Leitmerkmalmethode Manuelle Arbeitsprozesse

Der vorliegende Bericht beschreibt die Entwicklung und Erprobung einer Methode zur praxisgerechten Beurteilung der Belastungen im Hand-Arm-Schulter-Bereich durch kleinere Aktionskräfte und größere Häufigkeiten bzw. Dauer.

Das Ergebnis ist der Entwurf einer "Leitmerkmalmethode Manuelle Arbeitsprozesse". Sie ergänzt die bereits bestehenden Methoden zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen beim Heben, Halten, Tragen und Ziehen, Schieben. Entsprechend dem Prinzip der Leitmerkmalmethoden enthält sie eine objektive Anforderungs- und Belastungsbeschreibung und benennt die möglichen Gefahren für eine physische Überbeanspruchung. Sie berücksichtigt sicher erkennbare Tätigkeitsmerkmale und deren Wechselwirkung. Zu berücksichtigende Leitmerkmale sind:

  • Tägliche Dauer der Tätigkeit
  • Art, Höhe und Häufigkeit der Kraftaufwendung
  • Körperhaltung
  • Hand-Arm-Stellung
  • Arbeitsorganisation
  • Ausführungsbedingungen.

Die Leitmerkmale werden in einzelnen Skalen quantifiziert. Die Skalen entsprechen den Bedingungen der Praxis und reichen von minimal/optimal bis maximal/schlecht. Die Einstufung auf diesen Skalen gibt Hinweise auf Belastungsengpässe. Durch die Multiplikation des Skalenwertes der täglichen Dauer der Tätigkeit mit der Summe der anderen Skalenwerte kann ein Gesamtwert errechnet werden.
Eine Risikobewertung ist bei Berücksichtigung zusätzlicher arbeitsorganisatorischer und individueller Merkmale möglich.

Die Entwicklung erfolgte auf der Grundlage einer umfassenden und kritischen Literaturauswertung, Nachauswertungen eigener Studien, einer Bestandsaufnahme der realen Arbeitsformen und Belastungsstrukturen in Deutschland und den Anwendungserfahrungen mit den Leitmerkmalmethoden. Daran beteiligt waren insgesamt 53 Personen; Wissenschaftler, Aufsichtspersonen aus Landesämtern und Berufsgenossenschaften, Betriebsärzte, Sicherheitsfachkräfte und Vorgesetzte aus 28 Unternehmen in verschiedenen Branchen. Nach der Herausarbeitung eines ersten Entwurfs wurde dieser mit den potenziellen Anwendern an 112 Arbeitsplätzen vor Ort diskutiert und iterativ weiterentwickelt.

Anschließend erfolgten zwei nicht begleitete Testprojekte im Bereich der Landwirtschaft und durch Aufsichtspersonen aus einem Landesamt für Arbeitsschutz.

Die Ergebnisse der Methodenerprobung sind akzeptabel. Die Verteilung der Beurteilungsergebnisse entspricht dem Spektrum der betrieblichen Praxis. Ungefähr 20 % der Tätigkeiten liegen im "grünen" und 10 % im "roten" Bereich. Bei 70 % aller Tätigkeiten wurde eine erhöhte Belastung festgestellt. Fast immer waren die Bewertungen glaubwürdig und stimmten mit den betrieblichen Erfahrungen überein.

Der Entwurf wird zur Breitenerprobung veröffentlicht. In einem Folgeprojekt wird er wissenschaftlich evaluiert.

Hinweis: Leitmerkmalmethode zur Erfassung von Belastungen bei manuellen Arbeitsprozessen in der Version von 2007. Achtung: neue Version von 2019 verfügbar

Bibliografische Angaben

Titel:  Leitmerkmalmethode Manuelle Arbeitsprozesse. Erarbeitung und Anwendungserprobung einer Handlungshilfe zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen

Verfasst von:  U. Steinberg, S. Behrendt, G. Caffier, K. Schultz, M. Jakob

1. Auflage.  Dortmund:  Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2007. 
ISBN: 978-3-88261-073-4, Seiten: 175, Projektnummer: F 1994, Papier, PDF-Datei

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