Aufbauend auf den umfassenden statistischen Ergebnissen über Tätigkeits- und Organisationsstruktur, die mit dem Arbeitswissenschaftlichen Erhebungsinstrument für Bauarbeit (AEB) erhoben wurden, wurde in einem weiterführenden Untersuchungsschritt mit Hilfe des hier beschriebenen Erhebungsverfahrens, der Videoanalyse mit integrierter Beanspruchungserhebung (VIB), die Belastungswirkung typischer Tätigkeitsabschnitte aus biomechanischer und physiologischer Sicht analysiert. Durch Zusammenführen dieser beiden methodischen Ansätze, AEB und VIB, sollte der Zugang zur Analyse und Bewertung inter- und intraindividueller Variationen von Arbeitsbewegungen bei komplexen handwerklichen Tätigkeiten geschaffen werden.

Bei den von Maurern angewandten Arbeitsstrategien handelt es sich um spezifische motorische Bewegungsmuster, die im intraindividuellen Bereich durchaus eine weitgehend stabile Ausprägung haben. Solche Muster der Bewegungskoordination konnten in einzelnen Tätigkeitsabschnitten, aber auch in vollständigen zyklischen Handlungsabläufen identifiziert werden. Dies bedeutet, dass es Grundstrukturen in Form stereotyper und identifizierbarer Bewegungsmuster gibt, die es erlauben, die Arbeitsbelastung bei der Ausführung der komplexen, handwerklichen Bewegungsabläufe zu bewerten. Die Beobachtungen machen deutlich, dass es durchaus schonende Arbeitsweisen gibt, und daher ein Konzept zur Empfehlung von protektiven Bewegungsabläufen sinnvoll ist.

Die unter Feldbedingungen erhobene Kinematik der Bewegungsabläufe stimmt zwar weitgehend mit den Ergebnissen aus Laboruntersuchungen überein, doch werden in beiden Fällen erhebliche interindividuelle Belastungsunterschiede festgestellt. Um so wichtiger ist es, den Abbau von Belastungsspitzen zum Gestaltungsziel zu machen, da der in den individuellen Bewegungsmustern erkennbare Handlungsspielraum nicht beeinträchtigt werden sollte.