Epidemiologie arbeitsbedingter Infektionskrankheiten

Bei der Gefährdungsbeurteilung nach Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) gilt es unter anderem zu ermitteln, ob eine Infektionsgefährdung für die Beschäftigten vorliegt. Hinweise hierfür gibt die Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen (BioStoffV) bzw. die diese konkretisierenden Technischen Regeln Biologische Arbeitsstoffe (TRBA). Diese wie auch das bei den Ländern oder den Unfallversicherungsträgern verfügbare Material decken jedoch nicht alle Expositionsszenarien ab. Während in der Regel ausreichend Informationen zu Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in Laboratorien und dem verwandten Bereich der Biotechnologie oder in Tätigkeitsfeldern mit großen Beschäftigtengruppen oder augenfälligem Gefährdungspotential (z. B. Gesundheitsdienst, Entsorgungswirtschaft, Landwirtschaft) zu finden sind, fehlen diese für eher selten vorkommende Tätigkeiten bzw. Erreger von Infektionskrankheiten. Insbesondere fehlt es für die Gefährdungsbeurteilung häufig an Informationen im Hinblick auf ein möglicherweise beruflich bedingt erhöhtes Infektionsrisiko bei nicht gezielten Tätigkeiten außerhalb von Laboratorien. Entsprechend lag der Fokus bei der im Forschungsprojekt durchgeführten Literaturrecherche und Literaturbewertung auf dieser Fragestellung.

Ausgehend von der Liste von Infektionserregern im Anhang 3 der Richtlinie EU/2000/54 wurde zunächst eine Auswahl interessierender Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten getroffen. Danach erfolgte eine standardisierte Literatursuche in internationalen Datenbanken. Zusätzlich wurden offizielle nationale und internationale Veröffentlichungen ausgewertet. Die Ergebnisse der Literaturrecherche wurden in Abhängigkeit von der Zahl der verwertbaren Literaturstellen in Erreger-spezifischen Kurz- oder Langberichten zusammengefasst. Für einige Erreger, bei denen bereits sehr viele Veröffentlichungen zur Epidemiologie tätigkeitsbedingter Infektionen vorliegen, wurde auf die Erstellung eines Berichts verzichtet (z. B. Hepatitis-B-Virus).

Eine Literaturrecherche wurde für 256 Krankheitserreger durchgeführt. Aus der Zusammenstellung von Kasuistiken und epidemiologischen Befunden wurde bei 17 Erregern weiterer Handlungsbedarf ermittelt in dem Sinne, dass Forschungsprojekte angezeigt scheinen.

Mit dem gewählten Vorgehen konnten bisher nicht in diesem Maße bekannte beruflich bedingt erhöhte Infektionsrisiken für ausgewählte Tätigkeiten bzw. Expositionsszenarien aufgedeckt und die Datenbasis für bereits bekannte Infektionsrisiken erweitert werden. Die Ergebnisse des Projektes liefern damit eine wichtige Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkeiten mit möglicher Infektionsgefährdung. In Abhängigkeit von den das Infektionsrisiko beeinflussenden Faktoren kann im Einzelfall eine vom Ergebnis der Literaturrecherche abweichende Beurteilung erforderlich sein.

Bibliografische Angaben

Titel:  Epidemiologie arbeitsbedingter Infektionskrankheiten. FH500/29

Verfasst von:  I. Fischer, S. Schurer, R. Jäckel, M. A. Rieger

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2013.  Seiten: 425, Projektnummer: F 5198/A91, PDF-Datei

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