "Zeitschrift für Arbeitswissenschaft" (2025) erschienen.
Bibliografische Angaben
Titel: Digitalization reshaping job autonomy?. New evidence from the BIBB/BAuA employment survey 2024
in: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, Volume 79, Ausgabe 3, 2025. Seiten: 369-390, DOI: 10.1007/s41449-025-00480-7