DGB-Index - Eine Überprüfung der statistischen Gütekriterien

Mit dem DGB-Index "Gute Arbeit" liegt ein Befragungsinstrument vor, das vom Deutschen Gewerkschaftsbund seit 2007 zur jährlichen Ermittlung der von den Beschäftigten wahrgenommenen Qualität ihrer Arbeitsbedingungen eingesetzt wird. Das Instrument besteht aus insgesamt 31 Items, die 15 Dimensionen konstituieren, die weiter zu den drei Teilindizes "Ressourcen", "Belastungen" sowie "Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit" zusammengefasst werden, aus denen sich der Gesamtindex bildet. Aufbau und Konzeption des DGB-Index sind nicht unwidersprochen geblieben. Bemängelt wird u. a., dass der DGB-Index keine Aussagen zum Messobjekt und der Zuverlässigkeit der erhobenen Daten macht, d. h. unklar lässt, ob zwischen den Beschäftigten oder unterschiedlichen Arbeitsbedingungen bestehende Unterschiede in der Qualität der Arbeit erfasst werden. Dementsprechend erfolgte in der vorliegenden Studie eine Untersuchung der Zuverlässigkeit, mit der der DGB-Index Unterschiede in der Qualität der Arbeit zwischen verschiedenen Berufsabschnitten zu ermitteln erlaubt, als ein erster Schritt zur Aufklärung der bedingungsbezogenen Reliabilität des Verfahrens. Dazu standen vier in den Jahren 2007 bis 2010 erhobene Kollektive zur Verfügung. Die Analysen erfolgten auf Grundlage der Generalisierbarkeitstheorie, die den Vorteil hat, mehrere potenzielle Messfehlerquellen gleichzeitig berücksichtigen zu können. Die Auswertungen wurden separat für die einzelnen Erhebungszeitpunkte sowie die verschiedenen Aggregationsebenen des DGB-Index vorgenommen. Als mögliche Messfehlerquellen gingen in die Analysen das Alter und Geschlecht sowie die Befragten und die Items oder Dimensionen oder Teilindizes ein.

Die Ergebnisse zeigen, dass der DGB-Index vorhandenen Reliabilitätsstandards nach DIN EN ISO 10075-3 durchaus entsprechen kann: Zwar gelingt die Trennung von Berufsabschnitten auf der Ebene der einzelnen Items bei allen drei Bereichen - Ressourcen, Belastungen und Einkommen/Sicherheit - nicht zufriedenstellend, jedoch erreicht das Instrument, bei entsprechender Stichprobengröße, die für Orientierungs-, Screening- und Präzisionsmessungen geltenden Mindestreliabilitäten, wenn Dimensions- oder Teilindexwerte verwendet werden. Anzustreben ist eine größere inhaltliche Homogenität insbesondere bei der Dimension Ressourcen und den drei Teilindizes. Um Aufschluss über die faktorielle Validität des DGB-Index zu erhalten, erfolgte eine konfirmatorische Faktorenanalyse (KFA). Sie basiert auf den Daten aller Personen, die den DGB-Index vollständig beantwortet hatten (N=16268). Die KFA bestätigt die Notwendigkeit einer Revision des DGB-Index, da die Anpassung der Daten an das Modell nicht vollständig überzeugt. Ein reduziertes Modell, das aus nur noch aus sieben einen Faktor bildenden Dimensionen besteht, führte zu einer zwar nicht gänzlich befriedigenden, aber deutlich besseren Anpassungsgüte. Die Studie zeigt mögliche Ansatzpunkte für eine Überarbeitung des DGB-Index. Anzustreben ist v. a. eine konkret bedingungsbezogene Untersuchung der Messeigenschaften, die Aufschluss über Sensitivität und Diagnostizität des Verfahrens liefert. Dazu ist der DGB-Index unter in Belastungsart und -intensität unterschiedlichen Arbeitsbedingungen einzusetzen.

Bibliografische Angaben

Titel:  DGB-Index - Eine Überprüfung der statistischen Gütekriterien. 

Verfasst von:  M. Schütte

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2011.  Seiten: 110, PDF-Datei

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